Schluss mit lustig beim Villacher Fasching

Schluss mit lustig heißt es momentan in der Villacher Faschingsgilde: Nach Streitigkeiten ist der gesamte Vorstand samt einigen Ministern bei einer außerordentlichen Jahreshauptversammlung zurückgetreten.

Hintergrund des Streits sind umstrittene Personalentscheidungen. Hinter vorgehaltener Hand wird auch von einem rauen Umgangston der sonst humorvollen Vorstandsmitglieder gesprochen.

Fasching inoffiziell: „Rausschmeißklima“ statt Lei Lei

Die Vorgeschichte: Im Mai dieses Jahres wurde der Vierervorstand bei der Jahreshauptversammlung mit knapper Mehrheit wiedergewählt. Einer der sieben Minister, er war zuständig für Bühnenbau und Dekoration, wurde danach vom Vorstand nicht mehr wiederbestellt. Diese Entscheidung sorgte für großen Unmut in der Gilde. Inoffiziell wird sogar von einem generellen „Rausschmeißklima“ in der Lei-Lei-Gemeinschaft gesprochen.

Daraufhin forderten die zwei Rechnungsprüfer, unter ihnen der Villacher Arzt Ortwin Rainer, per Unterschriftenliste eine außerordentliche Versammlung ein. „Aus dem Grund, weil vor allem in den letzten zwei Jahren das Klima sehr schlecht war. Die Arbeit vom Vorstand als Vorstand war gut, aber die Nähe zum Mitglied nicht mehr gegeben. Dann kamen noch ein paar sonderbare Entscheidungen hinzu, die den Ausschlag dazu gegeben haben, die Sitzung einzuberufen“.

Keine Stellungnahme des Kanzlers

Die Sitzung dauerte rund drei Stunden, am Ende gab der gesamte Vorstand überraschend den Rücktritt bekannt. Mehrere ehrenamtliche Minister traten ebenfalls zurück. Kanzler Walter Rudka legte zusätzlich seine Funktion als hauptberuflicher Geschäftsführer der Gilde zurück sowie die Geschäftsführung jener Gesellschaft, die für den Faschingsumzug verantwortlich ist. Rudka, sonst nicht medienscheu, wollte gegenüber dem ORF keine Stellungnahme abgeben.

Gesprächsbereit zeigte sich hingegen Barbara Ortner. Die langjährige Finanzministerin der Gilde trat bereits Anfang August zurück. "Ich war die erste vom Vorstand der Villacher Faschingsgilde, die ihr Amt zurückgelegt hat und auch vom Verein ausgetreten ist, weil ich es einfach nicht mehr eingesehen habe: Diese ewigen Querelen und Vorwürfe, die da plötzlich aufgetaucht sind und die ich mir gefallen lassen musste. Dass ich im Auftreten zu schroff und ruppig bin, obwohl mir von allen immer bestätigt wurde, dass ich meine - in meiner Freizeit ehrenamtlich ausgeführte - Arbeit als Finanzminister vorbildlich erledigt habe.“

Faschingslegende Bartl: „Bin enttäuscht“

Die Gilde hat ein eigenes Haus mit Büros und Proberäumen in Villach. Ehrenkanzler Gernot Bartl ist seit 47 Jahren Mitglied des Vereins und war 27 Jahre lang Kanzler. "Ich bin enttäuscht. Ich habe bei dieser außerordentlichen Sitzung alle gefragt: ‚Bist du für die Faschingsgilde?‘ - und der Vorstand und die anwesenden Minister standen nach dreieinhalb Stunden Gespräch auf und sagten: ‚Wir treten zurück‘. Ich glaube, dass das nicht die richtige Vorgangsweise für den Verein ist.“

Neue Jahreshauptversammlung am 24. September

Für den 24. September hat Bartl eine neuerliche Jahreshauptversammlung einberufen, dann soll ein neuer Vorstand gewählt werden. Ob er sich der Wahl zum Kanzler stellen wird, lässt der Ehrenkanzler offen. Bis Faschingsbeginn wird sich zeigen, ob die Narren wieder miteinander lachen können - das Bühnenprogramm soll von dem internen Streit nicht betroffen sein.