Armut: Versorger schalten Strom ab

Wegen der schlechten Wirtschaftslage und der hohen Arbeitslosigkeit in Kärnten können immer mehr Menschen ihre Stromrechnung nicht mehr zahlen. 20 bis 30 Haushalten pro Monat wird deshalb allein von der KELAG der Strom gesperrt.

Rund 85.000 Menschen leben in Kärnten an oder unter der Armutsgrenze. Das sind schon 16 Prozent der Bevölkerung, weit mehr als im Österreich-Durchschnitt. Als arm gelten Menschen, die pro Monat weniger als 1.000 Euro zur Verfügung haben.

Energiearmut in Kärnten

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Josef Marketz, Direktor der Kärntner Caritas.

Dass es den Menschen hierzulande immer schlechter geht, spürt auch die Caritas. Josef Marketz, Direktor der Caritas in Kärnten: „Wir haben heuer im ersten Halbjahr 2.400 Menschen hier gehabt, die irgendwelche Hilfe gebraucht haben. Das ist eine Erhöhung von 40 Prozent. Wir sehen, dass Menschen, aus welchen Gründen auch immer, über immer weniger Geld verfügen und dann zum Beispiel den Strom oder die Miete nicht mehr zahlen können.“

Klagenfurt: Anfragen um Hilfe stark gestiegen

Im Sozialamt der Landeshauptstadt ist die Zahl der Beratungsgespräche innerhalb des letzten Jahres stark gestiegen. Mehr als 7.000 Klagenfurter Bürger suchten hier Hilfe.

Energiearmut in Kärnten

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Der Leiter der Abteilung Soziales in Klagenfurt, Ferdinand Mossegger,

Ferdinand Mossegger, der Leiter der Abteilung Soziales in Klagenfurt: „Besonders betroffen sind Alleinerzieherinnen mit Kindern sowie Pensionisten. Wir haben in Klagenfurt bei den Pensionistinnen und Pensionisten den höchsten Anteil an Mindestrentnern und diese Personen sind natürlich besonders betroffen.“

Abschalten nach Zahlungsverzug

Zahlungssäumige Kunden sind natürlich auch bei den Stadtwerken und bei der Kelag ein Thema. Manfred Freitag, Kelag-Vorstand: „Wenn sich Kunden bei uns melden, beginnt erst einmal das Mahnwesen zu greifen. Erst wenn die Mahnungen nicht mehr dazu führen, dass gezahlt wird, wird die Abschaltung angekündigt. Nach Verstreichen der letzten Frist wird abgeschaltet und das sind etwa 20 bis 30 Fälle pro Monat.“

Helge Spendier Prokurist der Klagenfurter Stadtwerke: „Wir haben etwa 50 bis 80 Abschaltandrohungen pro Monat, letztendlich kommt es dann auf bis zu acht bis zehn Abschaltungen.“

Energiarmut

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Helge Spendier, Prokurist der Klagenfurter Stadtwerke.

Energiesparlampen zur Unterstützung

Die Stadtwerke versuchen mit Energiesparlampen, sozial schwache Familien beim Sparen zu unterstützen. Die Kelag setzt auf Energieberatung. Vor allem Mindestpensionisten müssen sich entscheiden, ob sie ihr Geld für Strom, Miete oder Essen ausgeben.

Marketz: „Die Betroffenen stellen sich an und warten auf Dinge des Alltags wie etwa Brot. Da tut einem schon das Herz weh, dass das bei uns in Kärnten, in Österreich, offenbar notwendig ist.“ Mit dem Anstieg der Armut steigt auch die Nachfrage nach Sozialmärkten und der Österreichtafel.

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