Innenministerium sucht Privatquartiere

Auf der Suche nach Unterkünften für Flüchtlinge setzt das Innenministerium verstärkt auf Privatquartiere. Am Sonntag findet sich in den Tageszeitungen eine Anzeige, die die Hilfsbereitschaft der Österreicher ankurbeln soll.

Sie sind „hilfsbereit und selbstbewusst und haben eine freie Unterkunft?“ Dann sind sie - geht es nach einem Inserat des Innenministeriums - dafür geeignet, Kriegsflüchtlinge bei sich aufzunehmen. Diese Anzeige findet sich heute in nahezu allen österreichischen Tageszeitungen. Das Inserat zeigt eine unverbaute, grüne Wiese, ein angrenzendes Waldstück und darauf die grobe Skizze eines Hauses.

„Von der Wohnung bis zur Halle...“

Wie die ideale, private Flüchtlingsunterkunft aber genau aussehen könnte, davon scheint das Innenministerium wenig Vorstellung zu haben. Bei der Wahl des Quartiers zeigt man sich relativ anspruchslos. Von der freien Wohnung bis zur leeren Halle könne alles dabei sein, auch sonst müsse man sich um nichts kümmern, heißt es im Inseratentext - mehr auf der Homepage Bundesministerium für Inneres.

Flüchtlinge benötigen auch Betreuung

Doch so einfach, wie dargestellt, ist es dann doch nicht, zeigt ein Gespräch mit Barbara Payer, der Flüchtlingsbeauftragten des Landes Kärnten. Um Flüchtlinge überhaupt unterbringen zu können, braucht es nämlich nicht nur eine Wohnfläche, sondern auch eine Betreuung, sagte Payer. Sie nimmt mit ihrem Team pro Tag zurzeit an die 20 Anrufe mit privaten Angeboten entgegen. Nur ein Bruchteil davon kann die geforderten Auflagen erfüllen. "Der Knackpunkt ist meistens der, dass wir für Personen in der Grundversorgung den reinen Wohnraum alleine nicht verwenden können. Die können zumeist kein Wort Deutsch, sind nicht orientiert und man muss ihnen auch eine Betreuung zukommen lassen.

Bereitschaft rund um die Uhr

Private Anbieter hat man nun die Möglichkeit, über Einrichtungen, wie die Caritas oder die Diakonie, eine Betreuung und damit einen Betreiber zu organisieren. Oder man übernimmt die Aufgabe selber. Payer: "Zum einen bedeutet das, dass die Wohnung völlig möbliert und eingerichtet sein muss. Zum anderen muss der Betreiber für Notfälle rund um die Uhr erreichbar sein, und es muss mehrmals in der Woche nach dem Rechten gesehen werden.

Ein privater Betreiber muss mindestens 15 Flüchtlingen Platz bieten. Für die Unterkunft und die Verpflegung zahlt das Land pro Flüchtling einen Tagsatz von 19 Euro, zehn Euro sind es, wenn sich die Flüchtlinge selbst versorgen müssen. Zur Zeit gibt es 68 private Unterkünfte in Kärnten, 2.450 Flüchtlinge werden dort betreut.

Leer stehende Objekte ohne geeignete Widmung

An leer stehenden Objekten fehle es in Kärnten nicht, dafür aber an den passenden Widmung, sagte Payer. „Wir haben - gerade jetzt zur Ferienzeit - Schulen zur Diskussion gehabt, dann gibt es Industrie- oder Gewerbeflächen, doch wenn die Widmung nicht für Wohnzwecke geeignet ist, dann können wir sie nicht unter Vertrag nehmen.“ Eine Umwidmung bräuchte Gemeinderatsbeschlüsse und die Zustimmung des Landes, bürokratische Hürden, die im Moment zuviel Zeit kosten, sagte Payer. Auch ein Kauf von leer stehenden Objekten komme für da Land nicht in Frage.

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