Christine Lavant neu entdecken

Der 100. Geburtstag von Christine Lavant ist Anlass für eine ganze Reihe von Veranstaltungen. Dabei gilt es nicht nur den Geburtstag der Schriftstellerin zu feiern, es geht auch darum ein Christine Lavant „ohne Kopftuch“ zu zeigen und damit eine große Schriftstellerin neu zu entdecken.

Eine Frau mit Kopftuch, strickend und rauchend, die wie durch eine besondere Gnade Gedichte schreibt, die mit ihrem Gott hadert - so wurde die aus St. Stefan im Lavanttal stammende Schriftstellerin Christine Lavant gerne gesehen. Erst langsam verändert sich dieses Bild: Zahlreiche Veranstaltungen zum 100. Geburtstag laden ein, eine Schriftstellerin und einen Menschen neu zu entdecken.

Depressiv und lustig zugleich

Elisabeth Wigotschnig hat Christine Lavant sehr gut gekannt: "Sie war eine sehr interessante Frau insofern, indem sie einerseits voller Depressionen und psychischen Zuständen war. Auf der anderen Seite konnte sie sehr lustig sein und war eine selbstbewusste Frau, auch damals schon - auch wenn sie das selbst nicht zugegeben hat.“

Christine Lavant hatte kein einfaches Leben. Krankheit, Armut, schwierigste Lebensumstände. Wie stark sie war, zeigt laut Fabjan Hafner, dem Leiter des Musil-Instituts, ihr Umgang mit diesem Schicksal: „Man muss das Unangenehme sehen, in den Blick nehmen und indem man es erträgt, kriegt man es auch klein. Das schafft Lavant eben nicht durch Demut und Hingabe, sondern in dem sie wie die Schlange auf die Maus hinsieht, immer genauer hinsieht. Die Kunst kriegt das Leben klein.“

„Drehe die Herzspindel...“

„Drehe die Herzspindel für mich weiter“, nennt sich ein Buch, das Fabjan Hafner gemeinsam mit Doris Moser herausgegeben hat. Es wird am 9. Juni um 19.30 Uhr im Klagenfurter Musil-Institut vorgestellt.

Der Band zum 100. Geburtstag enthält u.a. Originalbeiträge von Christoph W. Bauer, Ann Cotten, Maja Haderlap, Peter Hamm, Michael Krüger, Friederike Mayröcker, Julian Roman Pölsler, Teresa Präauer, Arne Rautenberg, Ferdinand Schmatz, Kathrin Schmidt, Ulf Stolterfoth, Marlene Streeruwitz, Raphael Urweider und Uljana Wolf.

Gedichtband von Thomas Bernhard

Das Werk der Christine Lavant wurde, obwohl sie lange als Außenseiterin galt, mit den höchsten literarischen Preisen bedacht. Dass der nicht gerade für Respekt vor Kollegen bekannte Thomas Bernhard eine Gedichtauswahl besorgte, erregte Aufmerksamkeit. Heute, mehr als vierzig Jahre nach ihrem Tod im Jahr 1973, hat die Dichterin nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt. Immer sagt es viel über den Rang von Literatur, wenn Autorinnen und Autoren nachfolgender Generationen sich anhaltend und nachdrücklich auf sie beziehen. Bei Lavant ist das in bemerkenswerter Weise der Fall.

Mehr Lavant!

Neben dem Carinthischen Sommer und den Wörthersee Classics hat auch das Museum im Lavant-Haus in diesem Sommer einen Lavant-Schwerpunkt. Ab 11. Juni zeigt eine Ausstellung Stationen des Lebens der Schriftstellerin, Bilder von Werner Berg, Manfred Bockelmann und Johanes Zechner. Igor Pucker über eine weitere Arbeit von Johanes Zechner: „Es ist ein Mobile, wo er das Thema Stricken aufnimmt, das ja für Lavant ein existentielles war, und das mit verschiedensten Strickwaren zum Ausdruck bringt.“

„Lavant!“ nennt sich das Projekt des Stadttheaters Klagenfurt. Bernd Liepold-Mosser und Ute Liepold haben dafür Texte der Schriftstellerin zusammengestellt. Premiere ist am 8. Oktober. Christine Lavant auf die Bühne bringt aber auch Gudrun Maria Leb mit ihrer Szenischen Lesung „In Gottes Namen...“. Die nächste Aufführung ist am 12. Juni im Bergbaumuseum in Klagenfurt.