Landesmuseum bleibt geschlossen

Das Haupthaus des Landesmuseums in Klagenfurt ist nach einem Wassereinbruch in der Bibliothek am Samstag nun geschlossen, voraussichtlich bis zum Winter. Die Finanzierung der nötigen Generalsanierung ist allerdings noch nicht geklärt.

Wegen Instandhaltungsarbeiten gab es im Museum zuletzt nur eingeschränkten Betrieb. Bei dem heftigen Unwetter am Samstagnachmittag drang Wasser ein und zerstörte Hunderte wertvolle Bücher - mehr dazu in Unwetter: Historische Bücher zerstört. Das Wasser drang durch ein Flachdach mit einer Glaskuppel im Innenhof ein und bahnte sich durch Licht- und Leitungsschächte den Weg ins Museum. Museumsdirektor Thomas Jerger meinte am Dienstag, auf jeden Fall bleibe das Museum bis in den Winter hinein geschlossen.

Landesmuseum geschlossen Benger

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Museumsdirektor Thomas Jerger (links) und Kulturlandesrat Christian Benger unter dem undichten Glasdach des Museums.

Kulturlandesrat Christian Benger (ÖVP) sprach sich erneut dafür aus, das Museum erst nach einer Generalsanierung wieder zu öffnen, die elf Millionen Euro koste. Zusätzlich muss um neun Millionen Euro ein Depot in Maria Saal errichtet werden. Ohne Generalsanierung sei Gefahr in Verzug, meinte Benger: „Ohne Generalsanierung ist das Museum und das kulturelle Gedächtnis Kärntens in Gefahr. Es wäre fahrlässig, hier Ausstellungen abzuhalten - in dem Wissen, dass jederzeit wieder Wasser eintreten kann.“

Gutachten sollen Ursache klären

Wie es zu dem Wassereintritt kommen konnte, ist weiter ungeklärt. Museumsdirektor Jerger glaubt jedenfalls nicht, dass er das Ereignis verhindern hätte können. Vor dem Unwetter am Samstag sei im Lesesaal kein Wasser eingetreten: „Wir sind davon ausgegangen, dass die Sache dicht ist.“ Das Gebäude befindet sich im Eigentum der Landesimmobiliengesellschaft (LIG), das Museum ist „nur Mieter“, wie Jerger betonte. Die jährliche Miete beläuft sich auf 300.000 Euro. Rene Oberleitner, Geschäftsführer der Landesimmobiliengesellschaft meinte am Dienstag, er wolle sich an Schuldzuweisungen nicht beteiligen, sondern Gutachten der Sachverständigen abwarten.

Landesmuseum geschlossen Benger

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Mitarbeiter des Landesmuseums bringen Bücher und Landkarten in trockene Räume.

Finanzierung noch nicht geklärt

Die Finanzierung für Generalsanierung und Zentraldepot steht jedoch noch nicht. Für die Freigabe der Finanzierung braucht es die Unterschrift von SPÖ-Finanzreferentin Gabriele Schaunig als Eigentümervertreterin. Benger strebt zusätzlich einen Regierungsbeschluss an. Schaunig war für die Pressekonferenz ebenfalls als Teilnehmerin angekündigt, erschien aber nicht. Laut ihrem Büro habe die Finanzreferentin nichts vom Termin gewusst und wolle nun auch keine Stellungnahme für eine mögliche Finanzierung abgeben. Kulturreferent Benger meint hingegen, der Termin sei akkordiert gewesen. Er führe Gespräche mit Schaunig, Zusage habe er aber noch keine.

Am Nachmittag meinte Schaunig (SPÖ), über den Sommer sollen die nötigen Unterlagen für eine politische Entscheidung von Kulturabteilung und Landesimmobiliengesellschaft erarbeitet werden. Dies sei Dienstagfrüh bei einer Besprechung festgelegt worden. Schaunig möchte unterschiedliche Bauvarianten mit dem jeweiligen Finanzierungsplan, eine Darstellung nach einzelnen Modulen und eine Übersicht der Folgekosten über den Finanzierungszeitraum von 20 Jahren vorgelegt bekommen. Bis zum Start der Sanierung, bis zu deren Abschluss das Museum laut Benger geschlossen bleiben soll, wird es also noch dauern.

Laut Benger würde sich die Investition durch die Mieteinnahmen ohnehin refinanzieren. „Wir brauchen nur diesen kleinen Schritt“, also die Zustimmung der Finanzreferentin bzw. der Landesregierung. „Die LIG könnte jederzeit mit der Generalsanierung beginnen.“

Kartensammlung muss getrocknet werden

Im Museum herrscht derzeit trotz Besuchsstopp reger Betrieb - besonders in der Bibliothek. Wegen der Bauarbeiten ist man seit Längerem damit beschäftigt, die Exponate in externe Depots zu bringen. Nur noch fünf Prozent der Bücher waren am Samstag im Museum, verpackt in Kartons. Auf der Galerie im Lesesaal lagern die historischen Bestände, die ältesten Bücher stammen aus dem 17. Jahrhundert. Am Dienstag standen im Lesesaal überall Ventilatoren und Entfeuchter. Die 639 Bücher wurden Dienstagfrüh nach Frankfurt gebracht, wo sie durch eine Gefriertrocknung gerettet werden sollen. Auch die 30.000 Stück umfassende Landkartensammlung sei in „sehr klammem Zustand“, so Jerger. Mitarbeiter sind damit beschäftigt, die Bögen auf Löschpapier zum Trocknen zu verteilen.

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Hilfe aus Tirol

Bei den Aufräumarbeiten gibt es Hilfe aus Tirol. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen, sagte zur Austria Presse Agentur, man habe bereits einen sogenannten Papierrestaurator als Experten nach Klagenfurt geschickt. Zudem sei ein Trockenofen auf dem Weg nach Kärnten, mit dem man die Bestände mit extrem wenig Luftfeuchtigkeit langsam „hochtrocknen“ könne. Meighörner begründete die Hilfe unter anderem mit ähnlichen Erfahrungen in Innsbruck im Jahr 2010. Damals war in der Bibliothek des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum ein Wasserschaden durch ein Hagelunwetter verursacht worden.

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