Hummer-Prozess: Polizisten sagten aus

Am Donnerstag ist in Ungarn der Prozess gegen einen Hummer-Fahrer aus Villach fortgesetzt worden, der einen Polizisten überfahren haben soll. Zwei Polizisten sagten aus, dass das Verhalten des Villachers keine Selbstverteidigung war, wie der Angeklagte behauptete.

Die Polizeibeamten waren in die Amtshandlung unmittelbar verwickelt, bzw. sahen sie zumindest Teile davon mit an. Die Polizisten hatten am 11. Oktober 2012 den Angeklagten und seine drei aus Deutschland stammenden Begleiter - das Quartett hatte als Gruppe an einer Off-Road-Tour teilgenommen - angehalten und einen von ihnen wegen Schnellfahrens abgestraft.

Die SUV-Fahrer, die geraume Zeit warten mussten, ehe sie die 170 Euro überhaupt bezahlen und ihre Fahrt fortsetzen konnten - das Postamt hatte über Mittag geschlossen -, fühlten sich insofern unfair behandelt, als sie vermuteten, die Beamten hätten gezielt Ausländer aus dem Straßenverkehr „gefischt“ und würden diese „abzocken“.

Verfolgungsjagd durch Polizei

Zu der fatal verlaufenden Amtshandlung soll es dann gekommen sein, weil der Villacher beim Wegfahren seinen „Hummer“ gezielt über die Fahrbahnmitte gelenkt hatte und beinahe den Polizeiwagen touchierte. Das fassten die Beamten als Provokation auf. Der 35-Jährige wurde von einem Wagen und zwei Polizisten auf Motorrädern verfolgt, wobei Blaulicht und Folgetonhorn ihn nicht zum Anhalten brachten. Aus dem Polizeiauto wurden schließlich mehrere Schüsse auf den SUV des Kärntners abgegeben, der seinerseits - etwa mit einem gestreckten Mittelfinger - weitere Provokationen gesetzt haben soll.

Als er endlich zum Stoppen gebracht war, soll er - so die Anklage - einen rechts vor ihm stehenden Polizisten vorsätzlich getötet haben, indem er auf diesen losfuhr. Der Angeklagte hatte dies in seinen bisherigen Einvernahmen bestritten und das Geschehen als Unfall geschildert: Er sei „in Panik“ aufs Gas gestiegen, nachdem ihm der zweite Motorradfahrer durchs geöffnete Seitenfenster Pfefferspray ins Gesicht gesprüht hatte. Die ersten Zeugen erklärten nun auf Befragen von Richter Attila Joo, die Fahrertür und das Fenster des „Hummer“ wären geschlossen gewesen.

Toter Polizist lag am Boden

Die beiden waren über Funk zum Tatort gerufen worden und sahen dort ihren tödlich verletzten Kollegen am Boden liegen, während der Motor seines umgestürzten Motorrads noch lief. Der zweite Motorradfahrer hätte versucht, den Angeklagten zu überwältigen, wobei dieser „brüllend“ Widerstand geleistet habe, so die Zeugen. Sie hätten ihrem Kollegen Hilfe angeboten, dieser habe das aber abgelehnt. Die Frage des Richters, ob der Angeklagte „Selbstverteidigung gegen aggressives Polizeiverhalten“ geleistet habe, verneinten die zwei Zeugen. Es habe sich um „Widerstand gegen Polizeimaßnahmen“ gehandelt.

In einem Punkt entlastet

In einem anderen Punkt entlasteten sie allerdings den 35-Jährigen. Sie erklärten, diesem wären mehrere Messer erst bei der Durchsuchung durch den zweiten Motorradfahrer abgenommen worden. Dieser hatte bisher behauptet, der Kärntner wäre mit bereits gezückten Messer aus dem „Hummer“ gestiegen. „Das Bild klärt sich“, kommentierte Verteidiger Janos Buza in einer Verhandlungspause gegenüber der Austria Presse Agentur. Dem Angeklagten wird neben Mord auch Widerstand gegen die Staatsgewalt und Gefährdung des öffentlichen Verkehrs angelastet. Ihm droht im schlimmsten Fall lebenslange Haft.

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