Gutachter: Hypo zu teuer gekauft

Im Münchner Prozess der Bayern LB gegen ehemalige Vorstände wegen Schadenersatzes für die Übernahme der Hypo Bank bringt ein Gutachten die früheren Chefs unter Druck. Es besagt, dass die Bank um 200 Mio. Euro zu teuer gekauft worden sei.

Die Expertise bestätige den Vorwurf, dass die Manager für die Bank 200 Millionen Euro zu viel gezahlt haben, sagte die Vorsitzende der 20. Zivilkammer des Landgerichts München, Isabel Liesegang, am Dienstag in München. Das Gutachten wurde von dem Leipziger Finanzprofessor Bernhard Schwetzler erstellt und soll in den weiteren Prozess einfließen.

Die Landesbank wirft ihrem früheren Chef Werner Schmidt und sieben weiteren ehemaligen Vorständen Pflichtverletzungen vor, weil sie die Hypo Group Alpe Adria (HGAA) für rund 1,6 Milliarden Euro kauften und dabei Alarmzeichen über den Zustand der Bank außer Acht gelassen haben sollen.

Zweiter Prozess in Wien

Derzeit läuft auch noch ein Zivil-Prozess zur Causa Hypo am Wiener Handelsgericht. Die Bayern klagten die Hypo Alpe Adria Mitarbeiter Privatstiftung (MAPS), weil sie sich durch eigenkapitalschädliche Nebenabreden bei den Vorzugsaktien-Deals „arglistig“ von der MAPS über die Kapitalausstattung der Kärntner Hypo getäuscht fühlen. Die BayernLB hatte 2007 das Hypo-Aktienpaket der MAPS in zwei Tranchen um insgesamt 117 Mio. Euro gekauft. Nach deren Ansicht war das Eigenkapital der Hypo aber um zumindest 150 Mio. Euro zu hoch ausgewiesen. Deshalb fechten die Bayern die beiden Kaufverträge mit der MAPS an. Die MAPS bestreitet aber, dass sie die BayernLB getäuscht hätten.

Kulterer: Hypo war immer eigenkapitalschwach

Am Dienstag sagte in diesem Prozess Ex-Hypo-Vorstand Wolfgang Kulterer aus. Er ist auf Seite der MAPS als Nebenintervenient („Streithelfer“) beteiligt. Ihm zufolge waren die Bayern nur an einer Mehrheit der Hypo interessiert. Die Eigenkapitalausstattung der Kärntner Bank hätte keine Rolle gespielt. Die Begebung der Vorzugsaktien in zwei Tranchen (2004 und 2006) der Hypo Leasing hatte das Ziel, Eigenkapital auf Konzernebene zu generieren, erläuterte der ehemalige Hypo-Chef. „Die Hypo-Alpe-Adria war immer eigenkapitalschwach.“

Über die Investorensuche für die Vorzugsaktien war er im Detail nicht informiert, wusste aber, dass sie schleppend lief, sagte der Ex-Hypo-Chef aus. Es habe dann eine „Platzierungsgarantie“ seitens der Großbank HSBC gegeben, die im April 2007 auch schriftlich vorlag. Damit war das Thema für ihn abgeschlossen. Die Gespräche mit der HSBC seien in die Zuständigkeit von Ex-Hypo-Vorstand Josef Kircher gefallen, er selbst war damals im Aufsichtsrat, so Kulterer.

Kulterer bot Schmidt Hypo an

Zum Thema Nebenabreden - auch jener mit der Flick Privatstiftung, wo er jahrelang im Vorstand gesessen war, entschlug sich der Ex-Hypo-Chef unter Verweis auf das anhängige Strafverfahren am Landesgericht Klagenfurt. Auf seine Rolle beim Einstieg der BayernLB bei der Hypo angesprochen, berichtete Kulterer, dass er im Jahr 2006 vom Scheitern des Kaufs der Bawag durch die Bayern aus den Medien erfahren habe. Er habe daraufhin den Ex-BayernLB-Chef Werner Schmidt angerufen, um ihm als Alternative einen Einstieg bei der Hypo schmackhaft zu machen.

Schmidt sei barsch und sauer gewesen: „‚Ich will mit österreichischen Banken nichts mehr zu tun haben‘, sagte er am Telefon“, so Kulterer. Im Jänner 2007 wurde er von den Bayern nach München eingeladen, wo er dann überrascht feststellte, dass die Bayern doch an der Kärntner Bank interessiert waren. Dort hätten die Bayern auf den Tisch gelegt, dass sie nur an einer Mehrheit der Kärntner Hypo interessiert waren. In einem zweiten Gespräch habe Kulterer den Bayern dann erläutert, dass die Erlangung einer solchen Mehrheit aufgrund der Eigentümerposition damals nicht möglich war.

Die Kärntner Bank wurde von den Bayern als Tor nach Osteuropa gesehen, daher wäre dem BayernLB-Chef eine Erlangung der Mehrheit „sehr viel wert“, ließ Schmidt Kulterer wissen. Bei nachfolgenden Gespräche über den Kaufpreis war der Ex-Hypo-Chef laut eigener Aussage nicht dabei, allerdings habe er bei seinen Gesprächen mit den Bayern eine Unterlage präsentiert, die „die Eigenkapitaldramatik ganz klar dargestellt hat - auch den Eigenkapitalverlust durch das Swap-Ereignis 2004“.

„Konnte nicht für MAPS verhandeln“

Als Verkäufer von Hypo-Anteilen war zunächst die Berlin & Co im Gespräch, die eine Option auf einen weiteren Hypo-Anteil von 16 Prozent der Grawe hatte, sowie die Kärntner Landesholding (KLHD) - die beklagte MAPS sei erst ganz wenige Tage vor der Unterzeichnung des Kaufvertrages ins Spiel gekommen. Dies sei notwendig geworden, weil es ein Pattsituation gegeben habe und die Bayern keine Mehrheit an der Hypo erlangen konnten, schilderte Kulterer.

An den Gespräche vor dem Verkauf mit der BayernLB habe er als Aufsichtsratschef der Hypo teilgenommen, so Kulterer, der auch Vorstandsmitglied der MAPS war. „Es war vollkommen klar, dass ich kein Pouvoir hatte, für die MAPS zu verhandeln.“

„Wenn wir die Bank kaufen, kommt es auf die Eigenkapitalausstattung nicht an“, soll der Ex-ByernLB-Chef zu Kulterer gesagt haben. Er habe auch keine Zusicherungen gegenüber der BayernLB bezüglich Eigenkapital gemacht, antworte Kulterer auf eine Frage eines Anwalts.

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