Hochwasser: Slowenen verklagen Verbund

Der Verbund wird nach dem Ermittlungsverfahren zum Jahrhunderthochwasser im letzten November nun auch mit einer Entschädigungsklage aus Slowenien konfrontiert. Rund 30 Slowenen, deren Häuser überflutet wurden, wollen Entschädigung einklagen.

Die Geschädigten werfen dem Verbund vor, die Wehre der Kraftwerke zu spät geöffnet zu haben, was die verheerende Flutwelle auslöste, welche die Ortschaften auf der österreichischen und slowenischen Seite unter Wasser setzte. Der Klagenfurter Rechtsanwalt, Franz Serajnik, der die 30 Slowenen vertritt, verrät die Höhe der Entschädigungsforderung nicht. Es sei auch zu früh, um über eine mögliche Schlichtung zu sprechen, sagte er zur Tageszeitung "Delo“.

Bereits nach dem Hochwasser, das nicht nur die Kärntner Gemeinde Lavamünd, sondern auch in Slowenien dutzende Ortschaften und mehrere Städte entlang der Drau unter Wasser setzte, hatte sich beim südlichen Nachbarn die Frage nach der Verantwortung für die katastrophale Dimension der Überschwemmungen gestellt. Mit dem Finger wurde in Richtung Österreich gezeigt. Ähnlich wie in Kärnten stellte man sich auch die Frage, ob nicht Versäumnisse beim Hochwasser-Management der Verbundgesellschaft dafür mitverantwortlich waren.

Kritik an slowenischen Behörden

Die Behörden in Slowenien hatten stets die Vorwürfe gegen Österreich zurückgewiesen. Man könne schwer über eine Verantwortung Österreichs für das Drau-Hochwasser in Slowenien sprechen, erklärte damals der Vorsitzende des slowenischen Teils der slowenisch-österreichischen Kommission, Mitja Bricelj.

Rechtsanwalt Serajnik ist über die Position des offiziellen Sloweniens enttäuscht. In Klagenfurt nehme man die Vorwürfe über Fehler des Kraftwerke-Betreibers ernst, in Slowenien aber nicht. Denn Bricelj hätte kürzlich wieder behauptet, die Österreicher hätten keine Fehler gemacht, kritisierte er gegenüber "Delo“. "Ich weiß nicht, nach welchen Kriterien er das beurteilt, wenn nicht einmal die Österreicher selbst das bestätigen können“, so Serajnik. Er erwartet sich von Slowenien zumindest eine neutrale Position in dieser Frage.

Hunderte Millionen Schaden

Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt hatte jüngst ein Ermittlungsverfahren gegen den Verbund wegen des Verdachts der fahrlässigen Gemeingefährdung eingeleitet. Bei dem Hochwasser entstand in Kärnten ein Schaden von rund 6,5 Mio. Euro. 250 Bewohner waren von der Katastrophe betroffen, 37 Menschen waren vorübergehend obdachlos.

In Slowenien, wo die Überschwemmungen beinahe das ganze Land trafen, wurde der Gesamtschaden mit 373 Millionen Euro beziffert, fast 7.900 Personen waren von der Katastrophe betroffen. Am schlimmsten erwischte es die Regionen Koroska im Norden und Stajerska im Nordosten des Landes sowie die nordwestliche Region Posocje.

Beim Verbund war am Mittwoch von der Klage vorerst nichts bekannt. Die Vorwürfe aus Slowenien wurden zurückgewiesen. „Wir haben nach den geltenden Vorschriften gehandelt“, sagte ein Sprecher zur APA.

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