Frau „hortete“ 48 Hunde

In Bad Eisenkappel ist ein besonders extremer Fall von „Animal Hoarding“ bekannt geworden. Eine 63-jährige Pensionistin hatte auf ihrem Anwesen 48 Hunde „gehortet“, die unwürdig gehalten wurden. Das Anwesen wurde Dienstagabend von der Polizei geräumt.

Das Tierschutzkompetenzzentrum spricht von einem in Kärnten noch nie da gewesenen Fall von „Animal Hoarding“. Die Pensionistin hielt auf ihrem Bauernhof 48 Hunde, die Tiere wurden in einem Stall und mehreren Nebengebäuden aufgefunden, sie standen in einer zentimeterhohen Schicht aus Exkrementen.

Gerettete Hunde

ORF Kärnten

Gerettete Hunde

Tierärztin: „Umstände wirklich katastrophal“

Die meisten Tiere wurden ins neue Tierschutzkompetenzzentrum nach Klagenfurt gebracht. Dessen Leiterin Marina Zuzzi Krebitz schildert den Zustand der Tiere so: „Die Umstände waren wirklich katastrophal. Einerseits wurden manche Hunde im Freien gehalten, im Fell war Wasser eingefroren. Die Tiere haben also auch an Kälte gelitten - abgesehen davon, dass sie keinen Kontakt zu Menschen hatten. Die anderen Tiere waren so eingesperrt, dass sie nie hinausgekommen sind und in ihrem eigenen Unrat leben mussten“.

Hundeschüssel

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Die eingeschlossenen Tiere hatten zudem kein Wasser, da die Leitungen eingefroren waren. Unter den Hunden waren auch zehn Welpen.

Hunde

Tierschutzkompetenzzentrum

„Animal Hoarding“ kommt immer häufiger vor

Dass Tiere regelrecht „gehortet“ werden, komme immer häufiger vor, so Zuzzi-Krebitz. „Das Phänomen kommt eigentlich aus Amerika. Es ist nicht Tierquälerei im herkömmlichen Sinne, sondern das sind Menschen die psychologische Hilfe brauchen“.

Nach Einschätzung des Kärntner Psychologen Kurt Kurnig stellt sich der Fall der 63-jährigen Pensionistin folgendermaßen dar: „Das muss gar keine Pathologie, keine übermäßige Einsamkeit oder Randstellung sein, sondern eine Automatik, die irgendwann entglitten ist. Das Zurück ist dann so schwer: Denn wenn man einmal neun Tiere hat und man sieht ein zehntes, vermeintlich unglückliches Tier, dann sagt man sich irgendwann, sehr salopp formuliert: ‚Jetzt ist eh schon Wurscht‘. Dann gewinnt das eine Eigendynamik und irgendwann macht es einem nicht mehr viel aus.

Psychologe: „Eine Art Völlerei“

Das Thema Sauberkeit und Hygiene sei etwas „sehr Subjektives“, so Kurnig. „Man erkennt nicht mehr, dass das bereits schädlich ist, dass diese Tiere leiden oder ihr Zustand gesundheitsgefährdend ist. Irgendwann verklärt sich der Blick, die Realität verschwimmt“. Das Grundsatzphänomen, dass Menschen zu viel anzuhäufen, eine Art Völlerei, bei der ‚Quantität vor Qualität‘ geht, sei "ein Lebensthema dem sehr viele auf unterschiedliche Art und Weise erliegen. Wenn es um so viele Hunde geht, wirkt das so furchtbar dramatisch – im Wesentlichen würde ich sagen, befindet sich diese Frau in bester Gesellschaft“.

Hundebesitzerin wird angezeigt

In einer gemeinsamen Aktion von Polizei, Bezirkshauptmannschaft und dem Tierschutzkompetenzzentrum wurden die Hunde vom Hof gebracht, sie werden nun im Tierschutzhaus vorübergehend versorgt. Die Hundebesitzerin wird angezeigt. Nach ihr wurde laut Krebitz schon länger gesucht, da in diesem Gebiet vermehrt streunende Hunde aufgetaucht sind.