Weiter Protest gegen Sonderschul-Schließung

Die geplante Schließung der Gutenberg-Sonderschule für Schwerstbehinderte in Klagenfurt sorgt weiter für Proteste: Am Donnerstag wollen die Eltern der 63 betroffenen Kinder 5.000 Protestunterschriften an den Landtag übergeben. Die Kinder sollen an andere Schulen aufgeteilt werden, die SPÖ ortet einen „fahrlässigen Feldversuch“.

Die 63 Schüler der Sonderschule Gutenberg in Klagenfurt (Behindertenförderungszentrum – Anm.) sollen in den kommenden Jahren in „Inklusionszentren“ mit Hort und Therapieangebot für beeinträchtigte Kinder im ganzen Land unterrichtet werden. Die „Inclusivzentren“ sind Kleinklassen, die an Regelschulen in den Bezirken angeschlossen werden.

Diese Zentren müssen erst eingerichtet werden, Erfahrungen fehlen. Die Eltern fürchten um die Betreuungsqualität ihrer Kinder, sie wollen deswegen im Landtag 5.000 Protestunterschriften gegen die Schulschließung übergeben.

Bis 2016 bundesweit keine Sonderschulen mehr

Laut Sozialreferent Christian Ragger (FPK) führt längerfristig ohnehin kein Weg an der Schließung vorbei. Laut Ragger setze Kärnten damit als erstes Bundesland die UN-Behindertenkonvention um. EU und Bund würden in Anlehnung daran vorschreiben, dass es bis 2016 keine Sonderschulen mehr geben soll. Eine endgültige Schließung der Schule in der Gutenbergstraße sei bis 2013/2014 geplant.

Mit Beginn des Schuljahres 2012/2013 werde das erste Pilotprojekt im Bezirk Völkermarkt gestartet. An zwei Schulstandorten werde je eine Kleinklasse (Gruppengröße fünf bis sieben Schüler) angeschlossen. Zusätzlich werde eine schulische Tagesbetreuung oder Hortbetreuung eingerichtet. In jeder Klasse werde es zwei Betreuer geben.

Prettner: Ein fahrlässiger Feldversuch

Kritisiert werden Raggers Pläne von SPÖ-Landesrätin Beate Prettner: Es sei herzlos, behinderte Kinder aus ihrer gewohnten Umgebung zu reißen. Das Projekt sei ein fahrlässiger Feldversuch, bei dem behinderte Kinder letztendlich die Leidtragenden sein werden, wenn im Nachhinein festgestellt wird, dass die vorangegangene Planung mangelhaft und überhastet war, so Prettner. Vielmehr brauche es ein mittelfristiges Modell.

In der UNO-Konvention sei eine „nachhaltige Inklusion“ fixiert, Raggers Projekt ziele daran vorbei. Eine Schließung der Schule ohne ein erprobtes flächendeckendes Netz an dezentralen Angeboten zu haben sei widersinnig. Gerade in diesem sensiblen Bereich brauche es auch ein sensibles Vorgehen, das die Betroffenen nicht überfordere.

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