Pilotprojekt „Pflege zu Hause“ startet

Am 1. November startet das Pilotprojekt „Pflege zu Hause“. Das Land will damit herausfinden, ob sich teure Heimplätze für Pflegebedürftige einsparen lassen. Nicht nur angesichts immer mehr älterer Menschen lässt dieses System aber auch einige Fragen offen.

Die Grundidee hinter dem für 200 Personen konzipierten Pilotprojekt ist einfach: Kärnten will bei den teuren Heimplätzen sparen und forciert deshalb die Pflege zu Hause. Das Angebot richtet sich an Angehörige pflegebedürftiger Senioren mit der Pflegestufe 4 oder 5, die auf einen Heimplatz verzichten und stattdessen zu Hause pflegen wollen. Dafür zahlt das Land 2.000 Euro pro Mo

nat aus, wobei 1.000 Euro für professionelle Pflegearbeit ausgegeben werden und sich die pflegenden Angehörigen auch selbst versichern müssen. 1.000 Euro verbleiben dafür - zusätzlich zum Pflegegeld - bei der Familie.

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Ragger: Sparen pro Person bis zu 1.500 Euro

Bleibt die Frage, wer nun künftig dieses Geld vom Land bekommt, nachdem schon jetzt zwei Drittel aller Pflegegeldbezieher zu Hause gepflegt werden. Dazu sagte Soziallandesrat Christian Ragger (FPK): „In erster Linie jene, die nicht zur Gänze immobil sind, aber dennoch schon die Berechtigung für einen Heimeintritt hätten“. Leisten könne sich das Land dieses Projekt jedenfalls, denn: "Ein vergleichbarer Pflegesatz in einem Heim kostet zur Zeit zwischen 3.200 und 3.500 Euro. Die Finanzierung ist deswegen gewährleistet, weil wir uns, wie aus der Vergleichsrechnung ersichtlich wird, bis zu 1.500 Euro im Monat sparen“, so Ragger.

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(kaernten.ORF.at; 22.10.11)

Volle Heimauslastung weiterhin zu erwarten

Eins zu eins lässt sich das so aber nicht gegenrechnen, nachdem den demografischen Daten nach zu erwarten ist, dass die Zahl der Seniorinnen und Senioren weiter ansteigen wird. Damit steigt natürlich auch die Zahl der Pflegebedürftigen, was vermuten lässt, dass auch die Heime weiterhin voll ausgelastet bleiben werden. Nicht zu erwarten ist dagegen, dass jemand für sechs Monate Landesgage seinen Beruf aufgeben kann, um Mutter, Vater, Oma oder Opa zu pflegen. Darauf, wie es nach den sechs Monaten weitergehen kann, ist Ragger jedenfalls nur eine vage Antwort zu entlocken.

„Nach den sechs Monaten machen wir eine Evaluierung und überprüfen, wie viele Menschen aus dem Heim genommen wurden. Dann wird man sehen ob es Sinn macht, hier nach dem Schecksystem zu arbeiten oder wieder auf das herkömmliche System umzusteigen und den Heimbetreiber zu bezahlen“, so Ragger.

Die Praxis zeigt: Viele Pflegende sind selbst Senioren

Die Praxis zeigt, dass viele Pflegende oft selbst Seniorinnen und Senioren im Alter zwischen 60 oder 70 Plus sind - im besten Fall mit eigener Pension. Ob gerade sie sich selbst versichern wollen oder können wie vorgeschrieben, bleibt offen. Das Pilotprojekt läuft jedenfalls am 1. November an - mit vielen Fragen, auf die es bestenfalls in einigen Wochen Antworten geben wird.