Metaller: Pacher fordert „Weitblick“

Die am Donnerstag abgehaltenen Betriebsversammlungen der Metaller könnten ohne Einigung schrittweise in befristete Streiks übergehen, droht die Gewerkschaft. WK-Präsident Franz Pacher fordert unterdessen von den Arbeitnehmervertretern „mehr wirtschaftlichen Weitblick“.

Die Gewerkschaft will sich mit dem Angebot der Arbeitgeberseite - einer Lohnerhöhung von 3,65 Prozent - nicht zufrieden geben. Sie fordert beharrlich eine Erhöhung um 5,5 Prozent. Betriebsräte und Mitarbeiter vieler Metallunternehmen hielten deshalb am Donnerstag Betriebsversammlungen ab, die am Freitag weitergehen und kommende Woche auch in Streiks übergehen könnten. In Kärnten gibt es etwa 9.000 Beschäfte in der Metallbranche. Mehr als 5.000 gehören der Gewerkschaft an.

Arbeit für eineinhalb Stunden niedergelegt

In der Firma RHI in Radenthein legten am Donnerstag 380 Mitarbeiter ihre Arbeit für gut eineinhalb Stunden nieder. Die Betriebsräte informierten über die Situation und weitere mögliche Schritte. Dabei reicht die Bandbreite von kurzen Warnstreiks bis hin zu längeren Arbeitsniederlegungen. Rainer Wimmer, Verhandler auf Gewerkschaftsseite: „Die Warnstreiks werden morgen fortgeführt und gehen stufenweise in befristete Streiks über. Das heißt, am Freitag wird bis zum Schichtende gestreikt.“

Metaller-Betriebsratsversammlung bei der RHI

ORF Kärnten

Betriebstrat: „Es heißt nun Flagge zu zeigen“

Betriebsrat Mario Strukely sagte im Interview mit dem ORF Kärnten: „Es heißt nun wirklich, Flagge zu zeigen, mit Ankündigungen allein kommt man nicht weiter. Wenn es über das Wochenende keine positiven Ergebnisse gibt, müssen die entsprechenden Maßnahmen ergriffen werden“.

Das RHI-Werk werde allerdings auch bei Streikmaßnahmen nicht sofort still stehen, so Strujekj. „Es gibt ein Szenario, beginnend beim Bergbau, dann geht es weiter zur Produktion. Es gibt natürlich sehr sensible Bereiche – ich denke da an die Tunnel-, und Rotieröfen – diese Aggregate kann man nicht allein lassen. Da wird immer jemand dabei sein“.

Das Niederlegen der Arbeit sei auch für die Gewerkschaft das unangenehmste Szenario, man stehe jedoch vor der Situation, mit den Forderungen in den Verhandlungen nicht weiterzukommen. „Dann sehen wir das als letzten Ausweg“.

Pacher: Müssen „wettbewerbsfähig“ bleiben

Kärntens Wirtschaftskammer-Präsident Pacher richtete angesichts der Streikdrohung am Donnerstag via Aussendung einen „eindringlichen Appell“ an die Arbeitnehmervertretung. Der neue Lohnabschluss dürfe „keine Hypothek auf die ohnehin schwierige Zukunft sein“.

Er unterstütze die „ohnehin weitgehend unstrittige“ Erfolgsbeteiligung der Mitarbeiter durch eine Einmalzahlung, die sich an der Situation des jeweiligen Unternehmens orientieren müsse. Vor einer prozentuellen und „damit für alle Zukunft geltenden Lohnerhöhung ohne Augenmaß“ sei aber „ausdrücklich“ zu warnen: „Das würde nicht nur die metallverarbeitende Industrie und das Gewerbe unter enormen Druck bringen, sondern durch die Vorbildfunktion des Metallerabschlusses für alle Branchen die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftstandortes Österreich gefährden.“

„Wie sollen sich plus 5,5 Prozent ausgehen?“

„Bei aller Freude“ über die guten Ergebnisse der jüngeren Vergangenheit dürfe man „weder die Turbulenzen der Vorjahre noch die trüben konjunkturellen Aussichten für 2012 übersehen“, so Pacher: „Schon für das aktuelle letzte Quartal des heurigen Jahres sagen uns die Wirtschaftsforscher ein Nullwachstum voraus, für das nächste Jahr ist eine Zunahme von unter einem Prozent prognostiziert. Wie soll sich da eine Lohnforderung von plus 5,5 Prozent ausgehen?“ Darüber hinaus habe die Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 auch die Betriebe viel Substanz gekostet.

Industrievertreter: Forderungen überzogen

Industrievertreter halten die Forderung der Gewerkschaft für überzogen. Sie hatten bereits am Mittwoch erneut auf die sich abschwächende Konjunktur und die Auswirkungen der Euro-Krise hingewiesen.

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