Kräftiger Anstieg bei Firmeninsolvenzen

111 Unternehmen sind in den ersten drei Monaten in Kärnten insolvent geworden. 64 Verfahren wurden mangels Vermögen nicht eröffnet, auch dieser Wert ist sehr hoch. Drei Viertel der Verfahren wurden von Gläubigern eröffnet.

Mit einem Zuwachs von 32 Prozent bei Firmeninsolvenzen im Vergleich zum 1. Quartal 2017 rangiert Kärnten im Bundesländer-Vergleich auf Platz zwei hinter dem Burgenland (plus 83,9 Prozent). Laut Barbara Wiesler-Hofer vom Kreditschutzverband (KSV1870) Kärnten seien die abgewiesenen Konkurse um mehr als die Hälfte gestiegen. Das bedeutet, dass sich die Unternehmen nicht einmal die für das Verfahren nötigen Gebühren leisten können. Diese betragen rund 4.000 Euro.

Weniger Dienstnehmer, weniger Verbindlichkeiten

Die Verbindlichkeiten im ersten Quartal sanken auf 28 Millionen Euro, das ist ein Minus von 39 Prozent, so Wiesler-Hofer. Der Trend zu immer kleineren Fällen hält weiterhin an: Mit 142 betroffenen Dienstnehmern liegt das 1. Quartal um 20 Prozent unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. „Ob sich auch das Plus bei den Gläubigeranträgen und die Zurückhaltung bei den Eigenanträgen der Unternehmen zum Trend entwickeln wird, bleibt hingegen abzuwarten“, so Wiesler-Hofer.

KSV fordert Eröffnung aller Fälle

Die mangels Vermögens abgewiesenen Insolvenzen sind schon lange ein Thema: Denn jede Unternehmensinsolvenz ohne Verfahren bedeutet keine geordnete Aufnahme der Schulden, keine Prüfung auf Anfechtbarkeiten, keine gleichmäßige Gläubigerbefriedigung und keine Analyse hinsichtlich strafbarer Handlungen. Der Schaden entsteht dabei vornehmlich der öffentlichen Hand, wie durch entgangene Sozialversicherungsbeiträge, sowie dem Fiskus und den Abgabengläubigern.

„Die Schädigung des Insolvenz-Entgelt-Fonds, der die betroffenen Dienstnehmer abfinden muss, ohne sich auf die Prüfungen des Insolvenzverwalters stützen zu können, ist ebenfalls beachtlich. Wir brauchen daher gesetzliche Rahmenbedingungen, die eine durchgängige Eröffnung der Insolvenzen ermöglichen", so Wiesler-Hofer. In Summe würde es dadurch zu weniger Ausfällen für Gläubiger, mehr Sanierungen und weniger Arbeitsplatzverlusten kommen.

Kleinere Betriebe besonders betroffen

Nach wie vor dominieren kleine Betriebe aus dem Gastgewerbe, dem Bereich unternehmensbezogene Dienstleistungen und der Bauwirtschaft die Kärntner Insolvenzen. Der größte Insolvenzfall ist das Konkursverfahren des Bauträgers EZ 393 St. Oswald GmbH aus Bad Kleinkirchheim mit Verbindlichkeiten von 6,3 Millionen Euro. Es folgen die Konkursverfahren KRESTA industries GmbH aus St. Andrä mit Verbindlichkeiten von 5,2 Millionen Euro und die FHB GmbH in Liquidation aus Arnoldstein mit Verbindlichkeiten von 2,3 Millionen.

Mehr private Konkurse

Bei den Privatkonkursen gibt es eine Steigerung von rund 48 Prozent. Hier fällt auf, dass die Verbindlichkeiten um 67 Prozent stiegen, weil vor allem höher Verschuldete die Schuldenregulierung beantragen. Insgesamt wurden 155 Verfahren über natürliche Personen eröffnet. Es gibt hier Nachholbedarf aus dem Vorjahr, weil das Privatinsolvenzrecht geändert wurde und viele darauf gewartet hatten.