Was der Mensch von Bäumen lernen kann

Für Bestsellerautor und Holzfachmann Erwin Thoma ist die „Sprache der Bäume“ eine der wichtigsten Informationsquellen für eine positive Zukunft der Menschheit. Im System Wald gibt es keine Ausbeutung, keinen Abfall und keinen Müll. Thoma ist Vortragender bei den Katschtaler Kulturtagen.

Die Verbindung zwischen den Menschen und das Eingebundensein in die Schöpfung sind für dem erfolgreichen Unternehmer und Buchautor zentrale Themen, die er nicht in Widerspruch zu seinen Tätigkeiten sieht. Es sei vielmehr eine Kombination „aus dem, was du im Herz hast und der Wissenschaft auf der anderen Seite. Es gibt zwei Welten, die du zusammenführen musst. Dann wird es wirklich gut.“

Baum Natur Wald Pilze

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„Näher kannst du dem Leben gar nicht sein“

Für den Forst- und Betriebswirt gibt es „in Wahrheit nichts spirituelleres als mit Bäumen zu arbeiten“. Er habe in jungen Jahren Holzknechte im Karwendelgebirge in Tirol gekannt, die nach der Schlägerung eines Baumes drei Kreuze in den Stamm gehackt hätten. „Ohne bewusst darüber nachzudenken, sie haben es einfach zutiefst spirituell gelebt. Wenn die Beschäftigung mit dem Leben an und für sich nicht spirituell ist - was ist es dann? Einen Baum umzuschneiden und ein Haus daraus zu bauen - näher kannst du dem Leben gar nicht sein. Deswegen gibt es den Widerspruch für mich nicht.“

Was Bäume uns lehren

Ein Baum sei uns Menschen - „so komisch das klingen mag“ - in vielen Dingen überlegen. Es gehe zum Beispiel darum, dass im Wald der gesamte Materialfluss im Kreislauf passiere. Es gebe keine Ausbeutung, keinen Abfall, keinen Müll für die nächste Generation. Bäume hätten auch gelernt, ihre vergänglichen organischen Zellen über Jahrhunderte und sogar Jahrtausende gesund und funktionsfähig zu halten: „Baumzellen sind unseren menschlichen Körperzellen sehr ähnlich. Wenn es darum geht, Kraft, Gesundheit und Heilung zu finden, sind Bäume eine unglaubliche Fundquelle.“ Der Wald sei aus vielen Blickrichtungen betrachtet „die wichtigste Universität und die liebevollste Lernquelle, die uns Menschen zur Verfügung steht.“

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Mondholz - altes Wissen neu entdeckt

Jahrhundertelang wurde in unseren Breiten mit Holz gebaut. Das alte Wissen um die Holzverarbeitung sei aber irgendwann verloren gegangen. Der Salzburger hat dieses Wissen mit Hilfe seines Großvaters wiederentdeckt und mit den Erkenntnissen moderner Wissenschaft verbunden. Er ist heute für seine Holzhäuser, aber auch für seine Bücher wie „Die geheime Sprache der Bäume“ oder „Die sanfte Medizin der Bäume“ bekannt. Sein Großvater habe ihn gelehrt, dass es auf den richtigen Zeitpunkt ankomme. „Er hat zu mir gesagt: Wenn du mit Holz arbeitest, dann musst du es in seiner besten Form nehmen - die Arbeit damit ist immer dieselbe.“

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Bäume müssten im Winter, bei abnehmendem Mond geschlägert werden. „Ich dachte, mein Opa ist Esoteriker. Ich war ja Forstwirt und habe davon nichts gelernt. Aber dann habe ich es ausprobiert und gesehen, dass Mondholz wesentlich resistenter gegen Pilze und Insekten ist. Dauerhafter, es braucht kein Gift, sondern hält länger als gestrichenes Holz.“

Forschung an der ETH Zürich gab Thoma Recht

Er habe begonnen zu experimentieren, um herauszufinden, warum die Theorie des Mondholzes funktioniere. Es habe eine heftige gesellschaftliche Debatte darüber begonnen. Viele Menschen hätten gezweifelt. Auch wissenschaftliche Erklärungsversuche scheiterten jahrlang. Erst ein Forschungsprojekt an der ETH in Zürich habe das alte Wissen seines Großvaters bestätigt. „Damals habe ich gelernt, dass Tradition und das alte Wissen mit der Wissenschaft verknüpft werden müssen. Sonst kann man sich verirren.“

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Thoma gründete sein eigenes Forschungszentrum - zuerst klein und bescheiden - das dann aber immer größer wurde. Es folgten zahlreiche Projekte in mehr als 30 Ländern, wie etwa dem Bau erdbebensicherer Häuser in Japan oder energieautarker Häuser. Er habe aber nicht bloß angefangen Häuser zu bauen, um Häuser zu bauen so Thoma.

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„Sondern ich sagte zu mir selbst: Wir müssen endlich anfangen, den Zauber und die Lebenskraft und das Positive im Holz und dem Baum zum Menschen zu bringen. Wir müssen in einer Welt, die sich industrialisiert - und das muss man in erster Linie wertfrei sehen, es kommt immer darauf an, was man daraus macht - es muss uns in einer Welt, die an modernen Methoden nicht vorbei kann, gelingen, den unglaublichen Wert, den ein Baum darstellt, ins Leben der Menschen zu bringen. Das ist mein Lebensziel geworden.“

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Alles verkehrt gemacht: "Wo kam der Schutz her?

Thoma ist auch davon überzeugt, dass seine tiefe Verankerung in einem Leben mit der Natur (statt gegen die Natur zu arbeiten) ihn davor bewahrt habe, zu scheitern. Obwohl er nach seinem berufsbegleitenden Studium der Betriebswirtschaft- und der Wirtschaftswissenschaften feststellen habe müssen, „dass alles, was ich als junger Unternehmer gemacht habe, verkehrt war. Oder viele Entscheidungen nicht dem entsprechen, was man heute auf einer Universität lernt.“

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Thoma: „Wo kam dann der Schutz her? Warum hat es trotzdem funktioniert? Wenn man dem Leben treu bleibt, ist man unheimlich beschützt. Es ist ein Zauber, egal wie man es nennt: Schutzengel oder dergleichen - es funktioniert.“

Das Ziel muss größer sein: „Geld verdienen“

Auch als Unternehmer dürfe man sich nicht allein von Gedanken beherrschen lassen, die „aus dem Ego“ stammten und nichts mehr damit zu tun haben, jemand anderem etwas Gutes zu tun. Thoma: „Versteh mich micht falsch: Geldverdienen ist nichts Schlechtes, ein Unternehmer der nicht positiv wirtschaftet, kann seinen Leuten keinen Lohn zahlen, und das ist schlecht. Aber das Geld ist ein Werkzeug. Nicht das Ziel, das muss ein größeres, ein anderes sein. Und wenn es dir gelingt, dabei zu bleiben, dann bist du beschützt. “

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„So wie es die Ameisen im Wald machen...“

Heute habe er selbst Enkelkinder, es gelte nun für ihn, das Gelernte weiterzugeben. Für eine gute Zukunft müsse die Wirtschaft von einem Wegwerfsystem hin zu einem Kreislaufsystem umgebaut werden. Thoma: „So wie es die Ameisen im Wald machen, wenn sie einen Ameisenhaufen bauen - ein thermodynamisches Kunstwerk, übrigens. So ein Klimamodell bringen wir heute noch in keinem Haus zusammen. Es gibt keinen Abfall, das müssen wir erreichen. Jedes Auto muss wieder ein Auto werden, wenn es nach 20 Jahren nicht mehr gebraucht wird. Jedes Handy ein Handy - und nicht Müll, der Menschen anderswo belastet. Und wir müssen soweit kommen, dass ein Haus eine Kraftquelle ist und nicht eine Sondermülldeponie. Wir müssen wieder Teil der Schöpfung werden und davon abrücken, gottähnliche Lenker zu sein.“

Information:

Noch bis 4. März laufen die 33. Katschtaler Kultur- und Bildungstage:

  • 27. Februar: Freundschaft mit Gott
  • 28. Februar: Medizinische Fortschritte bei bösartigen Erkrankungen
  • 1. März: Krankheiten - woher kommen sie?
  • 3. März: Die Macht der Gedanken
  • 4. März: Gottesdienst und Abschluss der Bildungstage