Ärzte-Protest gegen „Kommandowirtschaft“

Die Gebietskrankenkasse soll künftig Ärzteurlaube koordinieren, um Versorgungsengpässe zu verhindern. Die Ärztekammer (ÄK) ortet eine „zentrale Kommandowirtschaft“, Verbesserungen will man sich aber nicht verschließen.

In den Weihnachtsfeiertagen war es in einzelnen Bezirken zu Lücken bei der Versorgung gekommen - mehr dazu in Odyssee auf Suche nach Arzt. Von insgesamt 255 Allgemeinärzten waren nur 96 im Dienst. Mit dem neuen Modell für den Bereitschaftsdienst der Kassenärzte, ausgehandelt zwischen Ärztevertretern, Land und GKK, soll es künftig keine Versorgungsengpässe mehr geben - mehr dazu in Ärzte müssen Urlaube besser planen

Hausärztevertreter Gert Wiegele nahm an der Gesprächsrunde in der Regierung teilgenommen und räumt eine Mitverantwortung der Ärzte ein. Ärztekammerpräsident Josef Huber kritisierte hingegen die neue Regelung am Donnerstag – und auch Hausärztevertreter Wiegele: „Dass die Ärzte eine Mitschuld am Versorgungsengpass trifft, ist wohl eine Privatmeinung von Herrn Doktor Wiegele. Ich glaube nicht, dass er für die Kärntner Ärzteschaft spricht, wenn er sich für völlig ungerechtfertigte Vorwürfe entschuldigt.“

Huber: „Ärzte zu Befehlsempfängern degradiert“

Huber ortet bei der neuen Regelung jedenfalls eine „zentrale Kommandowirtschaft“, in der Ärzte zu Befehlsempfängern degradiert würden. Diese Vorgangsweise errege bei vielen niedergelassenen Ärzten großen Unmut, er bedaure auch, dass die Kärntner Gebietskrankenkasse bei dieser „gefährlichen Stimmungsmache“ mitwirke. Für eine neue Regelung müssten Verhandlungen zwischen Ärzten und GKK geführt werden und der bisherige Gesamtvertrag gekündigt werden. Die Ärzte hätten nichts gegen eine bessere Koordination, betont Huber: „Aber wir wehren uns dagegen, wenn uns einseitig neue Regeln aufgezwungen werden.“

Die Kärntner Kassenärzte hätten ihre vertraglichen Verpflichtungen auch zum Jahreswechsel zu hundert Prozent erfüllt, so ÄK-Präsident Huber: „Es waren an den Wochentagen zwischen den Feiertagen mindestens so viele Praxen offen wie in all den vergangenen Jahren zuvor, nämlich 96 von 255.“ Da aufgrund der Grippewelle weit mehr Patienten als sonst üblich Hilfe suchten, seien Engpässen unvermeidbar gewesen.

Prettner: Zustimmung aller Beteiligten

„Schwerste Kommunikationsmängel“ ortete am Donnerstag Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) in der Ärztekammer. Denn neben Hausärztevertreter Gert Wiegele sei auch der Direktorstellvertreter der Ärztekammer, Klaus Mitterdorfer, am Verhandlungstisch gesessen. Die Neuregelungen sei mit der Zustimmung aller Beteiligten fixiert worden, es könne keine Rede davon sein, dass den Ärzten „einseitig neue Regeln aufgezwungen“ wurden.

FPÖ-Obmann Christian Leyroutz wiederum forderte am Donnerstag eine bessere Gesprächskultur ein. Öffentliche Diffamierungen der Kärntner Ärzteschaft seien zu unterlassen.

Das BZÖ fordert in einer Aussendung, dass gerade im sensiblen Bereich des Gesundheitswesens ein partnerschaftlicher Umgang an der Tagesordnung stehen müsse, um die Bevölkerung nicht zu verunsichern.