Krippen und Hexen in Grado

In Grado kann man in der Vorweihnachtszeit bis Mitte Jänner 250 wunderschön verzierte Krippen sehen. Ein besonderer Brauch in Grado sind die Meereshexen Varvuole, die die stille Zeit unterbrechen und die Gewalt des Meeres symbolisieren.

Der Porto Mandracchio mit der schwimmenden Krippe ist der Ausgangspunkt für die Krippenschau. Matteo Polo, Kulturreferent von Grado sagt: „Es gibt heuer 250 Krippen im historischen Kern zu sehen. Wer möchte, kann an einer Führung teilnehmen. Dabei werden nicht nur die einzelnen Krippen, sondern auch die architektonischen Besonderheiten und die Geschichte der Altstadt von Grado gezeigt, die ja ‚Castrum‘ heißt.“

SSC Hexen Grado Krippen

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Sandkrippe

Die Krippen dokumentieren teilweise auch die einstigen Lebensbedingungen der Bewohner der Lagunenstadt - so wie eine Ausführung der Gradeser Abordnung des Vereins „Associazione Nazionale Marinai d’Italia“, also der Nationalen Vereinigung der Seemänner Italiens.

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Pietro Gregoris

Krippenbauer Pietro Gregoris: „Wir verschönern unsere Krippe mit Marine-Elementen, damit wollen wir unsere Kultur zum Ausdruck bringen. Ich denke je schöner, je größer und je interessanter eine Krippe gemacht umso mehr weckt sie auch das Interesse jener, die sie anschauen.“ Bis 6. Jänner sind die Beispiele der örtlichen Handwerkskunst in Grado und Aquileia zu sehen.

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250 Krippen sind zu sehen

Böse Hexen kommen aus dem Wasser

Während am Heiligen Dreikönigstag vielerorts bei unseren südlichen Nachbarn die „Befana“ kommt haben in Grado schon einen Tag davor die Varvuole das Sagen. Trotz gewisser äußerlicher Ähnlichkeiten möchten sie aber unter keinen Umständen mit der Befana verwechselt werden, stellen sie klar.

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Die Varvuole stellen das Meer dar, das Land überschwemmt und Menschen mit sich nimmt

Grado immer wieder von Sturmfluten betroffen

Bei ihrem Besuch am Festland haben sie nämlich nichts Gutes im Sinn, wie Darstellerin Luisa Venier erzählt: „Grado ist immer wieder von Sturmfluten betroffen. Aus der Angst der Menschen vor der Urgewalt des Wassers heraus entstanden diese furchterregenden Gestalten. Der Legende nach kommen sie mit einem gläsernen Boot an Land. Sie kreischen und haben ein schrilles Lachen. Sie haben es auf die Häuser der Gradeser und die Kinder abgesehen, die sie mitnehmen. Sie sind schadenfroh und böse und haben vor nichts und niemandem Angst.“

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Die Hexe aus dem Meer

Auch das Gesicht der Varvuole ist Furchterregend. Sie haben rote Augen, die Feuer spucken.

Sendungshinweis:

„Servus, Srečno, Ciao“, 22.12.18

Ihre Haare bestehen aus Stacheldraht und ihre Kleidung sind Lumpen aus Fischernetzen, die sie in der Lagune fanden. Luisa Venier trägt den Beinahmen „La signora delle Fiabe“, die Märchenerzählerin. Sie liebt es, die alten Legenden für die Zuschauer anschaulich darzustellen. Sie stellt eine „Varvuola“ dar. Ihr „Gegenstück“ sind die Dorfbewohnerinnen, die mit aller Kraft versuchen, das Böse abzuwehren.

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Knoblauch soll helfen

Maria Tognon: „Wir beschmieren die Türschnallen mit Knoblauch und gießen Weihwasser auf die Türschwelle. Unsere Kinder verstecken wir so gut es geht. Wir beten viel und sollten wir tatsächlich einmal auf die Varvuole treffen müssen wir sie verjagen.“ Auch Reime wie dieser sollen dem Volksglauben nach dabei helfen. Am 5. Jänner ist es wieder soweit - ab 17.30 Uhr, im Porto Mandracchio in Grado.

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