Ausstellung: „Lagerstadt Wolfsberg“

Drei Lager hat es in Wolfsberg im 20. Jahrhundert gegeben, in denen zehntausende Menschen aus allen Teilen der Welt interniert waren. Derzeit ist die Ausstellung „Lagerstadt Wolfsberg“ im Museum Lavanthaus und in der Stadtgalerie Wolfsberg zu sehen.

Wolfsberg war seit 1879 an das europäische Bahnnetz angeschlossen und war auch Garnisonsstadt. Dadurch war die Stadt für die Errichtung von Lagern geradezu ideal geeignet. So veränderten die Lager das Leben Zehntausender, viele kamen auch hier ums Leben.

Baracken Lagerstadt Wolfsberg

ORF

Baracken im Lager Wolfsberg

Lager Wolfsberg: Extreme Härten

Im Ersten Weltkrieg wurde das so genannte Ruthenenlager errichet (1914-1917). Bis zu 7.500 Ruthenen [„Ruthenen“ war vom 18. Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts in der Habsburgermonarchie die gebräuchliche Bezeichnung für die Ostslawen des Reiches, die Ukrainer und – deren Untergruppen oder eng verwandte Völker – Russinen, Lemken, Bojken, Huzulen, Anm.], Polen und Juden flüchteten im August 1914 vor den russischen Truppen. Vor allem handelte es sich um Frauen und Kinder, die in 90 Baracken hausten. Heute noch erinnert der „Ruthenenweg“ in Wolfsberg-Reding an das Lager.

Sendungshinweis:

Mittagsjournal 23. Juli 2013

Kurator Igor Pucker: „Die Stadt Wolfsberg hatte damals ungefähr 8.000 Einwohner. Diese Zahl hat sich durch die Anwesenheit der Flüchtlinge aus der Ukraine innerhalb weniger Monate verdoppelt. Das führte zu enormen logistischen Problemen, die bewältigt wurden. Aber in Folge von Seuchen und Massenepidemien kam es zum Tod von mehr als 900 Insassen dieses Flüchtlingslagers.“

Gruppenfoto Insassen Lagerstadt Wolfsberg

ORF

Insassen Lagerstadt Wolfsberg

Zwei von drei Gefangenen starben

1939 wurde das Kriegsgefangenenlager „Stalag XVIII A“ errichtet - es existierte bis 1945. Zunächst wurden polnische Offiziere hier untergebracht, später wurde es ein Mannschafts-Stammlager. Die Gefangenen stammten vor allem aus Frankreich, Großbritannien, Australien, Neuseeland, der Sowjetunion, Italien und den USA. In Arbeitskommandos wurden sie für den Straßen- und Kraftwerksbau (Lavamünd, Schwabegg) oder in der Landwirtschaft eingesetzt.

Am schlechtesten ging es den inhaftierten Russen. Im November 1941 endete ihr Fußmarsch von Kiew nach Wolfsberg. Zwei Monate später lebten von 1.700 Gefangenen noch 500. Albert Tribondeau erinnerte sich im Gespräch mit der Historikerin Barbara Stelzl-Marx an einen tragischen Vorfall: „Der hat ihm mit seinen Goiserern in die Rippen gestoßen. Der andere konnte nicht mehr stehen, dann trat er ihm an den Kopf und der Russe ist schließlich gestorben.“

An die Toten des Kriegsgefangenenlagers erinnert heute noch der so genannte „Russenfriedhof“ in St. Johann. Ab 1945 nutzten die Briten dieses Lager als Entnazifizierungslager. Dieser Teil der Ausstellung ist in der Stadtgalerie Wolfsberg zu sehen.

Formular Lagerstadt Wolfsberg

ORF

Internierungslager „Camp 373“

Nach der Befreiung wurde das Kriegsgefangenenlager als Internierungslager für die regionalen NS-Eliten aus der Steiermark und Kärnten – darunter auch mehrere Dutzend Lavanttaler – verwendet (1945 bis 1947). Gefürchtet war das „Field Security Service“, das im Lager nach Kriegsverbrechern suchte. Bis zu seiner Auflösung im Jahr 1948 wurden ca. 8.000 Personen durch das Lager geschleust.

Keine ernsthafte Entnazifizierung

Drei NS-Gauleiter waren in Wolfsberg interniert: Friedrich Rainer, Tobias Portschy und Siegfried Uiberreither. Aber auch die Generäle Kesselring, Mackensen und Mälzer. Rund 3.100 Lavanttalerinnen und Lavanttaler waren Mitglieder der NSDAP.

Die Ausstellung zeigt auch, dass sich die Entnazifizierung in diesem Lager auf das Zeigen des Films „Todesmühlen“, eines Films über KZs’, beschränkte. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Verstrickung in den Nationalsozialismus fand laut Igor Pucker nicht statt. Die Ausstellung „Lagerstadt Wolfsberg“ ist noch bis 27. Oktober im Museum im Lavanthaus und in der Stadtgalerie Wolfsberg zu sehen.