Chancen und Risiken der Digitalisierung

In der Radio Kärnten „Streitkultur“ am Montagabend ist es um die Digitalisierung gegangen. Ist Kärnten für die digitale Zukunft gerüstet, wo bieten sich Chancen, wo liegen Herausforderungen in Arbeitswelt, Gesellschaft und Gesundheit, waren Diskussionspunkte.

Digitalisierung reicht von E-Mails und Handyfotos über Online-Bankgeschäfte bis hin zu ganzen Haushalten, die über Sprache bzw. Apps gesteuert werden können und witer zu Internetwährungen und selbst fahrenden Autos. Wie weit die Digitalisierung auch am Menschen schon fortgeschritten ist, beschrieb Informatiker Christoph Holz, der sich selbst als Cyborg bezeichnet.

Wieder hören durch Implantate

Er implantierte sich in seiner linken Hand einen Chip, mit dem er unter anderem seine Haustür aufsperren, oder bargeldlos bezahlen kann: „Wenn man das für verrückt hält, da gibt es in Österreich eine Firma für Implantate. Der kleinste Computer ist groß wie ein Münze, wird über einen Schnitt in der Kopfhaut über die Schädeldecke geschoben, mit 26 Drähten mit dem Gehirn verbunden. Taube Kinder lernen wieder hören, was oft wie eine Horrorstory beginnt, macht plötzlich Sinn.“

Von einem enormen Bedarf an Fachkräften in diesem Bereich sprach der international tätige Kärntner Softwareentwickler und Firmenchef Markus Pistauer: „Wir stehen in einem internationalen Wettbewerb, Aufträge werden dorthin vergeben, wo sie abgearbeitet werden können. Und wenn wir die Kapazitäten nicht zur Verfügung stellen können, werden diese Dinge anderswo gemacht werden.“

„Neue Steuermodelle nötig“

Wenn es um die Digitalisierung geht, ist auch immer der Ausbau des Glasfasernetzes Thema. In diesen Ausbau werden in dieser Legislaturperiode in Kärnten 60 Millionen Euro investiert werden. Für SPÖ Technologiereferentin Gaby Schaunig geht es aber auch darum, den digitalen Wandel mit einem sozialen Wandel zu verbinden: „Wir brauchen neue Steuersysteme. Die Anknüpfung an die Lohnarbeit wird unser Sozial- und Gesundheitssystem nicht mehr finanzieren. Wir brauchen Systeme zur Absicherung für jene, die nicht mitkönnen oder mitwollen mit der Digitalisierung.“

Kinder kommen oft schon früh mit Smartphones oder Tablets in Berührung. Die Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder wurden durch Studien belegt, sagte Gesundheitspsychologin Martina Molnar: „Die können sich schlecht konzentrieren, schlafen schlecht, bekommen Mobilitätskrisen, haben Schwierigkeiten, sich Dreidimensionalität anzueignen.“

„Chance für Europa“

Kritisch, aber auch positiv sieht die Digitalisierung Philosoph Konrad Paul Liessmann: „Wenn es stimmt, das Digitalisierung Hand in Hand geht mit Automatisierungsprozessen, die uns von vielen Tätigkeiten entlasten, wäre das nicht eine wunderbare Utopie für Europa, zu zeigen, welche Zunahme von Lebensqualität es für Menschen bedeutet, wenn sie Dinge nicht mehr tun müssen, die Roboter erledigen können.“

Die Auswirkungen der Digitalisierung sind in vielen Bereichen noch nicht abzusehen. In einem sind sich die Experten aber einig, dass wir sie als Chance für die Zukunft begreifen sollten.

Link:

  • Sendung zum Nachhören