Kärnten bei Drogen im Mittelfeld

In der Diskussionssendung „Streitkultur“ ist es Montagabend um Drogen gegangen. Die Zahl der Drogendelikte stieg in Kärnten um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr, die Situation sei aber nicht schlimmer als in anderen Bundesländern.

Kärnten liege beim Drogenmissbrauch im österreichischen Mittelfeld, sagt Gottlieb Türk, der Leiter des Kriminalamts. Allerdings seien insgesamt mehr Drogen im Umlauf als früher. Im Internet können Drogen relativ einfach bestellt werden: „Das wird dann ohne viel nachzudenken eingenommen. Das bewirkt, dass wir auch bei den Drogentoten eine Zunahme haben.“

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Streitkultur; 23.4.2018

Prettner: Ein Flächenbrand

Das Land habe das Budget für die Drogenvorbeugung aufgestockt, sagt Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ). Erst vor Kurzem sei die Anzahl der Betreuungsplätze mit der neuen Drogenambulanz in Klagenfurt fast verdoppelt worden. Man habe auch mehr Geld in die Hand genommen, um besser zu versorgen. Man könne aber nur die Feuerwehr für einen Flächenbrand spielen, der sich immer weiter entwickle, so Prettner.

Ein immer wieder diskutierter Ansatz ist die Freigabe leichter Drogen, etwa von Cannabis. Würde Cannabis in Apotheken abgegeben, wären die Dealer arbeitslos, lautet die Theorie. In etlichen Ländern sei das bereits erprobt, sagt der praktische Arzt Anton Pruntsch: „Kein Land hat die Legalisierung zurückgenommen, es hat sich bewährt. Es hat keinen Sinn, die Leute zu verurteilen. Man muss ihnen helfen. Wir brauchen Geld für Hilfe nicht für Gefängnisse.“

„Schädigung bis 25 Jahren intensiver“

Einer Legalisierung will sonst aber niemand das Wort reden. Zu gefährlich sei schon allein Cannabis für Jugendliche, sagt Gerald Kattnig, Psychiater der Drogenambulanz. Als Jugendliche bezeichnet Kattnig auch junge Erwachsene: „Viele denken, mit 18 ist man erwachsen und reif. Das ist beim Gehirn nicht der Fall, die Reifung braucht länger. Die Schädigung bis 25 ist wesentlich intensiver als danach, vor allem wenn sie in früher Jugend beginnt.“

Betroffene schon mit neun Jahren im Drogensumpf

Für die Sozialarbeiter ist es oft schwierig, Drogensüchtige zu erreichen. Sie suchen ja meist nicht selbst nach Hilfe. Dafür braucht es mehr Geld, sagt Marina Salmhofer vom Berufsverband der sozialen Arbeit.

Eine Teilnehmerin, die anonym bleiben wollte, rutschte schon mit neun Jahren durch Cannabis in eine lange Drogenkarriere. Ihre beiden Kinder gaben ihr die Kraft, herauszukommen und den Entzug zu schaffen. Sie könnte sich vorstellen, in die Schulen zu gehen und von ihrer Geschichte zu erzählen, wenn es andere vor einem ähnlichen Schicksal bewahren könnte.

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