Sachwalter: Wenn andere bestimmen

Zurzeit haben 4.000 Kärntner einen Sachwalter. In „Aufgezeigt“ geht es diesmal um den Fall einer Spittalerin. Das Pflegschaftsgericht muss entscheiden, ob sie wegen ihrer Schulden - auf Initiative ihrer Tochter - zwangsbesachwaltet werden soll.

Kärntenweit gibt es hunderte Betroffene, die auf Betreiben von Kindern oder Angehörigen einen Sachwalter bekommen. Auch bei Frau Irene aus Spital muss diese Frage geklärt werden. Mit 1.700 Euro hat sie zwar keine schlechte Pension, trotzdem hat sie immer wieder Probleme damit, mit dem Geld das Auslangen zu finden.

Frau Irenes Tochter Anna ist Sozialarbeiterin und lebt in Feldkirchen. Sie hat – genau so, wie ihre Schwester – nur wenig Kontakt zu ihrer Mutter: „Wir können nicht mehr zuschauen, wie sie sich selbst das Leben immer schwerer macht und sich mit ihrem Verhalten schadet. Uns ist es wichtig, einen Schritt zu setzen und Hilfe anzubieten.“ Die Sachwalterschaft sei eine Anregung gewesen. „Wir wollen ihr nicht schaden und ihr nichts wegnehmen. Sie braucht jemanden, der sie an der Hand nimmt - auch wenn es gezwungener Maßen ist – um sich vor sich selbst zu schützen.“

Frau Irene sieht es aber nicht ein, dass sie einen Sachwalter benötigt: „Ich bin zwar schlampig, das gebe ich zu, aber dass ich nicht selbst auf mich schauen kann, das stimmt nicht.“

Sendungshinweis:

„Aufgezeigt“, 24. Mai 2017

Kosten für ihr Auto nehmen den Großteil der Ausgaben ein. Da blieb so manche KELAG-Abrechnung liegen und der Strom wurde abgedreht. Birgit Ruprecht-Komann vom Vertretungsnetz für Sachwalterschaften erklärte Frau Irene, dass nach einer Erstanhörung ein weiterer Termin stattfinde. Sollte dabei der Eindruck entstehen, dass sie es dennoch nicht alleine schaffe, würde das Verfahren weitergehen und zur Unterstützung ein Verfahrenssachwalter bestellt, der ihr während des Verfahrens zur Seite steht.

Auch zweckgebundene Sachwalterschaft möglich

Ob oder für wie lange Frau Irene dann einen Sachwalter bekommt, hängt von ihr selbst ab. Es könne auch ein Sachwalter auf Zeit und nur für bestimmte Angelegenheiten bestimmt werden. Frau Irene besitzt ein Grundstück, das sie zur Schuldentilgung verkaufen könnte. Ruprecht-Komann erklärte, dass auch nur für die Abwicklung des Grundstücksverkaufs ein Sachwalter bestellt werden könne.

„Er kümmert sich dann darum, dass sie den bestmöglichen Preis erlangt, dass die Schulden abgedeckt werden und dass vielleicht noch eine Rücklage gebildet wird. Wenn das fertig ist wäre die Sachwalterschaft wieder zu beenden. Die Problematik ist dann gelöst und mit dem Rest kommt sie eh zurecht“, so die Expertin.

Unterstützung, keine Bevormundung

Die Sorge, dass Frau Irene durch einen Sachwalter entmündigt werde und überhaupt nicht mehr über ihre Pension verfügen kann, sei unbegründet, sagte Ruprecht-Komann: „1.700 Euro kommen im Monat herein, die Fixkosten liegen bei 800. Wir schauen, dass wir das wegzahlen. Den Rest hat Frau Irene zur Verfügung.“ Die Betroffene zeigt Einsehen und will sofort ihr Leasingauto gegen ein kleineres umtauschen, um die Kosten zu verringern.

Meistens sind Familienangehörige Sachwalter, bei rechtlichen Fragen sind es Notare oder Rechtsanwälte. Etwa zehn Prozent der Sachwalterschaften übernimmt das Vertretungsnetz. Wie sich der Pflegschaftsrichter im Fall von Frau Irene letztendlich entschieden hat, entzieht sich der Kenntnis des ORF Kärnten. Er beruft sich auf seine Verschwiegenheitspflicht.

Doch kein Sachwalter

Als „Aufgezeigt“ nachfragte hatte Frau Irene doch keinen Sachwalter bekommen. Die ganze Angelegenheit bewirkte, dass sie alles gegen eine Zwangsbesachwaltung unternahm, der Richter stimmte dem zu.