Reportage von der Koralmbahn-Baustelle

Nach Fertigstellung des Koralmtunnels soll man mit der Bahn nur noch 45 Minuten von Klagenfurt nach Graz brauchen. Der letzte Bauabschnitt des Tunnels durch die Koralpe läuft derzeit. Ein Lokalaugenschein auf der Baustelle.

„Kora“ ist ein 250 Meter langer stählerner Wurm, der sich durch die Koralpe windet, damit das Pendeln zwischen Klagenfurt und Graz schneller geht. Man ist etwas nervös auf der Baustelle, denn die Tunnelbohrmaschine hat ein paar Tage Verspätung.

Koralmbau Reportage Bau Peter Matha

ORF/Peter Matha

Kora mit der riesigen Fräse ist ein Einzelstück. Von der steirischen Seite der Baustelle kommt eine Kollegin ähnlicher Bauart. Alex Nussbaumer ist als Schichtbauleiter für alles verantwortlich: „Alles wird mit Laser gemessen, die Position der Maschine ist ständig bekannt. Ein paar Zentimeter können korrigiert werden.“ Der Bohrkopf alleine wiegt 1.000 Tonnen, die Maschine schiebe sich mit Vortriebspressen nach vorne. Dahinter fülle man mit Mörtel auf.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Family, 21.10.2015

Hunderte Leitungen im Berg

Dietmar Huber ist Maschinenfahrer. Noch montiert er mit einem Kollegen Leitungen für Wasser, Strom, Schmiermittel und mehr. In den nächsten Jahren wird sich Kora mit dem Zehn-Meter-Fräskopf langsam durch den Berg arbeiten. Das Material, das sie aus dem Fels holt landet weit, weit hinten im Freien, rund zwölf Kilometer entfernt, so Nussbaumer. Auf der Maschine gibt es sogar ein WC. Sie läuft nonstop durch.

Es geht dem Team nicht nur um die Bezahlung, es ist auch Stolz dabei, an einem Jahrhundertprojekt mitarbeiten zu dürfen, so Nussbaumer. Er werde mit der fertigen Bahn natürlich fahren, sagte er, das lasse er sich nicht nehmen.

Koralmbau Reportage Bau Peter Matha

ORF/Peter Matha

Feldfabrik direkt neben der Baustelle

Immer wieder hört man auf der Tunnelbaustelle der Koralmbahn ein Wort: Tübing. Ein Tübing ist ein acht Tonnen schwerer Stahlbetonteil, der in der zukünftigen Tunnelröhre Halt und Verkleidung wird. Davon werden in den kommenden Jahren gut 50.000 gebraucht und in einer Fabrik hergestellt, die mitten auf der grünen Wiese bei St. Paul entstand.

Gerald Schubert ist hier Projektleiter. Alle paar Minuten kommen Arbeiter mit Fragen. Er muss sie beantworten, Probleme lösen und darauf schauen, dass die riesigen Teile genau zusammenpassen. Schon mit einem Millimeter Unterschied wären sie Ausschuss: „Die Vorgaben sind im Zehntelmillimeterbereich.“ Man wisse vorher, an welcher Stelle welche Ringtype mit welchen Belastungen benötigt werden.

Betonbestandteile aus Umgebung

Gegossen werden die Teile in einer speziellen Kammer, dann durchlaufen die Teile mehrere Stationen. Fotografieren ist in der Werkshalle verboten, denn es geht hier um Hightech mit schwerem Gerät. Laut Schubert verwende man alle Grundstoffe für den Beton aus der näheren Umgebung, um Transportkosten zu sparen. Bei Feldfabriken mache man das immer so. Die Halle ist recht warm, die Steine brauchen eine bestimmte Temperatur. Deshalb dürfen sie nicht zu früh ins Freie, sonst entstehen Risse, so Projektleiter Schubert.

Koralmbau Reportage Bau Peter Matha

ORF/Peter Matha

Hitze und feuchte Luft

Im zehn Kilometer langen Südtunnel, der parallel zur jetzigen Baustelle verläuft, hat es rund 30 Grad, die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Dieser Tunnel wurde nicht gebohrt, sondern aus dem Fels gesprengt. Frontlader sind hier unterwegs. Ganz vorne wurde eine Kaverne aus dem Berg gesprengt in der eine Kirche Platz hätte, sagte Schichtbauleiter Paul Amenitsch. Hier soll die Maschine aus der Steiermark durchkommen und sich mit der Kärntner Seite der Baustelle treffen.

Koralmbau Reportage Bau Peter Matha

ORF/Peter Matha

40 Meter lang, 20 Meter hoch und genau so breit. Hier treffen einander die beiden Maschinen ca. Mitte des Jahres 2016.

Im Stollen gibt es auch einen Notfallcontainer als Fluchtpunkt für bis zu 20 Menschen, zum Beispiel wenn es brennt, so Amenitsch. Es gibt eine Klimaanlage, WC, Getränke und Druckluft. Aber es ist sehr eng, nur für Notfälle gedacht. Benötigte wurde er bisher noch nicht.