Schlangenalarm: Immer mehr Exoten

In den letzten Wochen gab es einige Vorfälle mit Schlangen. Meist handelt es sich um heimische Tiere, doch Schlangenexpertin Helga Happ sagt, dass es auch Exoten sein könnten, die bei hohen Temperaturen die Wege der Menschen kreuzen.

Erst zehn Tage ist es her, dass sich eine Autolenkerin aus Radenthein heftig erschrak, als sie auf ihrer Windschutzscheibe ihres Autos eine Schlange entdeckte – mehr dazu in Schock: Schlange auf Windschutzscheibe. Eine Autofahrerin fand ein Tier in ihrem Motorraum – mehr dazu in Äskulapnatter beschäftigte Pannendienst. In beiden Fällen handelte es sich um ungiftige Exemplare. Eine Bergsteigerin erlitt einen Schlangenbiss in den Oberarm.

Bergsteigerin von Schlange gebissen

Auf dem Predigerstuhl bei Radenthein wurde am 17. Juli eine 53-jährige Bergsteigerin direkt beim Gipfelkreuz von einer Schlange gebissen. Um welche Art es sich handelte, war nicht bekannt. Als die Frau bei einem Gebüsch vorbeiging, biss die Schlange zu. Zur Sicherheit wurde das Opfer vom Rettungshubschrauber ins Krankenhaus Spittal gebracht.

Bis zu 150 Einsätze für die Schlangenexpertin

Bei hohen Temperaturen kann es jeden Tag zu solchen Schlangen-Ereignissen kommen. Nicht nur Wildschlangen kreuzen jetzt die Wege der Menschen. Aber auch Exoten, die im Sommer besonders gerne ausgesetzt werden, sagt Schlangenexpertin Helga Happ: „Ich würde sagen, früher sind wir zwei bis drei Mal wegen eines Exoten ausgerückt und jetzt kommt es 100 bis 150 Mal vor. Ich denke, wir haben um die 400 exotische Tiere voriges Jahr aufgenommen.“

Reptilienhaltung als Modeerscheinung

Es vergeht kaum ein Tag, an dem bei Helga Happ nicht das Telefon läutet. Hauptsächlich sind es die heimischen Giftschlangen, wie die Sandviper, die Hornviper, die Kreuz- oder Wiesenotter, die Helga Happ auf Trab halten. Und gerade jetzt, in der Urlaubszeit, kommen auch die ausgesetzten Exoten dazu. Und es würde immer schlimmer werden, meint Happ: „Denn die Reptilienhaltung ist so ein Mode Act, eine Modeerscheinung. Jeder, der etwas Besonderes sein möchte, schafft sich eine Schlange an. Und diese sind derart preisgünstig und wenn es einem nicht mehr passt, dann schenken wir der Schlange die ‚Freiheit‘, weil das ist eine Gemeinheit. Zum einen gegenüber dem Tier, da es im Herbst stirbt, wenn es kalt ist und gegenüber dem Nachbarn. Dieser erleidet meist einen Schock, wenn er plötzlich eine Pythonschlange auf dem Balkon hat.“

Königspython im Kübel

APA/LPD Steiermark

Königspython

Den Königspython bekommt man im Internet, je nach Größe, ab 100 Euro. Ausgewachsen bringt es der Python auf zwei Meter Länge. Außerdem frisst dieser gut und gern eine große Ratte pro Woche.

Platzmangel - Nicht alle Tiere können behalten werden

Helga Happ kann längst nicht mehr alle Exoten behalten, die sie einfängt: „Weil wir ja auch nicht den Platz haben, um was weiß ich wie viele Tiere hineinzubringen. Ich versuche dann immer, einen guten Platz in einem anderen Zoo zu finden. Manche muss ich dann dem Tierhändler nach Wien in den Großhandel weitergeben, weil ich das nicht schaffe“, erzählt Happ.

Helga Happ

ORF Kärnten

Schlangenexpertin Helga Happ

Sendungshinweis:

Kärnten Mittagszeit, 18.07.2014

Schlangen sind streng geschützt

Schlangen sind in Kärnten seit dem 1. Januar 1993 streng geschützt. Es ist das Fangen, das Töten und sogar das Beunruhigen verboten. Aber ich sage, was hilft ein Gesetz, wenn der arme Mensch da steht und die Schlange plötzlich auf der Terrasse hat. Also da muss dann jemand sein der jederzeit verfügbar ist, den man anrufen kann und der dann auch zu Hilfe kommt. Denn die Leute fühlen sich in Lebensgefahr und das töten ist dann wie Notwehr. Also wenn man schimpft und sagt ‚um Gottes Willen, wie konnten Sie‘, dann heißt es ‚reden Sie nicht, ich war in Notwehr‘. So reagieren die Leute.“

Äskulapnatter ARBÖ Radenthein

BFKdo Spittal

Äskulapnatter schlängelte sich in Auto-Motorraum.

2.000 Euro Strafe steht auf das Töten von Schlangen. Die heimischen Schlangen kann man leicht vertreiben, etwa mit Klo-Deosteinen, die man Zuhause auslegt oder mit einem Wasserstrahl aus dem Gartenschlauch. Bei einer exotischen Schlange sollte man ruhig und möglichst weit weg bleiben.

Am Besten der Griff zum Telefon

Helga Happ: „Die Leute sind halt so. Was auch immer für ein Tier sie sehen, das ihnen vielleicht nicht ganz angenehm ist, was ihnen ein wenig fremd ist, vor dem sie sich ein wenig fürchten. Der erste Griff ist zum Telefon und ‚Happ‘. Da bin ich sehr froh, denn so ersparen wir sehr vielen Tieren den Tod.“ Bei Exoten sei das mit Sicherheit die beste Idee und erfahrungsgemäß kommt die Schlangenexpertin auch spät nachts noch vorbei.