Spielsucht bleibt ungebrochen

In Österreich sind 64.000 Menschen spielsüchtig. Die meisten davon sind dem sogenannten „einarmigen Banditen“ verfallen. Vor der Novellierung des Glücksspielgesetzes waren an den Automaten Höchsteinsätze von 50 Cent möglich. Nun können die Spieler 10 Euro in den Automaten werfen.

Aus Sicht des Spielerschutzes sind diese hohen Limits äußerst problematisch, sagt Ernst Nagelschmied von der Spielsuchtberatung in Klagenfurt. Das steigere den Anreiz zu spielen und das Problem um die gesamte Verschuldung verstärke sich dadurch zunehmend. Damit verbunden seien Arbeitslosigkeit und eine Geldbeschaffung auf kriminelle Art und Weise.

Ausgaben für Glücksspiel bedenklich hoch

Obwohl die Zahl der Spielautomaten zurückgegangen und der Umsatz in diesem Bereich gesunken ist, geht die Spielsucht nicht zurück. Die Spieler weichen aus – Casinos, Lotteriespiele und das Internet verzeichnen Umsatzzuwächse. Der Markt boomt.

Im vergangenen Jahr haben die Österreicher 14 Mrd. Euro für Glücksspiel und Wetten ausgegeben. Das entspricht fast den Ausgaben für Lebensmittel, die sich auf 17 Mrd. Euro belaufen. Zur Klagenfurter Spielsuchtberatung kommen ungefähr 600 Frauen und Männer, mit jährlich 50 bis 60 Neuzugängen – die Tendenz ist steigend.

Spielsuchtberatung Klagenfurt:
Tel: 0463/ 537 57 82
Georg-Lora-Straße 26

Notwendige Maßnahmen

Das Beschlagnahmen von illegal aufgestellten oder manipulierten Spielautomaten, ändere nichts an der Suchtgefahr. Viel wichtigere Maßnahmen wären laut Nagelschmied eine Aufhebung der 24 Stunden-Öffnung. Weiters die Regulierung des Höchstverlustes und des höchstmöglichen Spieleinsatzes. Zudem wird die Reduzierung der Werbung auf Null gefordert. Außerdem sollen Betreiber nicht kostenlos Alkohol ausschenken können. Das wären Faktoren, die wirklich zum Spielerschutz beitragen würden, welche laut Nagelschmied alle nicht berücksichtigt sind.

Ein Spiel mit den Sinnen

Ernst Nagelschmied vermutet das hohe Suchtpotenzial beim Glücksspiel vor allem darin, dass die Sinne angesprochen werden – durch Glitzern und Blinken, kombiniert mit Geräuschen, die Gewinne versprechen. Ebenso verführe der rasante Ablauf mit zahlreichen Kleingewinnen und „Beinahe-Gewinnen“.

Sendungshinweis:
Radio Kärnten/ Mittagszeit
10. Juli 2012

„SOKO Glücksspiel“ begünstige Spielsucht

Die „SOKO Glücksspiel“ ist eine Einheit des Finanzministeriums, die gegen illegale Spielautomaten vorgeht. Seit der Novellierung des Glücksspielgesetzes vor zwei Jahren wurden österreichweit 3.000 Geräte beschlagnahmt. Ein Erfolg kann aber seither nicht verzeichnet werden, denn das Glückspiel kann damit nicht eingedämmt werden.

Kritik kommt vor allem von jenen, die sich für den Schutz der Spieler und somit für den Kampf gegen die Spielsucht einsetzen. Das Finanzministerium kontrolliere unter dem Deckmantel des Spielerschutzes. In Wahrheit ginge es aber um das Absichern von Steuereinnahmen, meint Nagelschmied.