Diskussion: Nach der Ortstafellösung

Was hat sich in Kärnten seit der Umsetzung des Ortstafelkompromisses getan? Dieser Frage ging die Diskussionssendung „Streitkultur“ am Montagabend nach. Es scheint, als sei der Wunsch nach friedlichem Miteinander deutlich stärker als Streit und Konflikt.

Landeshauptmann Gerhard Dörfler (FPK) sprach von einer historische Lösung im Ortstafelkonflikt. Einer Lösung, die Dörfler auch gegen Widerstände in seiner eigenen Partei schaffte: „Ich habe allen erklärt, ich bin als Landeshauptmann nicht bereit, für Streit zu stehen. Meinen Aufgabe ist es, den Frieden des Miteinanders zu finden.“

„Beruhigung eingetreten“

Es gibt noch Unzufriedene, räumte Dörfler ein, aber es sind wenige. Das unterstrich auch Rudolf Gallob, der Ehrenpräsident des Kameradschaftsbundes. Gallob: „Es ist Beruhigung eingetreten, im ganzen österreichischen Kameradschaftsbund. Das sind immerhin über 120 Ortsorganisationen mit 18.000 Mitgliedern. Da gibt es keine Diskussionen mehr.“

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ORF / Kopeinig

Von links nach rechts: Rudolf Gallob, Franz-Josef Smrtnik, Gerhard Dörfler, Peter Karpf, Zalka Kuchling, Miha Kampuš, Christof Glantschnig.

Auch wenn viele Diskussionen beendet sind, bei den slowenischen Volksgruppen gibt es nach wie vor offene Wünsche, etwa was die Finanzierung der zweisprachigen Musikschule betrifft. Doch eine gemeinsame Stimme der drei Volksgruppenvertretungen in Kärnten gibt es noch immer nicht. Dazu Zalka Kuchling von der Gemeinschaft der Kärntner Slowenen.

Kuchling: „Natürlich ist es wichtig, dass wir kommunizieren, auch untereinander den Dialog pflegen. Die Gemeinschaft macht das offensiv. Aber es wird noch ein längerer Prozess.“

Wertvolle Mehrsprachigkeit

Die Zweisprachigkeit in Kärnten sei wertvoll, sagte Franz-Josef Smrtnik, Bürgermeister von Eisenkappel: „Da ist Kultur drin, da ist Emotion drin, wenn Kärnten das nicht mehr hat, haben wir alle verloren. Wir sollen stolz sein, dabei gewesen zu sein.“

Miha Kampuš ist Unternehmer und Initiator der Plattform „Unser Land“, die das Miteinander der Volksgruppen fördert. Die slowenische Sprache öffne auch Türen in andere Märkte, sagte Kampusch. Es zeigte sich „wie leicht man dann kroatisch, serbisch, russisch erlernt. Da sprechen wir von ganz anderen Märkten und Möglichkeiten. Das sollten wir im Land stärken.“

„Positive Bewegung“

Auf beiden Seiten habe sich seit der Ortstafellösung viel getan, sagte Peter Karpf, der Leiter des Volksgruppenbüros in der Landesregierung. Das habe auch das große Interesse beider Volksgruppen an der letzten Ausstellung zur Aussiedlung der Kärntner Slowenen in den Kriegsjahren gezeigt.

Karpf: „Da zeigt sich eine Bewegung, die ins rollen geraten ist. Diesen positiven Spirit wird man aus der Sache nicht mehr herausnehmen können. Diese Lösung hat das Haus mit Licht durchflutet.“

Das Zusammenwachsen der Volksgruppen laufe schon längst, sagte Landeshauptmann Dörfler. In Wahrheit müssten sich Funktionäre und Politiker noch dorthin bewegen, wo die Menschen in Kärnten bereits sind.

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