Gute Erfahrungen mit Time-Out-Gruppen

Seit zehn Jahren gibt es an Kärntner Pflichtschulen bereits Time-Out-Gruppen, wie sie in anderen Bundesländern derzeit angedacht sind. Man habe damit laut Bildungsdirektion gute Erfahrungen gemacht. Ein ganzes Expertenteam ist für die Gruppen zuständig.

Die guten Erfahrungen mit den Time-out-Gruppen in Kärnten seien dem Unterrichtsministerium bekannt. Regelmäßig werden Informationen ausgetauscht, sagte Bildungsdirektor Robert Klinglmair am Freitag. Von den durch einige Politiker und Medien diskutierten extra Time-Out-Klassen quasi als Strafe für auffällige Schüler distanzieren sich die Kärntner Verantwortlichen.

Team von Experten tauscht sich aus

Im Kärntner Modell arbeitet ein Team mit den Kindern, darunter Pädagogen, Mediziner, Sozialarbeiter, Schulpsychologen und Sozialpädagogen. Alle paar Wochen gibt es eine gemeinsame Sitzung, bei der die Fortschritte oder weitere Maßnahmen besprochen werden. An aktuell 35 Standorten werden 177 Schüler betreut, diese Zahl sei derzeit nicht im Steigen. Mit eingebunden ist der Kinder- und Jugendpsychiater Wolfgang Wladika vom Klinikum Klagenfurt.

Er sagte, schwere psychiatrische Verläufe können vermieden werden, wenn den Schülern rechtzeitig geholfen werde: „Wir haben einen Jugendlichen, wo es in der Volksschule schon Polizeieinsätze gab, der hoch aggressiv und mit dem schwer umzugehen war. Über die Jahre in der Time-Out-Gruppe konnte mit Therapie und Einbindung der Eltern erreicht werden, dass er kurz vor dem Abschluss steht und eine fixe Lehrstelle hat.“

„Kein Abschieben der Kinder“

Dagmar Zöhrer vom pädagogischen Dienst der Bildungsdirektion: „Es ist kein Abschieben oder Aussondern, sondern es soll diesen Kindern die Chance auf ein gelingendes Leben geben.“ Viele Kinder, die heute in den Gruppen unterrichtet werden, landeten vor dem Jahr 2007 in Sonderschulen. Dann folgte die UNO Behindertenrechtskonvetion und man habe sich Wege überlegt, um diese Kinder innerhalb der Normalität des Regelschulwesens unterrichten zu können.

„Die Erfahrung mit den Sondereinrichtungen war, dass die Kinder oft ohne Pflichtschulabschluss ins Leben gestartet sind, mit hoher Arbeitslosigkeit, Suchtverhalten und Problemen in Beziehungen.“ Es gebe ein genaues Aufnahmeverfahren, bis ein Kind in so eine Gruppe kommen könne. Im Mittelpunkt stehe die Arbeit mit den Kindern.

Oft schwierige Verhältnisse

Elisabeth Zobernig ist für die Time-Out-Gruppen seit zehn Jahren zuständig und hat das Konzept entwickelt. Wesentlich sei für sie, dass die Biografien der Kinder ähnlich seien, oft gebe es um schwierige Familienverhältnisse. „Kinder lernen durch Nachahmung, Kinder lernen Gewalt, indem sie ihnen vorgelebt wird. Sie erlernen aber auch Normalität und adäquate Verhaltensweisen in einem normalen Setting.“ Grundidee dieses Konzepts sei es, diesen Kindern einen Schulabschluss in der Normalität zu ermöglichen. Die Kleingruppe ermögliche ein intensives Beziehungsangebot mit klaren Strukturen. „Wir versuchen, die Kinder zu verstehen und daraus Möglichkeiten zu entwickeln“, so Zobernig.

Bildungsdirektor Klinglmair sieht den Erfolg der Time-Out-Gruppen in der vorbeugenden Arbeit. Er sagte, bevor es zu schwereren Störungen komme, werde das eingedämmt. Die Jugendlichen brauchen keine Erziehungsmaßnahmen, damit sie mit Gewalt und Frustration besser umgehen, sondern Unterstützung von einem multiprofessionellen Team, damit sie Schulalltag und dann Lebensalltag bewältigen." Bei 60.000 Schülern in Kärnten komme es pro Jahr zu weniger als 100 Anzeigen.

Regelung Time-Out-Gruppe

In einer Time-Out-Gruppe dürfen nicht mehr als sechs Schüler unterrichtet werden, sie werden von zwei Personen unterrichtet und betreut. Dabei handelt es sich um Pädagogen, aber auch Sozialpädagogen. In den Gruppen werden Kinder unterrichtet, die aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage sind, altersgemäße soziale Erwartungen zu erfüllen oder Normen zu erfassen. Ursachen können Störungen wie ADS, ADHS oder auch Autismus sein, auch Defizite im sozial-emotionalen Bereich oder schwierige Familienverhältnisse. Ziel ist immer die Rückkehr in die Regelklasse, auch wenn einige Kinder dauerhaft in der Gruppe bleiben. Der Aufnahme geht immer eine Diagnose voraus.

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