Türmer waren „Alarmanlage“ des Mittelalters

Schon im Mittelalter wurden Gebäude von einer Art Sicherheitsdienst bewacht, damals waren das die Türmer. Sie schlugen Alarm, wenn es einen Brand gab oder andere Gefahr drohte. In Villach hielt der Türmer bis 1934 Wache auf dem Stadtpfarrturm.

In Villach musste ab 22.00 Uhr Ruhe herrschen, der Nachtwächter bzw. Türmer machte die Bürger in Reimform darauf aufmerksam. Historiker Gernot Rader zitiert einen der Reime: „Hört Ihr Herren und lasst Euch sagen, unsere Uhr hat zehn geschlagen. Bewahrt das Feuer und das Licht, damit im Haus kein Unglück g’schieht.“ Im Mittelalter sei die Gefahr der Brände sehr groß gewesen, die Menschen verwendeten ja offenes Feuer. Das zeigte sich nach dem großen Erdbeben im Jänner 1348, als in Folge der Erschütterungen die halbe Stadt abbrannte.

Warnschüsse zeigten Ort der Gefahr an

Der Türmer war auch mit einem Gewehr ausgestattet. Im Notfall gab er, je nach Ereignis, Schüsse ab, so Rader: „Drei Schuss war das Zeichen, dass es in der Stadt brannte. Zwei Schuss im Stadtinneren und ein Schuss in den Vororten.“ Der Türmer musste auch einen Überblick über andere Gefahren haben, so habe es auch Räuberbanden gegeben, die versuchten in die Stadt einzudringen, sagte Rader.

Villach Innenstadt Blick Kirchturm

ORF/Petra Haas

Vom Turm konnte der Wächter die ganze Stadt überblicken

Angestellte der Stadt

Die Türmer waren von der Stadt angestellt und so etwas wie Beamte im Außendienst. Manche von ihnen dürften recht gesellig gewesen sein, denn laut Rader habe es die Weisung an die Wirte gegeben, ihnen ab zehn Uhr abends nichts mehr zu trinken gegeben. Die Feuerlöschordnung von 1805 war noch strenger, die Feuerwächter mussten einen moralischen Lebenswandel haben. Damit ihre nächtliche Aufmerksamkeit nicht abschweifte, durften sie auch niemanden bei sich übernachten lassen."

Türmer mussten auch musikalische Fähigkeiten haben, denn nach den Alarmschüssen musste er die Trompete blasen und mit einer roten Fahne die Richtung eines Brandes anzeigen. 1885 wurde in Villach eine der ersten Telefonleitungen vom Turm zur Feuerwehr gelegt. Mit der technischen Weiterentwicklung wurden die Türmer überflüssig. Einer der letzten war Johann Furlan: „Er war als Amateurfunker mit der ganzen Welt in Verbindung. Am 1. Jänner 1934 ging er in Pension.“

Ehrentürmer 1993 ernannt

So ganz wollte man aber auf einen Türmer nicht verzichten, 1993 stellte der damalige Bürgermeister Helmut Manzenreiter den Kirchenwirt Raimund Rainer als Ehrentürmer ein. Über die 239 Stufen kann man heute noch Kärntens höchsten Stadtpfarrturm erklettern und die originale Türmerwohnung besichtigen. (Aus der Serie „Kennst Du Kärnten“, in Radio Kärnten.)