Bauernsterben durch höhere Abgaben?

Ein Drittel der Landwirte zahlt seit Änderung der Einheitswerte höhere Abgaben. Vor allem kleine Betriebe in abgelegenen Gebieten sind laut der Landwirtschaftskammer bedroht. Die Sozialministerin sei zum Handeln aufgefordert.

Kärntens Bauern brauchen mehr Geld: Vor allem auf kleinere Betriebe in schwierigen Lagen kommen harte Zeiten zu. Denn viele Landwirte haben nach der Neuberechnung der Einheitswerte hohe Vorschreibungen für Steuern und die Sozialversicherung erhalten - mehr dazu in Erhöhter Einheitswert belastet Landwirte. Vielfach sind diese Zahlungen nur mit Hilfe von Krediten zu stemmen. Die Interessensvertretung, die Landwirtschaftskammer setzt sich auf politischer Ebene für eine Entlastung ein.

Sockelzahlung bis 20 Hektar nötig

Ein Drittel der Landwirte zahlt seit Änderung der Einheitswerte höhere Abgaben. Denn Ausgleichszahlungen, die die Bauern als Abgeltung für niedrige Marktpreise in der EU erhalten, werden nun zum Einheitswert dazugezählt.

Eine Sockelzahlung an die Bauern für die ersten 20 Hektar ist eine Forderung an den Bund, um das Bauernsterben zu stoppen, sagt der Präsident der Landwirtschaftskammer, Johann Mössler: "Es gibt durchaus heiße Bandagen. Vor allen Dingen ist es ein Thema für alle Betriebe in benachteiligten Gebieten. Es kommt sonst zu einem Strukturwandel, den sich ein Tourismusland wie Österreich normalerweise nicht leisten kann.“

„Am Zug wäre die Frau Sozialministerin“

Die Interessensvertretung der Kärntner Bauern setzt sich auch für eine Entlastung der kleineren Betriebe durch Freibeträge ein - der Vorschlag werde diskutiert, sagt Mössler: „Am Zug wäre die Frau Sozialministerin, die eine Maßnahme auf den Weg bringen müsste. Das haben wir von der Kärntner Landwirtschaftskammer in einer Resolution aber auch in Anträgen schon übermittelt.“

Die Belastung der Betriebe ist hoch. Wer in den letzten 15 Jahren beispielsweise einen neuen Laufstall gebaut und in die Direktvermarktung investiert hat, ist rasch bei Darlehen von einer halben Million Euro angelangt, Kreditkosten von etwa 25.000 Euro pro Jahr sind die Folge.

Auf Nebenerwerb folgt häufig Aufgabe der Höfe

Reicht das Einkommen nicht mehr aus, suchen sich viele Bauern einen Job. Nach Jahren des Nebenerwerbs wird der Hof dann oft aufgegeben. 2.000 Bauern haben in den letzten zehn Jahren aufgehört, statt 12.300 gibt es nur noch 10.300 aktiv bewirtschaftete Höfe in Kärnten.

Landwirtschaftskammerpräsident Mössler sieht kein Ende dieser Entwicklung: "Es wird schwieriger, die Last auf die bäuerlichen Betriebe steigt. Wir haben im Berggebiet und auch bei den kleineren Betrieben eine Erwerbskombinationsquote von über 70 Prozent“.

Von einem Geldregen wie in der Schweiz können Österreichs Bauern nur träumen. Ab dem Jahr 2022 will die Schweiz 14 Milliarden Franken an Grundabsicherung an ihre Bauern auszahlen. Umgerechnet sind das 5.350 Euro pro Hof und Monat - mehr, als die Schweizer Bauern jetzt mit ihren Produkten verdienen.

FPÖ ortet verfehlte Agrarpolitik

Der Obmann der Freiheitlichen und Unabhängigen Bauernschaft, LK-Vizepräsident Manfred Muhr, kritisierte, die Erhöhung der Einheitswerte sei bereits unter der ehemaligen SPÖ/ÖVP-Bundesregierung beschlossen worden.

Es sei für ihn unverständlich, dass Mössler lediglich einen Freibetrag für die Sozialversicherungsbeiträge als Lösung erachte und alle anderen Abgaben vom Einheitswert außer Acht lasse. „Auch die Kammerumlage leitet sich vom Einheitswert ab“, so Muhr. Für die Freiheitlichen sei es nicht nachvollziehbar, dass Mössler für die Abschaffung der für Kärnten so wichtigen gekoppelten Mutterkuhprämie gestimmt habe.