Visitation: „Es gibt sicher Konsequenzen“

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn geht nach der apostolischen Visitation der Diözese Gurk-Klagenfurt davon aus, dass es „sicher“ Konsequenzen geben werde. Ob auch personelle, ließ er am Freitag offen.

„Die Instanz, die das jetzt zu beurteilen hat, ist Rom“, sagte Christoph Schönborn am Freitag in einer Pressekonferenz nach der Vollversammlung der römisch-katholischen Bischofskonferenz. Er, so Schönborn, kenne den nach der Visitation erstellten Bericht aber nicht, die Entscheidungen würden nun bei der nächsten Instanz liegen. Klar sei, dass das Team um Bischof Franz Lackner in Kärnten viel Vertrauen gewonnen habe. Die Sorge um Objektivität hat sich seiner Ansicht nach gelegt.

Ausweichende Antworten zu Bischof Schwarz

Der Frage, ob der nach St. Pölten gewechselte Bischof Alois Schwarz noch sein volles Vertrauen genieße, etwa als Chef der Finanzkommission der Bischofskonferenz, wich Schönborn aus. Die Kommission tage erst wieder im Juni. Man habe daher keinen Anlass für irgendwelche Veränderungen.

Visitation Konsequenzen Schönborn

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Bischof Alois Schwarz bei der Bischofskonferenz in Niederösterreich

Dass das Instrument des Mensalguts der Bischöfe überholt sei, wollte der Kardinal nicht gelten lassen, sie müssten nur transparent geführt werden. Schönborn fragt sich aber, „ob es nicht so etwas bräuchte wie einen Rechnungshof für die katholische Kirche in Österreich“. Immer wieder kämen Diözesen ins Trudeln, eine gegenseitige Finanzkontrolle sei notwendig, sagte er. „Und ich glaube, die Causa Kärnten hat uns gezeigt, dass wir das brauchen. So eine Gesamteinrichtung für Österreich ist in Überlegung.“

Visitation Konsequenzen Schönborn

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Vier Tage lang debattierten Österreichs Bischöfe über aktuelle Themen

Loibacher Feld: „Geschichte aufarbeiten“

Schönborn ging in der Pressekonferenz auch auf das umstrittene Ustascha-Treffen bei Bleiburg ein. Der Kärntner Diözesanadministrator hatte ja der kroatischen Bischofskonferenz keine Genehmigung zur Abhaltung eines Gottesdienstes am 18. Mai erteilt, mehr dazu in Loibacher Feld: Kirche untersagt Bischofsmesse. Der Wiener Erzbischof plädierte dafür, „gemeinsam die mit diesem Ort verbundene schwierige Geschichte aufzuarbeiten“.

Schönborn bestätigte bei der Pressekonferenz, dass die kroatische Bischofskonferenz ihn angeschrieben und darum gebeten habe, die Verweigerung des Pontifikalamts nochmals zu überdenken. Er habe repliziert, dass hier allein die Diözese zuständig sei und nicht die Bischofskonferenz. Diese könne aber nicht verbieten, dass Menschen nach Bleiburg kommen, „es ging allein um die Messe“.

„Kein Ausnahmezustand in Kärnten“

Am Freitag veröffentlichte die Kärntner Kirchenführung auch einen Pastoralbrief von Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger, der am kommenden Sonntag bei den Gottesdiensten in den Kärntner Pfarren verlesen wird. Darin widerspricht Guggenberger Bischof Franz Lackner, dass die katholische Kirche in Kärnten in einem Ausnahmezustand sei, mehr dazu auch in Visitation: „Klima der Angst“ in Kärnten. „Die alltägliche Treue der vielen engagierten Christinnen und Christen in unserem Land zeigt, dass wir hinsichtlich der christlichen Praxis keineswegs in einem Ausnahmezustand leben, sondern einen erfreulichen Normalzustand haben“, schreibt Guggenberger im Pastoralbrief.

Guggenberger Visitation Kirche

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Guggenberger: „Wir haben einen erfreulichen Normalzustand“

Visitation sei „hilfreicher Beitrag“

Tatsache sei aber auch, dass sich in der Diözese in den vergangenen Jahren „einiges aufgestaut hat, was Menschen auch heute noch bekümmert und belastet“. Guggenberger ging im Brief auch auf die päpstliche Visitation ein. „In diesem Zusammenhang ist auch der hilfreiche Beitrag des Visitationsteams zu würdigen, den dieses durch seine Bereitschaft zu vielen Gesprächen mit Betroffenen und durch sein Bemühen um Differenzierung und Ausgewogenheit geleistet hat.“

Wenn das Verhalten des Gurker Domkapitels gegenüber dem Visitationsteam manchmal als etwas zu forsch wahrgenommen worden sei, dann sei das dem Umstand geschuldet gewesen, dass man von dem Ziel, Transparenz, Objektivität und eine entsprechende Kommunikation einzufordern, nicht abgewichen sei, heißt es in dem Pastoralbrief, der auch in den pfarrlichen und diözesanen Medien veröffentlicht wird.