Wenn ein Landesschatz übersiedelt

In diesen Tagen findet in Klagenfurt eine außergewöhnliche Übersiedlung statt: Die Münzen des Landes wandern ins Zentraldepot. Dieser Schatz kann aber nicht einfach in einen Koffer gepackt werden, der Aufwand ist enorm.

Die Übersiedlung in das Depot während der Bauarbeiten am neuen Landesmuseum sei ein großer logistischer Aufwand, so Martin Stermitz, Historiker und Numismatiker des Landes: „Das Land besitzt etwa 30.000 Münzen. Sollte ein Karton ins Zittern kommen, ist in den nächsten zehn Jahren viel Arbeit angesagt. Denn so viele Münzen können nicht einzeln verpackt werden. Sie werden in den Münzladen in den einzelnen Schränken belassen. Der gesamte Tresor wird auf eine Palette gestellt und so transportiert.“

Münzssammlung Land Rudolfinum Landesmuseum Übersiedlung

LMK Rudolfinum

Münzlade

Münzen aus dem Jahr 700 v. Chr.

Die Münzen stammen numismatisch gesehen aus allen Epochen, so Stermitz. Einige reichen zurück bis 700 v. Chr. mit der Sammlung Dreher, auch das gesamte Mittelalter in Kärnten sei in der Sammlung abgebildet. „Die Medaillensammlung geht bis ins 20. Jahrhundert.“ Heute seien Medaillen vor allem noch aus dem Sport bekannt, doch in den letzten Jahrhunderten seien Medaillen von Herrschern für jedes Ereignis angefertigt worden, so Stermitz. „Zur Geburt des Thronfolgers, zu einer Hochzeit, wenn man eine Schlacht gewonnen hat, wenn man eine Kirche oder ein Spital gebaut hat, hat man Medaillen geprägt von Gold bis Bronze.“ Diese seien verkauft, aber auch am Hof als Zeichen der Wertschätzung verschenkt worden, hier vor allem die Goldenen.

Münzssammlung Land Rudolfinum Landesmuseum Übersiedlung

LMK Rudolfinum

Die gefüllten Tresore werden vorsichtig transportiert

Berühmter Friesacher Pfennig

Die Kärntner Sammlung könne man als groß bezeichnen. Das liege einerseits an der Stückzahl der Sammlung, aber auch an der Besonderheit Kärntens: „Kärnten ist und war die Heimat des Friesacher Pfennigs. Das war im Mittelalter, erstes Drittel des 12. Jahrhunderts bis zweite Hälfte 13. Jahrhunderts, eine Handelsmünze, um die uns die Nachbarn beneidet haben. Die Salzburger Erzbischöfe haben die Münze in Friesach geprägt, und sie war so beliebt, dass viele andere Landesherren sie nachgeprägt haben, nur mit weniger Silbergehalt.“

Es sei eine Regel der Numismatik, dass dem guten Geld das schlechte nachfolge, sagte Stermitz. Irgendwann werde so lange am Metall gespart, dass die Münze einmal einfach aufhöre. Denn damals sei der Silberwert der Zahlungswert gewesen, anders als bei einer Banknote, bei der man keinen angreifbaren Gegenwert habe.

Münzssammlung Land Rudolfinum Landesmuseum Übersiedlung

LMK Rudolfinum

Prachtband der letzten Numismatikertagung

Währungen ändern sich häufig

Im Lauf der Geschichte ändern sich Währungen und Münzen sehr oft: „Wenn wir Österreich betrachten, haben wir allein im 20. Jahrhundert viele verschiedene Währungen und Münzen. In der Monarchie hatten wir noch die Krone, dann den Schilling nach der großen Reform 1924, dann natürlich mit 1938 die Reichsmark. Ab 1944 kam der Schilling der Alliierten als Übergangsgeld, dann kam der Schilling zurück, und jetzt haben wir den Euro.“ Auch in 100 Jahren könne sich eine Währung also mehrfach ändern. Etwas Haltbares sei der Venezianische Dukat, der vom 13. bis ins 18. Jahrhundert sein Münzbild und den Goldgehalt nie geändert habe. „Das war auch der Grund, warum Venedig als Handelsmacht so aufgestiegen ist. Der Dukat war damals eine Weltwährung.“

Schenkungen und Münzkäufe

Seit es Geld gebe, seit dem 7. Jahrhundert v. Chr., gebe es Münzen, Fälscher und Sammler. „Gesammelt hat man ab der ersten Münze. Unsere Bestände bestehen auch aus der Sammlung Dreher, die im Besitz der Stadt Klagenfurt ist, aber im Landesmuseum gelagert werden muss. Diese über 8.000 Münzen gehörten zwei Sammlern, die das zusammengetragen haben, das war im 19. Jahrhundert.“ Auch Schenkungen brachten Münzen ins Museum. Kärnten habe eine große archäologische Vergangenheit, Kelten, Römer, das Mittelalter, immer wieder gebe es Funde. Viele davon landen im Landesmuseum. Teilweise kaufte man sie Grundbesitzern auch ab, so Stermitz.

„Es gab große Funde von mittelalterlichen Pfennigen, die man meist in einem Tongefäß gefunden hat, das abseits des Hauses vergraben wurde als eine Art Sparkassa.“ Bei Ackerarbeiten und Unwettern finde man ebenfalls Münzen. Seit gut 25 Jahren kann man auch die Sondengänger sehen. Sie liefern nicht alles ab, aber sie sammeln, und manchmal landen auch diese Funde im Museum.

„Münzen sind Bilderbuch der Geschichte“

Ein Bilderbuch der Geschichte ist der Tagungsband zum 8. Österreichischen Numismatikertag. Er erschien unter dem Titel „Sammlungen und Sammler“ in der Reihe der Kärntner Museumsschriften. Der Numismatikertag findet alle zwei Jahre statt, Kooperationspartner sind das Kunsthistorische Museum mit dem Münzkabinett, das Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien und die Akademie der Wissenschaften.

Dazu komme immer noch eine vierte Institution, die zur wissenschaftlichen Tagung eingeladen werde, so Stermitz. 2018 fand die Tagung erstmals in Kärnten statt, daraus entstand der Tagungsband. Das Buch „Sammlungen und Sammler“ stellt die Themen etwas breiter auf, die man auch ohne Vorkenntnisse gut lesen könne.

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