Wenn nichts mehr geht: Amateurfunker helfen

Wenn nach Erdbeben oder Unwettern Handynetze und Internet zusammen mit dem Strom ausfallen, muss nach Möglichkeiten der Kommunikation gesucht werden. Bei der letzten großen Blackoutübung waren deshalb die Amateurfunker eingebunden.

An die 6.000 Amateurfunker gibt es in Österreich. Wenn alle Stricke reißen und die Hightechwelt mit Internet und Handy nicht mehr funktioniert, muss man auf Altbewährtes zurückgreifen, um zu kommunizieren. Wichtig, damit sich Einsatzkräfte ein Bild der Lage machen können. Bei der Blackoutübung im Lavanttal war Alfons Jöbstl mit dabei. Er wohnt in einer Siedlung in Wolfsberg, sein Haus ist leicht an den großen Antennen auf dem Dach zu erkennen.

Funker könnten Gemeindeämter versorgen

Die Faszination Technik und die mehr als 100 Jahre alte Funktechnik waren der Grund, warum Alfons Jöbstl die Amateurfunkerprüfung absolvierte. Damals war er Elektrikergeselle: „Später, beim Bundesheer, war ich als Heimatfunker im Ausland, auf den Golanhöhen und in Syrien. Zum Schluss war ich bei der ortsfesten Radarstation auf dem Speikkogel bei der Luftraumüberwachung Goldhaube als Werkmeister tätig.“

Amateurfunker Jöbstl Blackout kommunikation

ORF/Peter Matha

Jöbstl in seinem Funkraum

Ultrakurzwelle für den Nahbereich, Kurzwelle für große Distanzen, Jöbstls Funkzimmer ist voll mit Geräten. Einen Großteil baute er selbst. In der Amateurfunkwelt hat jeder einen fixen Namen. Alfons Jöbstl ist OE8AJK. Als solcher machte er bei der Blackoutübung im November mit: „Wir haben die Gemeindeämter fiktiv besetzt, das heißt, die Funkamateure, die an und für sich in den Gemeindeämtern sitzen würden, sind Zuhause gesessen oder in ihren Autos. Sie hätten jederzeit die Gemeinde anfahren und Funkbetrieb aufnehmen können.“

„Mit einfachen Mitteln Kommunikation ermöglichen“

Wenn Kommunikationsmittel unbrauchbar werden, weil der Strom fehlt, sind die Amateurfunker am Zug. „Wir sind in der Lage, mit recht einfachen Mitteln wie einer aufgeladenen Autobatterie und einem Kurzwellenfunkgerät die Verbindung trotz Blackout aufrecht zu erhalten. Auf das Lavanttal bezogen decken wir mit geringen Mitteln auf UKW das gesamte Tal ab.“

Amateurfunker Jöbstl Blackout kommunikation

ORF/Peter Matha

Funkequipment

Funker nach Erbeben Friaul im Einsatz

Fälle, in denen die Amateurfunker helfen konnten und können gibt es. Zum Beispiel nach dem Erdbeben in Frial 1976 oder nach dem großen Eisregen in Slowenien 2014: „Darüber hinaus sind Funkamateure in Haiti im Einsatz, bei Erdbeben in Armenien oder in Indonesien bei Tsunamikatastrophen.“ Durch die Topographie Kärntens sei eine Verbindung zum Beispiel vom Lavanttal nach Klagenfurt kein Problem, sagte Jöbstl. Im Oberen Kärnten schaue das anders aus, da müsste man über Klagenfurt eine Verbindung aufbauen. Über Kurzwelle sei aber eine Verbindung durch ganz Österreich möglich. „International auch über Kurzwelle auf den vorgegebenen Not- und Katastrophenfunkfrequenzen.“

Neuer geostationärer Satellit

Als langjähriger Amateurfunker hat Jöbstl die Entwicklung miterlebt. Die nötigen Geräte seien deutlich billiger geworden. Aber auch die Technik verändert sich. Mittlerweile reicht sie sogar ins All: „Wir betreiben schon seit Jahrzehnten Amateurfunksatelliten. Ganz neu ist ein geostationärer Satellit, wo man die Antennen nicht mehr nachführen braucht, der kreist nicht mehr, sondern hat seinen Punkt am Äquator. Er kann Funkern aus Mitteleuropa, aus dem Nahen und Fernen Osten mit relativ geringem Aufwand Sprech-, Bild- und Digitalfunkdaten übermitteln.“

Amateurfunker Jöbstl Blackout kommunikation

ORF/Peter Matha

Funker nutzen Mond als „Reflektor“

Qatar Oscar 100 ist seit 14. März offiziell in Betrieb. Zusätzlich gebe es aus Satelliten diverser Universitäten, so Jöbstl, darunter Minisatelliten mit nur zehn mal zehn Zentimetern. Auch die Station ISS sei mit Funkamateuren besetzt. „Eine Besonderheit ist auch die Erde-Mond-Erde-Verbindung, da wird der Mond als Reflektor verwenden. Je nach Stellung des Mondes sind da auch Überseeverbindungen möglich. Nicht so wie in der Kurzwelle, wo die Ionosphäre die elektromagnetische Welle weltweit verträgt, sondern man steuert im UKW-Bereich mit höheren Frequenzen direkt den Mond an. Mit entsprechend großen Antennensystemen.“

Eines habe sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert, und das seien ganz irdische Probleme - nämlich der Elektrosmog verursache ein Rauschen: „Das ist ein heikles Thema speziell im urbanen Bereich, es gibt Störungen durch Computer- und Kabelnetze.“

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