Ehrenring der Universität für Mathematiker

Dem Mathematiker Ernst Kotzmann ist am Mittwoch der Ehrenring der Universität Klagenfurt verliehen worden. Der gebürtige Wiener unterrichtete bis 2015 mehr als dreißig Jahre lang an der Alpen-Adria-Universität.

Bereits seit den 1980er-Jahren setzte sich Kotzmann mit künstlicher Intelligenz auseinander. Er selbst will sich aber nicht als Pionier der künstlichen Intelligenz bezeichnen. „Diese Dinge ist man schon viel früher angegangen. Das hat schon in den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts Alan Turing versucht mit dem Turing-Test darzulegen, wie kann man feststellen, ob eine Maschine intelligent ist.“

Kotzmann: Was ist Intelligenz

Genau vor 30 Jahren hat Ernst Kotzmann eine Tagung zum Thema „Künstliche Intelligenz“ in Igls, in Tirol, besucht. Bei dieser Veranstaltung ging es darum, ob eine Logik gestaltet und die menschliche Intelligenz simuliert werden kann. „Die Schwierigkeit ist, dass wir eigentlich nicht wissen, was Intelligenz ist.“

Es gebe sicherlich so etwas wie kognitive Intelligenz, sagte Kotzmann, eine Intelligenz des Erkennens. „Wenn wir dieses Projekt der künstlichen Intelligenz ernst nehmen und den Menschen als Gesamtes simulieren wollen, dann gibt es natürlich auch andere Formen der Intelligenz. Etwa emotionale, soziale oder sensiomotorische Intelligenz. Ein Roboter kann schon vieles tun, aber eine Orange zu schälen ist noch immer schwierig für ihn.“

Versuche, Logik für Computer zu finden

Auch der deutsche Philosoph und Logiker Gotthard Günther setzte sich im vorigen Jahrhundert mit dieser Problematik auseinander. Ein Maschine mit Bewusstsein zu schaffen, hielt Günther zwar als unmöglich. Er schuf aber eine Logik, die er transklassisch nannte. Von dieser Logik erhofften die Wissenschafter, dass sie ganz andere Teile, die ein Computer machen kann, simulieren könnte, sagte Kotzmann. „Das hat sich leider als nicht erfolgversprechend erwiesen. Also ich kenne augenblicklich keinen Computer, der mit dieser Logik operiert.“

Heute nimmt die Künstliche Intelligenz-Forschung immer mehr zu. „Es wird ein ganzes Netzwerk an smarten Programmen geben. Wie weit die dann vernetzbar sind, ist ein anderes Problem. Es wird auch ein anderes Bild von Intelligenz selbst geben, nehme ich an. Es wird wahrscheinlich noch mehr digitalisiert und es wird Vor- und Nachteile geben, wie bei allen Prozessen, die wir erleben. Manche Leute werden davon profitieren, manche werden ein Problem haben.“

Zwei Drittel der Beschäftigten verlieren den Job

Auch die Arbeitswelt werde sich verändern. Vor allem die Berufe, die immer nach dem gleichen Schema ablaufen, seien gefährdet, sagte Kotzmann. „Bei vielem, das durch künstliche Intelligenz ersetzt wird, ist das ganz nützlich. Etwa wenn ich an monotone, sehr öde Fließbandarbeit denke, da sind wir doch froh, wenn da Leute freigestellt werden. Das Problem dabei ist, ‚freigestellt werden‘, heißt arbeitslos werden. Da denke ich mir, müsste sich die Gesellschaft einiges einfallen lassen, den Basislohn zum Beispiel.“

Nur mehr ein Drittel der derzeitig Beschäftigten soll in Zukunft laut Studien einen Job haben. „Was ist mit den übrigen zwei Drittel. Wenn ich die als arbeitslos oder arbeitsscheu diskreditiere, dann führt das sicher zu sozialen Problemen.“ Was für ihn gar nicht vorhersagbar sei, sagte Kotzmann, ist, wie sich das Wertesystem entwickeln werde.