Unteres Gailtal Teil einer „Wildwanderstrecke“

In den letzten Jahren sind Sichtungen von Raubwild von Bär bis Wolf deutlich gestiegen. Auffällig ist, dass es in den Karnischen Alpen im unteren Gailtal besonders oft Sichtungen gibt. Grund ist eine „Wanderstrecke“, die sich aus den Gebirgen ergibt.

Der Wolf, der vor wenigen Tagen mehr als ein dutzend Mal zwischen Feistritz an der Gail und Vorderberg gesehen, fotografiert und gefilmt wurde, ist nur einer von vielen tierischen Grenzgängern. 2013 wurde auf der Eggeralm sogar ein Braunbär gefangen. 2017 berichtete der ORF, dass Goldschakale gesichtet wurden - mehr dazu in Goldschakale im Gailtal beunruhigen Jäger.

In Osttirol ist nun ein weiterer Wolfsriss durch eine DNA-Analyse der Veterinärmedizinischen Universität in Wien nachgewiesen worden - mehr dazu in Zweiter Wolfsriss in Osttirol bestätigt. Im Februar war in St. Jakob im Defereggen der Kadaver eines Rehs gefunden worden.

Berge lassen nicht viele Routen zu

Nach mehreren gerissenen Schafen und Pferden wurde ein Bär - wieder zwischen Feistritz und Vorderberg - im Herbst 2017 auf der Straße angefahren und getötet - mehr dazu in Bär verendete nach Zusammenstoß mit Auto. Für den Wildbiologen Thomas Huber ist die Häufung der Beutegreifer aus dem Süden ausgerechnet hier erklärbar.

Bär Unfall Vorderbergerstraße Feistritz Präparator

ORF/Peter Matha

Der überfahrene Bär von Vorderberg wurde präpariert und ausgestellt

Ausgehend vom Dinarischen Gebirge kommen die Julischen Voralpen und dann die Julischen Hochalpen mit Höhen von bis 2.800 Meter, da können sie nicht gut durch, so Huber. "Da teilt sich die Wanderroute. Ein Teil geht schon vor Ljubljlana nach Osten, aber ein größerer Teil geht nach Westen in das Trentatal, weicht in die Julischen Voralpen aus und gelangt ins Kanaltal zwischen Tarvis und Pontebba. Von dort geht es in die Gailaler Alpen weiter.

Tieren Möglichkeit zur Querung lassen

Auch im Osten über die Karawanken und die Koralpe wandern Tiere aus dem Süden Richtung Norden. Doch der Weg über das untere Gailtal ist so etwas wie eine Autobahn bei ihrer Wanderung, so Huber: „Es ist eine zeitlose Wanderstrecke, wenn es funktioniert, dass wir in den Talböden die Möglichkeit offen lassen, dass die Tiere weiterhin queren können. Siehe auch die Bärenbrücke über der Südautobahn. Wo es mehr Bären gibt, wie in Slowenien, da sieht man, dass ein Autobahnzaun keinen Bären aufhalten kann.“ Wölfe gehen mit der Kulturlandschaft offenbar am besten um. Die Wanderrouten sind ja auch für Gämsen und Rotwild da.

Goldschakal im Gailtal

ORF

Goldschakal

„Perfekt für Goldschakale“

Noch zwei Faktoren würden für diese Wanderroute sprechen, sagt Wildbiologe Huber: Das ruhige, geschützte Feuchtgebiet um die Gail und die riesigen, schwach bejagten Wälder jenseits der Grenze in Italien. „Im Hinterland von Italien kommend mit dem Vatikanwald gibt es viele aufgelassene Almen. Dann kommt man nach Kärnten, dort sind die Talböden vom Görtschacher Moos oder Vorderberger Moos einigermaßen ruhig, sie passen dem Goldschakal perfekt. Es ist genial.“