Hohe Bor-Werte: Kritik an langsamer Prüfung

Das Umweltbundesamt kritisiert die Umweltabteilung des Landes Kärnten, weil die angeordnete Standortüberprüfung der Treibacher Industrie AG wegen zu hoher Bor-Werte im Grundwasser zu langsam vorangehen soll.

Im Grundwasser des nördlichen Krappfeldes gibt es seit dem Jahr 2003 erhöhte Borwerte. Die Umweltabteilung des Landes hat den Auftrag, herauszufinden, woher diese Verschmutzung stammt. Sie bringt nun Unfälle in der Perboratanlage der Treibacher Industrie AG Anfang der 2000er Jahre mit den erhöhten Borwerten im Grundwasser in Zusammenhang.

Erhöhte Werte durch Unfälle in den 2000er Jahren?

Michael Rabitsch von der Umweltabteilung sagt, es verdichte sich der Verdacht, dass diese erhöhten Werte wirklich mit diesen Unfällen, die Anfang der 2000er Jahre passiert sind, in Zusammenhang zu bringen seien: „Ein bekannter Fall ist zum Beispiel, dass die Filteranlage für den borhaltigen Rohstoff, der in der Perboratanlage eingesetzt wird, gebrochen ist, und dadurch relativ viel von diesem Rohstoff in staubiger Form in die Umwelt gesetzt wurde.“

Was ist Bor?

Bor ist ein chemisches Element und kommt zum Beispiel in Waschpulver vor. Es deutet auf industrielle Abwässer hin.

Das tatsächliche Ausmaß sei heute schwer abschätzbar. Es sei von einigen hundert Kilogramm Rohstoff auszugehen, so Rabitsch. Auch die Behörden seien damals eingeschaltet worden. Direkt unterhalb des Industriegeländes sei die Bor-Konzentration auch am höchsten. Dort werde der Grenzwert von einem Milligramm Bor pro Liter um das drei- bis vierfache überschritten.

Amt: Überprüfung geriet im Herbst ins Stocken

Der Verdacht, dass die erhöhten Borwerte mit der Perboratanlage in Zusammenhang stehen, besteht ja schon länger. Laut dem Umweltbundesamt hätten schon die ersten Bohrungen am Firmengelände deutliche Hinweise erbracht. Seit Oktober gehe bei der Standortüberprüfung der Treibacher AG aber nichts mehr weiter, kritisiert das Umweltbundesamt.

„Seit Oktober 2018 wurden [...] keine weiteren Grundwasserunterschungen im Bereich der Treibacher Werke durchgeführt. Hintergründe für diese Vorgangsweise und die dadurch entstehenden Verzögerungen sind dem Umweltbundesamt nicht bekannt“, lautete eine Stellungnahme.

Ergänzende Untersuchung noch diese Woche

Einen monatelangen Verzug bei den Arbeiten und Analysen räumt die Umweltabteilung ein: Ursachen seien aber fehlende Geräte bei der Bohrfirma und Probleme im Labor. Zwei Bohrungen stünden noch aus, diese ergänzenden Untersuchungen sollen noch diese Woche beginnen.

Von der Treibacher Industrie AG heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme: „Wir werden auch weiterhin aktiv und eng mit den Behörden zusammenarbeiten, um zur Aufklärung des Sachverhalts beizutragen.“

Eine Gefahr für das Trinkwasser besteht nicht: auch weil der mit Bor (unterhalb des Grenzwertes - mit 0,7 Milligramm pro Liter belastete Brunnen) - es ist einer von vier Trinkwasserbrunnen der Wasserschiene St. Veit - nach wie vor gesperrt ist. Das Wasser wird laut Umweltabteilung in die Gurk abgepumpt.

Treibacher: Ursache für Verunreinigung unklar

Von der Treibacher Industrie AG heißt es, man habe noch keine offizielle Stellungnahme des Landes erhalten, die die Ursache der erhöhten Bor-Werte eindeutig belege. Noch sei unklar, was die Verunreinigung tatsächlich verursacht habe.

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