WM-Silber für Vanessa Herzog

Die Wahlkärtnerin Vanessa Herzog hat auch am Samstag bei der Eisschnellauf-Weltmeisterschaft in Inzell eine Medaille geholt: Die 23-Jährige gewann Silber über 1.000 Meter.

In 1:14,38 Min. verbesserte die gebürtige Tirolerin, die in Ferlach liebt, ihre Saisonbestleistung um 18/100 und musste sich damit nur Brittany Bowe geschlagen geben. Die US-Amerikanerin siegte überlegen in 1:13,41. Weltrekordlerin Nao Kodaira blieb in 1:14,44 Bronze - mehr dazu in sport.ORF.at.

Weltmeisterin, Vize-Weltmeisterin, Europameisterin und auf bestem Weg zum Weltcup-Gesamtsieg über 500 m: Vanessa Herzog holte in diesem nicht-olympischen Winter wohl das Maximum heraus. Die 23-Jährige ist nicht nur längst in der Weltklasse angekommen, sondern führt diese zumindest über 500 Meter spätestens seit ihrem am Freitag in Inzell eingefahrenen WM-Gold auch an - mehr dazu in Vanessa Herzog gewinnt Gold bei WM in Inzell (kaernten.ORF.at; 8.2.19).

Wegen Herzog pilgern wieder österreichische Fans in Eisschnelllauf-Hallen, wenn auch noch überschaubar. In der „Max Aicher Arena“, nur rund 20 Fahrminuten von der österreichischen Grenze, waren u.a. Mutter und Bruder der Tirolerin unter den Daumendrückern vor Ort. Rund 20 Jahre ist es her, dass Österreich zuletzt eine fixe Größe im Rink hatte, Emese Hunyady hat ihre letzte WM-Medaille vor knapp 19 Jahren ebenfalls bei Einzelstrecken-Titelkämpfen geholt.

Seit Hochzeit Wahlkärntnerin

Mit fünf WM-Goldmedaillen und einer in Silber war das Ausnahmetalent Herzogs bereits zu Junioren-Zeiten offensichtlich. 18-jährig war sie in Sotschi 2014 bereits bei Olympia dabei. In diversen Trainingskonstellationen etablierte sich Herzog fortan im Weltcup und hantelte sich in den Ergebnislisten Stück für Stück nach oben. Nach einem Zwischentief 2016/17 entwickelte sich die ÖESV-Athletin seit der Olympia-Saison zur Podest- und Siegläuferin.

Bei den Europameisterschaften Anfang 2018 holte sie einen kompletten EM-Medaillensatz, ließ noch im Jänner in Erfurt ihre ersten beiden Weltcup-Siege und zum Abschluss der Saison den Weltcupgesamtsieg über 500 m folgen. Bei den Winterspielen in Pyeongchang gehörte Herzog bereits zum Kreis der Medaillenanwärterin, verpasste einen Podestplatz als Vierte (500 m) und Fünfte (1.000 m) recht knapp. Das es nicht noch mehr wurde, war auch gesundheitsbedingt.

Am 16. September 2016 heiratete Österreichs beste Eisschnellläuferin ihren Manager Thomas Herzog und gab damit ihren Mädchennamen Bittner auf. Schon davor war ihr Umzug von Tirol nach Ferlach in Kärnten vonstattengegangen. Der Manager wurde nicht nur zum Ehemann, sondern auch zum Coach, als Zweier-Gespann nahmen sie neue Ziele in Angriff.

Im Zweier-Gespann mit Ehemann zu Erfolgen

„Ich bin seine Trainingsgruppe“, sagte Vanessa Herzog. „Thomas kann das Training nur auf mich abstimmen und adaptieren. Er sieht jede einzelne Bewegung, die ich mache.“ Solche Mini-Gespanne gibt es an der Spitze nur wenige, zu einem anderen gehört mit Nao Kodaira die große 500-m-Rivalin Herzogs in dieser Saison. Braucht Herzog mal einen Trainingsvergleich, steht die US-Amerikanerin Brittany Bowe auf ihrer Liste ganz oben.

Nach den Erfolgen 2017/18 kam im laufenden Winter Konstanz auf hohem Niveau dazu, damit verbunden Top-Ergebnisse am Fließband. Die Basis dafür hatten die Herzogs im Sommer u.a. wieder mit Inline-Skating (WM-Gold und -Bronze) sowie leichtathletik-spezifischen Inhalten gelegt. Vanessa Herzog könnte mittlerweile wohl bei ÖLV-Meisterschaften um 100-m-Medaillen laufen. Als Untergrund bevorzugt sie aber weiterhin Eis-, und nicht Tartan-Bahnen.

Vanessa Herzog Silber

ORF

Herzog bei der Preisverleihung am Samstag

Als Hauptziel für diese nach-olympische Saison haben sich die Herzogs vorgenommen, die Siegesserie von Kodaira über 500 m, deren letzte Niederlage auf dieser Distanz vom 12. März 2016 datiert hatte, zu beenden. Dafür verzichtete Herzog auf ihre Ausflüge auf 1.500 m und den Massenstart, konzentrierte sich ganz auf die beiden Sprintstrecken. Im siebenten 500-m-Saisonduell mit Kodaira klappte es, exakt bei der WM.

Als Hunyady im Jahr 2000 WM-Bronze geholt hat, war das noch vor dem Schlüsselerlebnis der kleinen Vanessa Bittner, als sie der Opa zur Innsbrucker Eisbahn mitnahm. „Seitdem gehört Eislaufen zu meinem Leben“, ist auf Herzogs Homepage nachzulesen. „Ich liebe die Geschwindigkeit, den Speed, wenn man sich in die Kurven legt. Es ist ein Sport, der einen ständig ans eigene Limit und darüber hinaus bringt.“

Vor großen Rennen immer 1/16 Rotwein

Vanessa Herzog ist nervenstark, liebt Wettkämpfe unter Druck und großer Erwartungshaltung. Mit 23 Jahren wird sie den Großteil ihrer Karriere wohl noch vor sich haben, Olympia-Medaillen und auch -Titel bleiben allemal noch als Ziel. Es werden damit noch etliche Gläser Wein auf die Wahl-Kärntnerin warten. Denn die Herzogs haben ein Ritual. Die sonst dem Alkohol absagende Herzog trinkt immer am Abend vor großen Rennen ein Glas Rotwein - exakt 1/16. Am Sonntag findet für sie ab 16.00 Uhr im Schloss Ferlach ein Empfang statt.

Für LH Peter Kaiser (SPÖ) gilt Herzog als eine „besondere Botschafterin unseres Landes“ und zeige, wie großartig und professionell im Sportland Kärnten gearbeitet werde.