Kärnten uneins bei Windkraft

Das Thema Windkraft scheidet in Kärnten weiterhin die Geister. Laut Energiemasterplan des Landes sollten bis 2025 in Kärnten 50 Windräder Strom erzeugen, umgesetzt wurden bisher zwei. Derzeit wurde noch kein neues Projekt eingereicht.

Der Energiemasterplan wurde noch im Auftrag des Grünen Umweltreferenten Rolf Holub erstellt. Überlegungen der KELAG zu einem Windpark auf dem Wöllaner Nock ruft jetzt die ARGE Alpine Vereine auf den Plan, zu der Alpenverein, Naturfreunde, Touristenclub und Alpenclub gehören. Sie luden am Freitag zu einem Windkraft-kritischen Vortrags- und Diskussionsabend.

„Landschaft muss erhalten werden“

Die zuständige Kärntner Umwelt und Naturreferentin Sara Schaar (SPÖ) sagte dazu, wenn man sich den Energiemasterplan genauer anschaue, steht vorher ein wichtiger Satz, wonach die Kärntner Natur- und Kulturlandschaft und die Alpinlandschaft erhalten werden müssen. „Wir haben sehr strenge naturschutzrechtliche Bestimmungen und die sind in Hinblick auf diese möglichen 50 Windräder einzuhalten.“

Ausstieg aus fossilen Energieträgern Ziel

Ob es dann einmal wirklich 50 sein werden, müsse man sich anschauen, so Schaar, aber jeder könne ein Projekt einreichen. Zum Projekt der KELAG sagte sie, die KELAG sei gerade im Prüfungsverfahren, ob der Standort sinnvoll sei. Sie kenne diese Ergebnisse noch nicht. Werde das Projekt eingereicht, werde es geprüft wie jedes andere auch. Derzeit liegen laut Schaar aber noch keine eingereichten Projekt vor. Dass man den Ausstieg aus fossilen Energieträgern forcieren müsse, sei oberstes Ziel. Bei der Stromerzeugung liege Kärnten schon bei fast 100 Prozent erneuerbarer Energie, sagte Schaar.

ARGE Alpine Vereine: Gebirgslagen schützen

Der ARGE Alpine Vereine geht es um den Naturschutz, um die Wirtschaftlichkeit, aber auch um die „Optik“. Wenn 210 Meter hohe Windräder im Gipfelbereich aufgestellt werden, dann sei das ein massiver Eingriff in das Landschaftsbild. Universitätsprofessor Gerhard Lieb von der Universität Graz war einer der Diskussionsteilnehmer.

Lieb ist Geograph und wies darauf hin, dass es sich bei den in Frage kommenden Plätzen für die Windräder um Gebirgslagen in 1.500 bis 2.000 Meter Höhe handle. Diese Gebiete hätten eine besondere Bedeutung und „es ist die These in den Raum zu stellen, dass diese hohen Lagen im Gebirge ein öffentliches Interesse haben, geschützt zu werden. Das heißt, beispiellose Großanlagen, wie es Windräder sind - und das zeigen auch rund 100 Beispiele in der Steiermark - sind kritisch zu bewerten.“

Gebirge erfüllt wichtige Leistungen

Hochlagen bringen auch ganz bestimmte Leistungen, sagte Lieb. Das betreffe zum Beispiel die Rückhaltung von Hochwasser und Naturgefahrenschutz. „Das heißt Hochlagen sind bedeutende Leistungsträger und können diese Funktion besser erfüllen, wenn sie naturnah erhalten bleiben. Das bedeutet nicht, dass jedes Windkraftwerk diese Leistung entsprechend beeinträchtigt, aber wir sprechen hier doch von großen Windparks, die entstehen sollen.“

Wenn Biodiversität, also biologische Vielfalt, und Naturbelassenheit als Werte geschätzt würden, sei es fragwürdig, wenn gerade in diesen Zonen Großanlagen entstehen, sagte Lieb. Ein weiterer Aspekt sei, das die Gebirgslandschaft Erholungsgebiet sei und die Anlagen die Landschaft massiv verändern würden. Kritische Diskussionen über die Energie aus Windkraft gebe es auch in Slowenien und Italien, sagte Lieb. Die westlichen Bundesländer in Österreich sagen ja vorerst aus touristischen Gründen Nein zur Windkraft. „Der Tourismus im Gebirge benötigt natürlich unberührte Gebiete.“

Reaktionen

Der ÖVP-Energiesprecher im Kärntner Landtag, Christian Benger, befürwortet in einer Aussendung Windkraftanlagen dort, wo sie wirtschaftlich und ökologisch vertretbar seien. Kärnten habe großes Potenzial bei erneuerbaren Energien wie Wasser, Sonne oder Biomasse, sei aber gesamt gesehen kein Windkraftland, so Benger.

Das Team Kärnten meint, man solle die Projekte nicht länger verhindern. Gerhard Köfer sagte in einer Aussendung, die Windkraftstandorträume-Verordnung sei nicht aktuell und nicht mehr zeitgemäß, sie müsse überarbeitet werden. Sonst verhindere man in Kärnten Millioneninvestitionen. „Das Projekt am Wöllaner Nock muss eine echte Chance auf Realisierung haben“, so Köfer.

Die FPÖ sagte am Mittwoch in einer Aussendung, man bekräftige das Nein zu weiteren Windrädern in Kärnten. Obmann Gernot Darmann und FPÖ-Naturschutzreferent Christoph Staudacher sagten, man vermisste jegliche vorausschauende Zukunftsstrategie. Kärnten sei ein Sonnen-, Wasser- und Holzland. Windräder auf den Bergen bedeuten Straßen auf die Almen, Grabungen, Stromleitungen und Hochspannungsleitungen.

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