100 Jahre Volksabstimmung im Jahr 2020

Im Jahr 2020 feiert Kärnten 100 Jahre Volksabstimmung und Verbleib der zweisprachigen Gebiete bei Österreich. Unter dem Motto „CarinthiJA - Zeitreisen und Perspektiven“ sollen zahlreiche Veranstaltungen und Projekte stattfinden.

In einer Pressekonferenz wurden am Dienstag die Eckpfeiler der geplanten Aktivitäten vorgestellt. So soll es eine mobile Landesausstellung geben, die durch die Bezirksstädte tourt. Ebenso Projekte aus den Bereichen Kultur und Brauchtum, Schule und Wissenschaft. Zum Abschluss ist am 10. Oktober, dem Tag der Abstimmung, in Klagenfurt ein Fest der Regionen geplant.

Es war von einem „mutigen“ und in Österreich „einmaligen Konzept“ die Rede. Zu den bisher bekannten Plänen gibt es eine große Änderung: Die Landesausstellung 2020 soll nicht an nur einem Ort stattfinden, so Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ): „Wir werden eine Ausstellung machen, die zu den Menschen kommt.Viele Dinge sollen vermittelt werden, die wir im Rahmen der Ausstellung bearbeiten werden. Verschiedene Schwerpunkte werden vom Team des Landesmuseums zusammengestellt, alle interessierten Verbände werden eingebunden.“

Blick auf die Jahr 1918 bis 1920

Diese Ausstellung soll durch die Bezirksstädte touren und einen konzentrierten Blick auf die Ereignisse von 1918 bis 1920 liefern, sagte der Leiter der Landes-Kulturabteilung, Igor Pucker: „Damit verbunden auch die Perspektiven der Nachfolgezeit, Gegenwart und Zukunft. Die Ausstellung wird sich als Dialogplattform verstehen.“ Für den Bereich Kunst, Kultur und Brauchtum war die Bevölkerung schon aufgerufen, Projekte für die einstige Abstimmungszone 1 in Südkärnten einzureichen.

89 seien von verschiedensten Vereinen und Initiativen eingelangt, sagte Kurator Peter Fritz: „Es sind 1.000 bis 1.500 Menschen, die sich damit auseinandersetzen, was noch gar nicht stattfinden, das ist erfreulich, eine Region ist auf den Beinen.“ Über die Einreichungen wird eine Jury Anfang Februar entscheiden. Für Schulprojekte sowie Wissenschaft und Forschung wird es in Kürze eigene Ausschreibungen geben.

1,3 Mio. Euro für Gemeindeprojekte

Ein weiterer Eckpfeiler sollen Zukunftsprojekte für Südkärnten sein. Dafür und für Gemeindeprojekte, die von einer Kulturpassage in Bad Eisenkappel über die Revitalisierung eines Parks in Völkermarkt bis hin zu einem inszenierten Wanderweg entlang der Demarkationslinie in Diex reichen, stehen 1,3 Millionen Euro zur Verfügung. Insgesamt plant das Land für das Jubiläum Ausgaben von 6,5 Millionen Euro, um eine Million weniger als ursprünglich veranschlagt.

Den Höhepunkt soll ein Fest der Regionen am 10. Oktober 2020 an vielen Plätzen in Klagenfurt bilden, samt Sternmarsch zum großen Festakt. Bei alldem werde das Gedenken an die Volksabstimmung nicht zu kurz kommen, sagte ÖVP-Landesrat Martin Gruber: „Weil es wertvoll und richtig ist, dass Heimatverbände, Volkskultur- und Brauchtumsvereine und Regionen eine würdevolle Bühne bekommen, um sich und ihre Leistungen zu präsentieren.“

FPÖ will stärkere Einbindung der Heimatverbände

Die FPÖ kritisierte mehrfach zu wenig Einbindung der Heimatverbände. Parteichef Gernot Darmann befürchtet, die Landesgeschichte könnte einseitig aus Sicht der Partisanen dargestellt werden. „Unsere Landesgeschichte ist zu Vielem fähig, es ist nötig, Vieles über die Geschichte zu sagen. Diese zu verdrehen und dann als Land zu sagen, ich ziehe mich aus der Verantwortung zurück, das war dieser oder jener Verein, das ist zu wenig.“ Schwerpunkt müsse das Gedenken sein, so Darmann.

„Die entscheidende Frage, wer die stolze Kärntner Landesgeschichte wie darstellen darf, bleibt noch immer unbeantwortet“, kritisierte Darmann die von SPÖ und ÖVP am Dienstag präsentierten Pläne zur 100-Jahr-Feier. „Erst wenn man weiß, wer die Kärntner Geschichte in welcher Weise im Auftrag und auf Kosten des Landes darstellen darf, kann man beurteilen, ob hier korrekt und seriös vorgegangen wird“, sagte Darmann. Für ihn zeugt diese Vorgangsweise von einem sorglosen Umgang von SPÖ und ÖVP mit der Landesgeschichte.

Team Kärnten: Budget diskussionswürdig

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer bezeichnete die präsentierten Eckpfeiler der Feierlichkeiten als „absolut begrüßenswert“. Er lobte in einer Aussendung insbesondere den Ansatz, dass die Landesausstellung 2020 nicht nur an einem Ort stattfinden werde, sondern durch die Bezirksstädte touren solle. Den Streit zwischen SPÖ und FPÖ bzw. die Angriffe der Freiheitlichen betreffend der Rolle der Partisanen, kann Köfer nicht nachvollziehen: „Insbesondere der Kurator des Projekts, Peter Fritz, hat in seinen Vorbereitungsarbeiten darauf Rücksicht genommen, dass die Kärntner Geschichte unverfälscht dargestellt wird.“ Das Gesamtbudget von rund 6,5 Millionen Euro bezeichnete Köfer als „diskussionswürdig“, damit müsse absolut transparent umgegangen werden.

Abwehrkampf und Volksabstimmung

1918/1919 fand der Kärntner Abwehrkampf gegen die Ansprüche Jugoslawiens auf Gebiete Kärntens statt. Laut dem Österreichischen Lexikon AEIOU drangen slowenische Truppen in Südostkärnten ein, die Landesversammlung beschloss bewaffneten Widerstand gegen den Rat der Bundesregierung. Heimwehren mit Freiwilligen kämpften Seite an Seite mit Kärntner Slowenen. Es gab nach rund zwei Monaten einen Waffenstillstand, eine amerikanische Kommission studierte die strittigen Gebietsfragen. Die Jugoslawen brachen den Waffenstillstand, bis Mai waren alle besetzten Gebiete befreit.

Bei einer Friedenskonferenz wurde eine Volksabstimmung in den Grenzgebieten erwogen, daraufhin versuchten die Jugoslawen erneut, durch Waffengewalt vollendete Tatsachen zu schaffen. Reguläre jugoslawische Truppen überschritten im Mai 1919 die Grenze und besetzten am 6. Juni Klagenfurt, das sie aber nach Aufforderung des Obersten Rats der Alliierten in Paris wieder räumen mussten. Insgesamt verzeichneten die Kärntner mehr als 200 Tote und 800 Verwundete. am 10. Oktober 1920 kam es in den Abstimmungsgebieten zur Volksabstimmung, die mit dem Wunsch nach dem Verbleib bei Österreich endet.