Mehr Kontrolle über Kirchen-Vermögen

Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat sich als Apostolischer Visitator in der Diözese Gurk-Klagenfurt für mehr Kontrolle bei der Verwaltung von kirchlichem Vermögen ausgesprochen. Von der Anklagebehörde wurden die Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue ausgeweitet.

Bis Ende nächster Woche sollten die angeforderten Unterlagen, die Prüfberichte zum Bistum Gurk bei der Staatsanwaltschaft Graz, eintreffen. Im Raum steht der Verdacht der Untreue gegen die ehemalige Leiterin des Bildungshauses St. Georgen, und - wie nun von Christain Kroschl von der STA Graz bestätigt wurde - auch gegen Bischof Alois Schwarz. Im Hinblick auf die Vorwürfe gegen den ehemaligen Kärntner Bischof erklärte der Salzburger Erzbischof und Apostolische Visitator Franz Lackner in einem Interview mit der Kärntner Kirchenzeitung, dass es nicht sein kann, dass viel Vermögen in einer Hand ist.

„Dass einer alleine entscheidet, geht nicht“

Weiter wird Lackner zitiert: „Das Geld gehört nie mir, sondern ist mir treuhändisch anvertraut. Selbst, wenn man Letztentscheider ist, braucht es ein starkes Gegenüber. Das kann eine Kontrollinstanz sein oder ein Aufsichtsrat. Dass da einer allein entscheidet, geht einfach nicht.“ Die Situation in der Diözese Gurk-Klagenfurt sei für Erzbischof Lackner auch Anlass, über die Standards der kirchlichen Vermögensverwaltung nachzudenken.

STA-Ermittlungen auf Schwarz ausgeweitet

Dass sich ein Apostolischer Visitator und die Staatsanwaltschaft gleichzeitig um eine Kirchenprovinz bemühen, ist schon etwas ungewöhnlich. Aber auch eine logische Fortsetzung: Im Herbst letzten Jahres wurde die Leiterin des Bildungshauses St. Georgen von der aktuellen Diözesanleitung gekündigt. Sie klagte. Später verglich man sich. Dass der Richter die Unterlagen aus dem Arbeitsgerichtsverfahren an die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue weiterleitet, war dabei wohl nicht vorgesehen. Der Akt wurde wegen möglicher Befangenheit nach Graz weitergeleitet. „Wir ermitteln derzeit gegen zwei Personen, die an sich eh schon öffentlich bekannt sind“, sagte Christian Kroschl von der Staatsanwaltschaft Graz.

Bischof Alois Schwarz Erzbischof Lackner Visitation Kirche Schönborn

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Bischof Alois Schwarz im Visier der Ermittler

Dass die Ermittlungen nun auch Bischof Alois Schwarz betreffen, hat offenbar mit dem Bericht zu tun, der im Dezember entgegen der Weisung aus Rom von der Kärntner Diözesanleitung veröffentlicht wurde. „Die Staatsanwaltschaft Graz ermittelt derzeit in dieser Causa wegen des Verdachts der Untreue. Stand der Ermittlungen ist, dass wir die vorhandenen Prüfberichte angefordert haben und die Sachverhalte, die sich aus diesen Berichten ergeben, in jede Richtung auf ihre strafrechtliche Relevanz prüfen werden“, so Kroschl.

Zeithorizont zu Ermittlungen noch unklar

Das offizielle Auskunftsersuchen der Staatsanwaltschaft betrifft den Bericht der Wirtschaftsprüfer Breschan & Petritz, und den Bericht der Tourismusberater Kohl & Partner. Es geht jetzt um die Präzisierung von Schäden, die durch nicht genehmigte Vorgänge beim Bistum entstanden sind. Bis wann die Staatsanwaltschaft Graz Ergebnisse vorlegen wird, ist noch nicht klar so Christian Kroschl.

„Einen Zeithorizont kann ich derzeit nicht nennen. Ich ersuche auch um Verständnis, dass wir zum Umfang der Ermittlungen und zu den einzelnen Sachverhalten keine Auskünfte geben können“, auch nicht, ob es Ermittlungen zu umstrittenen Grundstücksverkäufen am Wörthersee geben wird. Natürlich gilt für Bischof Alois Schwarz und die ehemalige Leiterin des Bildungshauses die Unschuldsvermutung.

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