Um 16,8 Prozent mehr Kirchenaustritte

Der Wirbel in der Diözese Gurk rund um den ehemaligen Bischof Alois Schwarz wirkt sich nun auch auf die Kirchenaustritte aus: Es gibt eine Steigerung von 16,8 Prozent gegenüber dem Jahr 2017. Laut Kirchenbeitragsstelle kehren die wenigsten zurück.

3.526 Menschen entschieden sich im vergangenen Jahr in Kärnten dafür, die katholische Kirche nicht mehr mit Beitragszahlungen zu unterstützen. Das sind um 16,8 Prozent mehr, schrieb Diözesanökonom und Finanzkammerdirektor Franz Lamprecht am Montag in einer Aussendung. In absoluten Zahlen sind es 507 Menschen mehr als im Vorjahr, die der Diözese zumindest finanziell den Rücken zuwandten.

„Anstieg auf Causa Schwarz zurückzuführen“

Der Anstieg ist für den Organisationsreferenten in der Kirchenbeitragsstelle, Gabriel Stabentheiner, auf die Causa Schwarz zurückzuführen. Die Amtsführung des Bischofs im Mensalgut und seine angebliche Nähe zu einer Frau sorgte zuletzt für öffentliche Kritik. Es habe von Beginn des Vorjahres an gestiegene Austrittzahlen gegeben, sie seien etwa bei zehn Prozent gelegen. Laut Stabentheiner habe es in den letzten zwei bis drei Monaten angezogen. Man könne sagte, dass die Causa Schwarz mehr Menschen also sonst bewogen haben, diesen Schritt zu setzen.

Stabentheiner legte sich auch fest, wie viele viele Austritte wohl auf das Konto „Causa Schwarz“ gehen: „Wenn ich es mir genauer anschaue, würde ich meinen, von den 500 Austritten mehr, dürften bis zu 250 auf die Causa zurückzuführen sein.“

Weniger Austritte in NÖ

Österreichweit stieg die Zahl der Kirchenaustritte um knapp neun Prozent. Auffallend ist, dass es in der neuen Diözese St. Pölten des alten Kärntner Bischofs Alois Schwarz einen Rückgang bei den Kirchenaustritten von knapp fünf Prozent gibt.

„Manche warten noch ab“

Wie es mit den Austritten im neuen Jahr weitergeht, sei schwer zu sagen, sagte Stabentheiner. Seit den Aufklärungsversuchen durch Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger und das neue Team, aber auch seit der Veröffentlichung eines tabulosen offenen Briefs vor wenigen Tagen, merke man auch wieder Zuspruch: „Leute sagen, jetzt zahlen sie erst recht ein, manche sagten, sie warten ab.“ Entscheidend werde sein, wie Visitator Lackner mit seiner Prüfung der Causa umgehe. Komme es wieder zu Verschleierungen, könne es wieder eine Austrittswelle geben, fürchtet Stabentheiner.

Laut seiner Erfahrung kehren Ausgetretene kaum kurz- oder mittelfristig mehr zurück, das brauche längere Zeit. Im Jahr 2018 traten 360 Menschen der katholischen Kirche bei. 65 Prozent der Gesamtbevölkerung in Kärnten sind mit Stichtag erster Jänner römisch-katholisch, das sind 363.505 Menschen.

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