Guggenberger ließ sich von Rom nicht stoppen

Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger hat am Dienstag gegen den Willen des Vatikans den Prüfbericht der Diözese Gurk-Klagenfurt veröffentlicht und mit ungewöhnlich offenen Worten Kirche und Bischof Schwarz kritisiert. Der Lesachtaler gilt als „grader Michl“.

Sein öffentlicher Auftritt am Dienstag in den ehrwürdigen Räumen des Klagenfurter Bischofssitzes sorgte für enorme Aufregung. Dabei ist der 65-jährige Diözesanadministrator eigentlich kein Freund spektakulärer Aktionen. Aber diesmal konnte er nicht anders, wie es aus seinem Umfeld heißt. Da ließ er sich auch von einer Weisung aus Rom nicht stoppen - mehr dazu in Diözese spricht von „System Schwarz“.

Guggenberger wurde am 9. Mai 1953 in St. Lorenzen im Lesachtal geboren. Seine Gymnasialzeit verbrachte er am katholischen Gymnasium Tanzenberg, einer kirchlichen Schule samt Internat. Nach der Matura studierte er Theologie in Rom. Dort wurde er 1978 auch zum Priester geweiht. Er war zwei Jahre lang Kaplan in Gmünd, bevor er seine Studien fortsetzte und 1982 mit einer Dissertation über Karl Rahner promovierte.

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Von Schwarz zum Generalvikar gemacht

Er wirkte als Seelsorger in verschiedenen Pfarren, beginnend in Bad Kleinkirchheim, von 1988 bis 1999 war er außerdem Regens und Direktor des Bischöflichen Seminars Tanzenberg. 1998 wurde er Pfarrer in der Bezirksstadt Spittal/Drau. 2003 wurde er zum Vorsitzenden des Vorstandes der Dechantenkonferenz gewählt. 2008 ernannte ihn Bischof Alois Schwarz zum Generalvikar der Diözese, nachdem er Gerhard Kalidz überraschend von diesem Posten abberufen und nach Gurk versetzt hatte.

Guggenberger übte sein Amt diskret und leise aus und mied die Schlagzeilen. Dass er mit den Zuständen, die er in der bischöflichen Residenz in der Mariannengasse vorfand, keine Freude hatte, war bekannt, auch wenn er selbst sich jeglichen Kommentars enthielt. Intern hingegen habe er sehr wohl immer wieder auf Fehlentwicklungen hingewiesen und sei dabei auch ein persönliches Risiko eingegangen, heißt es aus der Mariannengasse. Doch der Generalvikar stieß - wie zahlreiche andere Würdenträger auch - beim Bischof auf taube Ohren.

„Grader Michl“ will nicht Bischof werden

Nach dem Wechsel von Schwarz nach St. Pölten wählte das Domkapitel Guggenberger zum Diözesanadministrator. Und dieser begann praktisch sofort mit den Aufräumarbeiten, mit den bekannten Folgen. Es gab zahlreiche Versuche, den Administrator zu disziplinieren, zu verhindern, dass die Öffentlichkeit von den Vorgängen erfährt. Doch Guggenberger machte unbeirrt weiter. Er sei ein „grader Michl“, sagen jene, die ihn gut kennen. Wenn er einmal von etwas überzeugt sei, müsse man schon sehr gut argumentieren, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Bischof will er jedenfalls nicht werden, wie er mehrfach versicherte.

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