Christkind oder Weihnachtsmann

Die Kinder in Österreich glauben überwiegend an das Christkind, doch der Weihnachtsmann ist vor allem im Handel allgegenwärtig. Die Spaltung entstand in der Reformation, aber auch die Auswanderung nach Amerika trug einen Teil dazu bei.

Die Sehnsucht der Kleinen nach Christkind und Geschenken wird größer. Die meisten Wunschzettel sind geschrieben. Aber wer legt am 24. Dezember die Geschenke unter den Christbaum - das überlieferte Christkind oder doch der Weihnachtsmann, der als Symbol für Weihnachten aus dem angelsächsischen Raum immer stärker auch in Österreich präsent ist. Bei vielen Weihnachtsbeleuchtungen sieht man nur den Weihnachtsmann.

Weihnachten Weihnachtsmann Figur

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Katholischer Weihnachtsmann

Hat Luther das Christkind erfunden?

Über den Ursprung der Heiligen sagte Volkskundler Heimo Schinnerl: „Der heilige Nikolaus hat seinen Ursprung in der heutigen Türkei. 1086 ist er nach Bari überliefert worden und hat seinen Siegeszug nach Europa begonnen. Im Spätmittelalter, in der Reformationszeit, wurden von Martin Luther die Heiligen aus der Kirche verbannt. Man schreibt Luther zu, er habe das Christkind erfunden.“

Weihnachten Christkind Figur

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Evangelisches Christkind

Bei den evangelischen Christen fehlt der Nikolaus als Gabenbringer. „Mit dem Nikolaus geht die Reise weiter, denn evangelische Holländer haben 1624 den heiligen Nikolaus mit nach Amerika genommen und dort das heutige New York gegründet. Heute noch ist der heilige Nikolaus der Patron der Stadt.“

Grafiker entwarf die Figur Father Christmas

Mit der Reformation gewannen Christkind und Weihnachtsmann mehr Bedeutung, so Schinnerl: "Im Jahr 1880 hat ein deutscher Grafiker den Auftrag bekommen, eine neue Figur für die Weihnachtszeit zu schaffen, der gemütlich, weißbärtig und pausbäckig war, um den Handel anzukurbeln. "Dieser Thomas Nast entwarf die Figur Father Christmas. 1934 kehrte diese Figur mit einem US-Getränkekonzern nach Nordeuropa zurück. Im Norden gebe es seither den katholischen Weihnachtsmann und im Süden ein evangelisches Christkind, so Schinnerl. Es gebe einen Kulturtransfer, sagte Schinnerl, denn in ganz Europa bis in die Türkei kenne man den Weihnachtsmann. Er werde neben dem Nikolaus mit Weihnachten verbunden.

US-Konzerne bringen Weihnachtsmann nach Europa

Das habe auch wirtschaftliche Gründe, sagte Raimund Haberl, Sprecher des Handels in der Wirtschaftskammer: „Durch das Internet wächst alles mehr zusammen, man holt sich die Welt ins Wohnzimmer und bekommt mit, wer die Geschenke über den großen Teich bring.“ So habe der Weihnachtsmann Einzug in den Handel gefunden. „Viele internationale Konzerne haben ihren Sitz in den USA, wo auch die Werbekampagnen geplant werden. Dort kommt der Weihnachtsmann vor, die Filialen in Europa übernehmen das dann.“

Kinder zeichnen Christkind als Engel

Laut Haberl komme in Österreich eindeutig das Christkind, doch durch Kinofilme werde der Weihnachtsmann propagiert und sei so populär wie das Christkind geworden. Laut Volkskundler Heimo Schinnerl sei der Weihnachtsmann in den Einkaufszentren als dicklicher, freundlicher Mensch mit weißem Bart dargestellt, der zum Einkaufen anregen soll. Vom Christkind gibt es keine solche Darstellung: „Wenn man Kinder ein Christkind zeichnen lässt, stellen sie immer einen Engel dar. Sie hören auch von den Eltern, dass sie brav sein sollen, weil das Christkind zuschaue und beim Fenster hereinschaut.“

Man könnte es so zusammenfassen, Christkind und Weihnachtsmann arbeiten Hand in Hand. Der Weihnachtsmann regt zum Kaufen an, das Christkind legt die Geschenke dann unter den Weihnachtsbaum - oder so ähnlich.