Vernichtender Prüfbericht der Diözese Gurk

Der nun veröffentlichte wirtschaftliche Prüfbericht geht vor allem mit der ehemaligen Leiterin des Bildungshauses Hotel St. Georgen hart ins Gericht. Zahlen und Arbeitsklima seien schlecht gewesen, sie habe der Kirche Schaden zugefügt.

Der wirtschaftliche Prüfbericht des Mensalguts der Diözese Gurk-Klagenfurt wurde am Dienstag vom Domkapitel veröffentlicht und auch online zugänglich gemacht. Das Domkapitel nahm Stellung zur Ära Bischof Alois Schwarz und sagte, man folge mit der Veröffentlichung seinem Gewissen - mehr dazu in Diözese spricht von „System Schwarz“.

Diözese Gurk Pressekonferenz Guggenberger Vorwürfe gegen Alois Schwarz Kirche

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Entgegen Statuten bisher keine Prüfungen

Zu den Prüfern gehörten die Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungskanzlei Breschan und Petritz, die Tourismusberatung Kohl und Partner sowie der Geschäftsführer der Erwachsenenbildung der Erzdiözese Wien sowie Leiter der Bildungshäuser St. Bernhard und Großrußbach, Erwin Boff. Geprüft wurden die Jahresabschlüsse der Jahre 2014 bis 2017. Es sei eine Erstprüfung gewesen, da es entgegen dem Statut des Bistums zuvor keine jährliche Prüfung gegeben hatte, heißt es in dem Bericht. Es seien Rechtsgeschäfte abgeschlossen worden, die nicht von den zuständigen Gremien beschlossen worden seien.

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Von Überschüssen zu Verlusten

Von 2014 bis 2017 habe es Überschüsse gegeben, 2016 betrug der Abgang 700.000 Euro, 2017 1,9 Mio. Euro. Begründet werde das mit jährlichen operativen Verlusten im Hotel und Bildungsbereich des Bistums. Die Verluste seien mit bischöflichen Zuschüssen ausgeglichen worden. Bischof Alois Schwarz gründete 2013 das Institut Weiß (Wirtschaftsethikinstitut Stift St. Georgen), das binnen vier Jahren Zuschüsse in Höhe von 597.000 Euro benötigte. 2017 wurde es verkauft.

Ein weit reichender Teil des Berichts ist dem Stift St. Georgen und hier insbesondere dem Hotelbetrieb gewidmet. Die Auslastung betrug 47 Prozent, dies sei gering, vor allem im Winter sei ein rentabler Hotelbetrieb nicht gegeben. Bei vergleichbaren Betrieben liege die Auslastung bei 55 Prozent, bei professionellen Seminarhotels mit aktiven Vertrieb bei bis zu 80 Prozent, so der Prüfbericht.

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Zuviel Personal für Auslastung

Die Mitarbeiterkosten steigen durch zusätzliches Personal 2016 um rund 260.000 Euro, eine Erhöhung von 25 Prozent zum Vorjahr, dies sei laut Bericht überhöht und machen einen wirtschaftlich rentablen Betrieb unmöglich. Die Einrichtung einer hoteleigenen Wäscherei sei nicht branchenüblich, es sei zuviel in Fremdwäsche und Reinigung investiert worden, zu wenig aber in das Marketing.

Im Bildungsbereich seien die Mitarbeiterkosten nach Einsetzung der kritisieren Leiterin maßgeblich erhöht worden, von 256.000 auf 409.000 Euro von 2016 auf 2017. Die massive Investition von einer Mio. Euro in ein neues Badehaus mit Restaurant sei nicht zu rechtfertigen gewesen.

„Gravierende wirtschaftliche Schieflage“

Trotz massiver Investitionen in Infrastruktur und Personal weise der Bildungsbetrieb eine „gravierende wirtschaftliche Schieflage“ auf, heißt es im Bericht weiter. Die Einnahmen aus den Seminarbeiträgen deckten fast nur mehr die Honorarkosten externer Referenten, für Personal oder Infrastruktur gab es keine Deckung. Die Teilnehmerzahlen in den Jahren 2016 und 2017 seien falsch dargestellt worden, weil man Konzertbesucher zu den Seminarteilnehmern dazugezählt habe.

Mitarbeiterbefragungen ergaben ein Bild der Leiterin des Bildungshauses, das als „inkompentent“, „willkürlich“ oder auch „unberechenbar“ beschrieben wurde. Sie habe oft auf den Bischof verwiesen und trage die Verantwortung für ein Betriebsklima, das „verheerend“ gewesen sein, es habe Angst, Intrigen und Mobbing gegeben. Die Personalfluktuation betrug 2016 60 Prozent, was zusätzliche Kosten verursacht habe.

Die Prüfer kamen zum Schluss, dass die Leiterin das Bistum mit Wissen und Unterstützung von Bischof Alois Schwarz als Bühne für persönliche Interessen missbraucht habe und durch ihr Agieren dem Ansehen des Bischofsamtes und der Kirche in Kärnten Schaden zugefügt habe.

Geschäftsordnung von Schwarz geändert

Der Bericht kritisiert, dass der laut Statut des Bistums Gurk vorgesehene Wirtschaftsrat bei der Besetzung von Leitungsfunktionen nicht mit einbezogen worden sei. Der Wirtschaftsrat hätte Haushaltspläne, Jahresbilanzen und Rechtsgeschäfte sowie Verträge genehmigen müssen. Einzelne Mitglieder des Wirtschaftsrates waren mit der Übergehung nicht einverstanden, daher löste Bischof Schwarz den Rat auf und ersetzte ihn durch einen Fachbeirat, der nur mehr beratende Kompetenzen hatte.

Die Bilanz wurde nicht mehr durch Wirtschaftsprüfer geprüft, alle Genehmigungsvorbehalten seien von Schwarz abgeschafft worden. Das abgeänderte Statut entspreche nicht dem kirchlichen Vermögensrecht. Das Bistum Gurk stand ohne effektives Aufsichtsorgan da, so der Bericht. Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger erklärte das Statut für unwirksam und setzte das davor geltende wieder in Kraft.

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Bericht zum Nachlesen:

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