„Maulkorb“ aus Rom: Mehr Kirchenaustritte

Der Wirbel in der Katholischen Kirche nach dem Veröffentlichungsverbot aus Rom für den wirtschaftlichen Prüfbericht der Diözese Gurk ärgert die Gläubigen. Es kommt teils zu mehr Kirchenaustritten als sonst zum Jahreswechsel.

In der katholischen Kirche Kärntens ist der Weihnachtsfriede noch in weiter Ferne. Der Advent wird zur Wartezeit auf die Veröffentlichung des Prüfbericht zur Wirtschaftlage des Bistums. Viele Gläubige bringen ihren Unmut über die abgesagte Pressekonferenz zum Ausdruck und drohen mit Kirchenaustritten. Kirchenintern solidarisieren sich viele Priester mit der derzeitigen Diözesanleitung um Engelbert Guggenberger - mehr dazu in Diözese Gurk: Rom verbietet Pressekonferenz (kaernten.ORF.at; 10.12.18).

Offener Brief der Dechanten an Kardinal Schönborn

In einem offenen Brief ersucht der Sprecher der Dechanten, Pfarrer Herbert Burgstaller, Kardinal Schönborn eindringlich, den Prüfbericht so rasch wie möglich veröffentlichen zu lassen: "Ich erwarte vom Herrn Kardinal, dass er sich für uns verwendet - in der Veröffentlichung des Prüfberichtes über die Bischofskongregation.“

In der Antwort aus Wien habe es geheißen, dass es zeitnah „klare Informationen" über die Bischofskongregation geben werde. Diese Informationen sollen dann auch die Öffentlichkeit erreichen, so Burgstaller: „So habe ich den Brief des Kardinals verstanden.“

Keine Austrittswelle aber viel Unmut

Derzeit gibt es zwar keine Austrittswelle in der Katholischen Kirche Kärnten, aber doch mehr Austritte als sonst zu dieser Zeit. So zum Beispiel im Bezirk Feldkirchen, wo die Leute auch ihren Unmut über das Verbot aus Rom zur Veröffentlichung des Berichts während der Amtszeit von Bischof Alois Schwarz als Grund angeben. Auch in Villach gibt es heuer mehr Austritte als in anderen Jahren, ebenso in Klagenfurt und auch im Bezirk Wolfsberg. Andere Bezirke registrieren keine Auffälligkeiten.

Anrufer kritisieren römische Entscheidung

Auch die Kirchenbeitragsstelle in der Diözese Gurk-Klagenfurt ist mit Anrufen von Gläubigen konfrontiert. Deren Leiter Gabriel Stabentheiner sagte, er wissen nichts von mehr Austritten, im Gegenteil, es gebe sogar eine gewisse Solidarität von Gläubigen mit der aktuellen Kärntner Kirchenführung: „Anrufer sagen, es ist eine Schweinerei, dass Rom einen Maulkorberlass erteilt. Die Antwort ist nicht immer leicht, man kann nur um Verständnis bitten.“

Wertschätzung für derzeitige Führung

Die Menschen würden es aber auch wertschätzen, dass die aktuelle Kärntner Kirchenführung Konsequenzen zog - mehr dazu in Diözese Gurk-Klagenfurt tauscht Manager aus. Bistum und Diözese sind jetzt auch finanziell verschränkt, was zuletzt nicht mehr der Fall gewesen sei, so Kanzler Jakob Ibounig: „Es sollte so sein, dass das Geld, das durch das bischöfliche Mensalgut erwirtschaftet wird, wieder für die Diözese zur Verfügung steht - tur Erhaltung von Kirchen und für soziale Projekte, auch für bischöfliche Behörden.“

Warum das geändert wurde, liege an den Entscheidungen einzelner Personen, so Ibounig, die durch die Gremien nicht mehr unterstützt wurden. „Es war immer die Gefahr, dass das der Willkür und Laune einzelner Personen unterliegt, wo das Geld hingeht, zu Projekten, wo fraglich war, wie weit die der Kirche im Land zugute kommen.“

„Alte Zustände künftig verhindern“

Ein neuer Bischof könnte die strengeren Regeln beim Geldausgeben wieder rückgängig machen - Ibounig rechnet aber nicht damit: „Der neue Bischof wird gut beraten sein, sich das genau anzuschauen und sich unsere Gründe anzuhören, warum wir das eingeführt haben und es in sein neues System hineinzunehmen.“ Dass wieder alte Zustände einreißen, sollte verhindert werden, so Ibounig.

Der nunmehrige St. Pöltener Bischof Alois Schwarz verteidigte in seiner Stellungnahme das Verbot aus Rom und begründete es mit kirchenrechtlichen Vorgängen. Es sei keine päpstliche Visitation über ihn angeordnet worden und der Rohbericht habe die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften festgehalten, so Schwarz.

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