Film: An virtueller Welt zerbrochen

Der Kärntner Film „Traman - träumen“ setzt sich mit der Darstellungssucht in sozialen Medien auseinander und wie manche daran zerbrechen. In dem Sozialdrama spielt auch der Primarius der Psychiatrie am Klinikum Klagenfurt mit, die erste Rolle für Herwig Oberlerchner.

Früher war es nur wenigen Berufsgruppen vorbehalten, in der Öffentlichkeit zu stehen. Durch die sozialen Medien veränderte sich das vollkommen, jeder kann sich ohne großen Aufwand in den Mittelpunkt rücken. Der Film „Traman“ setzt sich auch mit diesen neuen Herausforderungen der Darstellungssucht auseinander. Die Kärntner Produktion kam mit nur 3.000 Euro Fördermittel aus.

Traman Träumen Film Sucht

David Hofer

Likes machen glücklich

Protagonist Robert Fuschnig alias Rob Fusion, ist Gärtner und rutscht immer mehr in eine Scheinwelt ab. Auf Facebook hat er eine Villa am See, teure Autos und schöne Frauen. Die Wirklichkeit schaut jedoch anders aus: Eine kranke Mutter, ein Job, der ihn langweilt und keine tieferen Kontakte zu seinen Mitmenschen. Psychiater Herwig Oberlerchner sagte, man sehe eindrucksvoll, wie er langsam von der realen Welt in eine Alternativwelt rutscht. „Als die zerbricht, zerbricht auch sein Ich.“

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David Hofer

Auch beim Begräbnis der Mutter wird gefilmt

„Menschen verlieren den Halt“

Oberlerchner war Berater von Hauptdarsteller Michael Kuglitsch, damit er die Szenen in der Psychiatrie authentisch spielen konnte: „Verloren sein, keinen Halt zu finden, weil er seine Mutter und seinen Job verliert. Wenn Menschen alles verlieren, die sie sozial bindet, verlieren sie jeglichen Halt und driften ab.“ Um sich auf seine Rolle vorzubereiten, eröffnete Michael Kuglitsch auch ein Konto auf Instagram: „Ich habe begonnen, von mir private Fotos zu posten, was ich normalerweise nie machen würde. Fotos mit Muskeln, nacktem Oberkörper. Ich habe mich auch körperlich auf die Rolle vorbereitet, habe trainiert, wie es viele im Netz machen.“

Der Schauspieler zeigte auf Instagram auch, wie man trainiert und wie toll das Leben ist, indem er sich vor luxuriösen Immobilien fotografierte. Die Reaktionen seien ein Wahnsinn gewesen, das sei explodiert, so Kuglitsch. „Ich habe mir die Profile dieser Menschen angeschaut, ich war da voll auf dieser Schiene.“

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Arnold Pöschl

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Enormer Zeitaufwand für das perfekte Foto

Die Idee zum Film „Traman“ hatte Michael Kuglitsch gemeinsam mit Regisseur David Hofer. Hofer sagte dazu: „Menschen, die jeden Tag oder jeden zweiten Tag ein Profilbild von sich posten, wie lange sie Zeit damit verbringen, das perfekte Bild zu finden. Das war der erste Aspekt für mich, diese Szene haben wir gedreht, wie er eine gute Stunde vor dem Spiegel steht.“ Das nehme enorme Zeit in Anspruch, solche Menschen wollte man zeigen. Gezeigt wird im Film auch, wie Robert Fuschnig ständig auf seinem Handy herumtippt und wie sehr Facebook sein Leben einnimmt.

Schauspielerin mit Eigenerfahrung

Meistens übersieht Rob Fusion Sunita, dargestellt von Schauspielerin Nadine Zeintl, die derzeit in der Theaterhalle 11 mit Oliver Vollmann auf der Bühne steht. Im Film „Traman“ spielt sie die Pflegerin von Robs Mutter. Sunita leidet an Bulimie. Nadine Zeintl hatte 15 Jahre lang selbst mit dieser Erkrankung zu kämpfen: „Ich bin ein richtiger Vollprofi, ich könnte Bücher darüber schreiben. Es wird oft beschönigt - man sieht ein Mädchen, das isst ein Packerl Chips und übergibt sich dann. So ein Essanfall dauert aber fünf bis sechs Stunden, man kauft um 100 Euro ein, einen Wocheneinkauf für eine Familie. Dann isst man alles auf. Man isst, übergibt sich, isst, übergibt sich.“

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David Hofer

Nadine Zeitl als Sunita, die Pflegerin der kranken Mutter

Tabuthema psychiatrische Betreuung

Grundsätzlich wollte die Filmcrew nichts beschönigen, deshalb können einige Szenen tief unter die Haut gehen, so Zeintl: „Ich wollte herzeigen, was das für Ausmaße annimmt, wie so eine Person mit anderen Menschen agiert, wie unsozial man wird.“ Michael Kuglitsch war es ebenfalls wichtig, seine Rolle als Rob Fusion so real wie möglich darzustellen: „Es war für uns notwendig, den Vorhang zu lüften und zu zeigen, wie es den Menschen dahinter geht.“ Es sei immer noch ein Tabuthema, wenn jemand in der Psychiatrie ist. In den USA sei man ein Irrer wenn man keinen Psychiater hat, mit dem man über diese Dinge sprechen könne. Der Schauspieler meint, dass das bei uns noch angekommen sei, es sei normale und gut für das Seelenheil. Das habe man auch zeigen wollen.

Ehrlicher, offener Zugang zu Psychiatrie

Eine Zunahme an nicht substanzgebundene Süchte kann Primar Oberlerchner feststellen. Kaufsucht, Sexsucht, Internetsucht - in der stationären Psychiatrie sei man damit aber nicht in dem Ausmaß konfrontiert, wie es sich in der Gesellschaft abzeichne. Gefilmt wurde auch im Klinikum, in der alten Chirurgie und auch in der Psychiatrischen Abteilung, so Oberlerchner. „Ich habe die Gruppe als sehr bemüht erlebt, Psychiatrie als real und echt darzustellen. Wir sind ja oft mit einer anklagenden und stigmatisierenden Form von Darstellung konfrontiert. Diese Form des sich Einlassens auf eine Disziplin wie die Psychiatrie und diese offene Einstellung hat mir sehr behagt.“

Am Donnerstag um 20.30 Uhr hat „Traman“ im Stadtkino Villach beim K3 Filmfestival Premiere. Weitere Filmvorführungen sind in Kärnten geplant, Termine stehen jedoch noch nicht fest. „Traman“ wird Ende Jänner auch beim Snowdance Independend Film-Festival in Landsberg in Bayern gezeigt.

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