Der zufällige Weg zum Mathe-Genie

Mit 15 Jahren begann Benjamin Hackl sein Mathematik-Studium in Klagenfurt, mit nur 24 Jahren schloss er heuer sein Doktorstudium ab. Dabei war es eher ein Zufall, dass Hackl seine Liebe zur Mathematik entdeckte.

Benjamin Hackl ist der jüngste Doktorratsabsolvent der Universität Klagenfurt. Mit 15 Jahren begann er - parallel zum Schulbesuch im BRG Viktring - mit dem Studium der Mathematik. Mit 20 Jahren schloss er sein Masterstudium sub auspiciis, also mit Auszeichnung, ab. Heuer schloss er mit 24 Jahren sein Doktoratsstudium sub auspiciis ab, die Auszeichnung wurde ihm kürzlich von Bundespräsident Alexander van der Bellen überreicht – mehr dazu in Bundespräsident adelt Mathe-Genies. „Mir kommt das noch immer wie ein Traum vor“, sagt Hackl. „Aber ein wahnsinnig schöner Traum.“

Bundespräsident van der Bellen Besuch Lob Promotion Sub auspiciis

ORF

Hackl mit Bundespräsident Van der Bellen

“Alles Einser im Zeugnis war eh normal“

Dass Hackl sein Mathe-Studium schon als Teenager begann, „das war eigentlich ein Zufall“, sagt er. Am einem Zeugnistag war Hackl krank, seine Mutter holte das Zeugnis für ihn in der Schule ab. Selbstredend waren in dem Zeugnis nur Einser zu finden - für Hackls Mutter keine Besonderheit, „das war bei mir eh normal.“

Anders sah das die Sekretärin der Schule, sie machte Hackls Mutter an diesem Tag auf Förderungsmöglichkeiten für ihren begabten Sohn aufmerksam. Eine davon war das Talentecamp der Universität Klagenfurt, bei dem Schüler eine Woche lang Workshops besuchen können. Hackl war zunächst wenig begeistert, einer der angebotenen Mathe-Workshops erweckte dann doch sein Interesse. „Fehlerkorrigierende Codes, das fand ich spannend.“ Der Funke sprang bei diesem Workshop über, „ich blieb bei der Mathematik hängen.“

Doppelleben als Schüler und Student

In der Schule waren die Möglichkeiten für Hackls neu erwachte mathematische Wissbegierde bald ausgeschöpft. Über ein Programm des Österreichischen Zentrums für Begabtenförderung wurde es Hackl dann ermöglicht, neben dem Schulbesuch mit dem Mathe-Studium zu beginnen. Damit begann für den damals erst 15-Jährigen auch eine mitunter stressige Zeit: „Meistens hatte ich für den Unibesuch einen Tag schulfrei. An diesem Tag habe ich dann an der Uni so viele Lehrveranstaltungen wie möglich besucht.“ An manchen Tagen ging es von der Schule direkt an die Uni und wieder retour. „Das war logistisch schon wahnsinnig aufwendig.“

Universtät Jüngster Doktor Benjamin Hackl

aau/Röttl

Auch ein Hochbegabter braucht Konsequenz

Für das Lernen legte sich Hackl über die Jahre die für ihn wirksamste Methode zu: „Alles was ich erlernen soll, muss ich aufschreiben.“ Und Nein, mit einmal Abschreiben von der Tafel war es auch bei dem Kärntner Mathe-Genie nicht getan: „Meistens musste ich alles ein zweites Mal aufschreiben.“ Meistens, aber nicht immer: „Ich habe mir schon beim Zuhören und Mitschreiben viel merken können.“

„Mathematik, das ist Rätsel lösen“

Stolpersteine gab es trotz Begabung während seines Studiums, dann war Konsequenz gefragt: „Es gab schon Prüfungen, für die ich mich sehr lange vorbereiten musste.“ Der Ehrgeiz wuchs mit dem Studium, „mich hat der Stoff sehr interessiert, ich wollte dranbleiben.“ Viele Nächte wurde mit Studienkollegen gelernt, „das war schön, das fehlt mir heute.“

Dass Mathematik „freundlich formuliert, ein polarisierendes Fach ist“, das schreckte Hackl nicht ab: „In der Schule übt man Rechentechnik und versucht, einfache Zusammenhänge zu verstehen. In der Hochschulmathematik geht es vor allem um diese Zusammenhänge und wie die Rechentechniken überhaupt funktionieren können.“ Und deswegen sei das Mathe-Studium wie „Rätsellösen. Ständig ist man mit solchen Rätseln konfrontiert und muss sie lösen. Mathematiker sind sehr lösungsorientiert – deswegen sind sie in der Industrie sehr gefragt.“ Und für manche Philosophen sei Mathematik nur ein Spiel: „Nur wer die Regeln kennt, kann es spielen.“

Ein junger „Herr Professor“

Heute unterrichtet der 24-Jährige an der Uni selbst Mathematik, mitunter ist der „Herr Professor“ dann jünger als seine Studenten. Ein Problem sieht Hackl darin nicht: „Derzeit unterrichte ich meist Erstsemester, die sind, wenn auch nicht viel, jünger als ich. Und eigentlich spielt das Alter keine Rolle.“ Ein strenger Professor sei er nicht, meint Hackl. „Wir erarbeiten viele Resultate gemeinsam, gelegentlich darf auch Spaß sein.“ Von reinem Frontalunterricht halte er nichts, „ich hoffe, meine Studierenden können das bestätigen.“

Wunschzukunft Forschung

Für einen Forschungsaufenthalt und einen Gastvortrag war Hackl auch an der bekannten amerikanischen Universität Princeton. Wohin ihn seine akademische Laufbahn noch führen könnte, das sei sehr ungewiss. „Die Zukunft für junge Wissenschaftler ist generell ungewiss, weil die Universitäten mit einigen Problemen zu kämpfen haben.“ Das Verbot von Kettenverträgen etwa, „deswegen werde ich die Universität Klagenfurt früher oder später verlassen müssen.“ Dennoch will Hackl im Wissenschaftsbereich bleiben: „Das Forschen und Lehren liegt mir sehr am Herzen.“