342.268 Euro für Unwetteropfer gespendet

Rund 280 Millionen Euro Schaden haben die verheerenden Unwetter in Kärnten angerichtet. Bei einem „Licht ins Dunkel“-Aktionstag sammelte der ORF Kärnten am Donnerstag 344.668 Euro für sie.

„Das Wasser rann plötzlich beim Fenster herein. Dann kam die Flutwelle, die Fenster barsten. In Minuten war der gesamte Keller unter Wasser.“ Es waren dramatische Minuten für Franz Schaar und seine Familie, die den Hansbauerhof in Rattendorf betreibt. „Wir haben schnell das Wichtigste aus dem Haus gerettet, dann kam das Wasser auch ins Erdgeschoss und wir mussten flüchten.“ „Es war unheimlich“, sagt auch Christine Schaar. „Es war finster, eine Mauer brach, eine Tür wurde aus der Verankerung gerissen“. Schnell mussten die beiden auch die Tiere aus dem Stall retten, „die Kühe standen schon bis zum Bauch im Wasser“, sagt Christine Schaar.

Hochwassser Unwetter Oberkärnten Gailtal Rattendorf

ORF

In Oberkärnten waren die Schäden besonders groß

Spenden

Kontonummer von Licht ins Dunkel: BAWAG P.S.K. IBAN: AT 206000000002376000, BIC BAWAATWW, Verwendungszweck „Hochwasser“)

Die Familie betreibt auch ein Hotel, der Wellnessbereich im Keller wurde nun knapp vor der Wintersaison komplett zerstört. „Die Kühlhäuser sind kaputt, die darin gelagerten Lebensmittel, Waschmaschine, alles zerstört“, sagt Christine Schaar. Auf rund 700.000 Euro schätzt die Familie den Schaden. Jetzt gilt es für die Familie, den Hotelbetrieb und damit die Existenzgrundlage so rasch wie möglich wieder aufzubauen.

80 Häuser schwer beschädigt

„Nach dem Unwetter - die Radio Kärnten-Familie hilft“ lautet das Motto des Aktionstages. Allein durch das Hochwasser wurden in Kärnten mehr als 80 Häuser - verteilt auf 14 Gemeinden - schwer in Mitleidenschaft gezogen. Allein in Rattendorf sind 25 Häuser von Hochwasserschäden betroffen. Vermurungen und Sturm verursachten viele weitere Schäden, gesamt wird der Schaden vorerst auf 280 Millionen Euro geschätzt.

Unwetter erschwert Aufräumarbeiten

Christian Debelak/Bundesheer

Genauere Zahlen will Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (SPÖ) Ende nächster Woche vorlegen: „Derzeit werden Luftbildaufnahmen gemacht, dazu müssen wir rund ein Drittel der Kärntner Fläche abfliegen, ein enormer Aufwand.“

Als der Sturm Dächer wegfegte

Auch Thomas Christler aus Kornat (Lesachtal) denkt mit Schrecken an die Unwetternacht zurück. „Wir flüchteten im Wohnhaus in Räume, in denen wir uns halbwegs sicher gefühlt haben. Draußen riss der Sturm zuerst das Dach vom Stall, später wurde auch das halbe Dach von unserem Haus weggefegt.“ Die Familie mit Kleinkind versuchte, sich in Sicherheit zu bringen. „Wir gingen in den Keller, suchten starkes Mauerwerk. Es war ein Horror, wir haben nur versucht, unser Kind zu schützen.“

Felssturz Lesachtal Soldaten

ORF

Sturmschäden im Lesachtal

Durch das fehlende Dach richtete der Sturm und Starkregen schweren Schaden im erst kürzlich renovierten Wohnbereich der Familie an. „Jetzt ist alles wieder zu sanieren.“ Und auch im Stall gibt es große Schäden, die Futtervorräte wurden zu zwei Dritteln vernichtet, auch im Forst der Familie gibt es große Schäden. Jetzt muss die Familie ihren Hof und ihr Heim wieder aufbauen, „ohne die Hilfe der Nachbarn wäre das sowieso nie möglich.“

Schäden Unwetter

ORF

Die Angst bleibt

„Wir werden diese Nacht nie vergessen“, sagt Marianne Fercher aus dem Mölltal. „Das Wasser kam in Strömen. Mit meiner Schwiegertochter und den Kindern sind wir auf dem Traktor vor der Mure geflüchtet.“ Für eine Weile war das Wohnhaus der Familie nicht bewohnbar, „jetzt müssen wir aufräumen“, sagt Marianne Fercher. Unwetter, das habe es schon oft gegeben, „aber so etwas haben wir noch nie erlebt.“

Hochwasser Unwetter Mölltal Rangersdorf

KK/Privat

Muren haben im Mölltal großen Schaden angerichtet

Die Mure ging links und rechts vom Haus ab. „Glück im Unglück“, sagt Sohn Baltasar Fercher. Dennoch sind die Schäden groß. Die Mure habe auch die neue Wasserleitung des Hauses zerstört, derzeit hilft die Gemeinde bei der Wasserversorgung aus. Auch drei Hektar Felder wurden verschlammt. Noch lange ist der Schock nicht überwunden: „Den Schlamm, den kann man wieder wegschaufeln. Aber man weiß halt nicht, ob beim nächsten Unwetter nicht wieder eine Mure kommt.“

Wrabetz: Rasche und unbürokratische Hilfe

Unter dem Stichwort „Hochwasser“ kommt das Geld - wie zuletzt 2012 in Lavamünd und 2016 in Afritz - Familien zugute, die aufgrund der Unwetter in eine Notsituation geraten sind. Bis 22.00 Uhr konnte gespendet werden, bis Donnerstagnachmittag wurden bereits rund 342.268 Euro gespendet; die Spendenaktion beim „Chor des Jahres“ brachte zusätzliche 2.400 Euro, also wurden insgesamt 344.668 Euro für die Unwetteropfer gesammelt.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sagte, der Aktionstag des ORF Kärnten im Online-Bereich, im Radio und im Fernsehen sei sehr wichtig, „damit rasch und unbürokratisch geholfen werden kann, wo Versicherungsleistungen oder die öffentliche Unterstützung nicht ausreicht“.

Rattendorf Gailtal Hochwasser

ORF/Bernd Radler

„Akut betroffene Familien mit Kindern müssen sich an die zuständigen Gemeinden wenden", sagt Licht ins Dunkel-Geschäftsführerin Eva Radinger. "Wir stimmen die Hilfe dann mit den Gemeinden ab. Die Gemeinden überprüfen und wissen, welche Familien am ärgsten betroffen sind bzw. werden recherchieren, wo Schäden durch Versicherungen gedeckt sind und wo nicht.“ Der Verein „Licht ins Dunkel“ wird dann in Abstimmung mit den Gemeinden eine Überbrückungshilfe an die betroffenen Familien weiterleiten.

Kärntner Chor des Jahres für Unwetteropfer

Das Spendenkonto bleibt unter dem Verwendungszweck „Hochwasser“ über den Aktionstag hinaus bestehen.

Hochwasser Möllbrücke

ORF

ÖBB verdoppeln Spendensumme

Spenden sind von Donnerstag bis einschließlich Sonntag auch bei allen besetzen ÖBB-Bahnhöfen mit Fahrkartenschalter in Kärnten und Lienz möglich, dazu wurden Spendenboxen aufgestellt. Die gesamte hier von 8. bis 11. November gespendete Summe wird von den ÖBB verdoppelt.

Mehrere Hilfsaktionen

102 Millionen Euro wird die Bundesregierung aus dem Katastrophenfond bereitstellen, die Landesregierung beschloss eine Soforthilfe von sieben Millionen Euro. Damit das Geld möglichst rasch an die Betroffenen ausbezahlt werden kann, gibt es unterschiedliche Aktionen. Der Fördertopf „Hilfe in besonderen Lebenslagen“ wurde dafür vom Land mit einer Million Euro bestückt. Diese rasche Förderung kann bei den Gemeindeämtern beantragt werden. Mittelfristige Hilfe gibt es über das Kärntner Nothilfswerk, auch diese Förderung wird bei den Gemeinden beantragt.

Wieviel an Schäden durch die Versicherung und durch die öffentliche Hand abgedeckt werden können, sei nur schwer abzuschätzen, sagt Landesrat Fellner. Bei der Hochwasser-Katastrophe in Lavamünd seien rund 90 Prozent der Schäden abgedeckt worden.

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