Bundesheer rückte ins Lesachtal vor

Am Mittwoch hat in den von Hochwasser und Sturm getroffenen Gebieten das große Aufräumen begonnen. Im Lesachtal ist das Bundesheer mit schwerem Gerät im Einsatz. Mittlerweile gab es Zivilschutz-Entwarnungen.

Das Lesachtal ist weiterhin nur sehr eingeschränkt über Osttirol erreichbar. Pioniere des Bundesheers helfen bei den Aufräumarbeiten. Es gibt vielerorts keinen Strom oder eine Telefonverbindung - mehr dazu in „Dramatische Lage“ im Lesachtal.

Über Osttirol werden Notstromagregate in das Lesachtal gebracht, um die größeren Ortschaften mit Strom zu versorgen. Es wird laut Kelag noch einige Tage dauern, bis alle Ortschaften wieder Strom haben. Das Problem beim Vordringen von Kötschach-Mauthen aus ist, dass sich noch Hänge bewegen und Geologen erst die Stellen zum Bearbeiten frei geben müssen.

Bundesheer brachte schwere Bagger mit

60 Männer und Frauen des Pionierbataillons 1 aus Villach unterstützen die vielen freiwilligen Helfer. Auch ein 20 Tonnen schweren Radbagger mit Spezialwerkzeug und ein 14 Tonnen schwerer Kettenbagger wurden ins Tal gebracht. Ein Erkundungskommando sondierte bereits am Dienstag die Lage im Tal. Oberst Volkmar Ertl sagte: „Das Spezielle dabei ist, dass die Bäume, die kreuz und quer über die Straßen liegen, verspannt sind und wenn man sie schneidet, Kräfte freiwerden. Mit dem Gerät halten wir die Bäume, um die eigenen Leute nicht zu gefährden“, so Ertl.

Bundesheereinsatz in Oberkärnten

Hubschrauber, schweres Gerät und Pioniere machten sich am Mittwoch auf den Weg nach Kötschach-Mauthen, ins Gail- und Lesachtal.

Bis Samstag bleiben jedenfalls vier Hubschrauber des Bundesheeres im Lesachtal stationiert, um die Bevölkerung mit dem Nötigsten zu versorgen, denn Lebensmittel werden knapp. Außerdem finden täglich Transportflüge statt, und auch Geologen müssen sich ein Bild von oben machen können, um die weitere Gefahrenherde lokalisieren zu können. Gefahr geht beispielsweise noch von entwurzelten Bäumen aus, die in den Gebirgsbächen entlang der Gräben liegen und beim nächsten Regen für Verklausungen sorgen.

Noch hunderte Haushalte ohne Strom

Im Lesachtal räumen die angeforderten Pioniere auch die Wege für die KELAG-Monteure, die versuchen werden, die Stromleitungen zu reparieren. Am Mittwochvormittag waren in ganz Kärnten noch rund 1.500 Haushalte unversorgt, am Montag waren es noch 10.000 gewesen. Für die mehr als 200 Monteure ist ein Einsatz oft unter schwierigsten Bedingungen, so Robert Schmaranz von Kärnten Netz. Man hat auch Notstromaggregate mit.

„Nach wie vor gibt es noch Überschwemmungen, teilweise ist die Erreichbarkeit nicht gegeben.“ So habe man erst kürzlich ins Lesachtal fahren und mit den Arbeiten beginnen können. Hier gebe es sehr schwere Schäden. „Sicherheit ist die oberste Priorität, deswegen mussten wir in der Nacht immer wieder Arbeiten abbrechen.“ Es dauere oft etwas länger, bis Sicherungsmaßnahmen abgeschlossen seien und die Monteure arbeiten können, so Schmarantz.

Tausende Hektar Wald zerstört

Der Ort Birnbaum wurde vom Unwetter mit voller Wucht getroffen, so der Feuerwehrkommandant Johann Huber: „Die Schäden sind massiv, Dächer sind abgedeckt, die Forstschäden sind enorm. Oberhalb von Birnbaum liegt der ganze Hang, mehrere tausend Hektar sind vom Sturm erwischt worden.“ Mit Unterstützung des Bundesheeres werde man sich vorarbeiten, der Ort Wodmaier sei noch komplett abgeschnitten.

Im Hotel Tuffbad sitzen noch 120 Hotelgäste fest. Sie werden noch Mittwochnachmittag mit einem Konvoi das Lesachtal verlassen. Schon Dienstagabend gab es eine Informationsveranstaltung für die Gäste, so Hotelier Gabriel Obernosterer: „Wichtig ist, dass die Leute ruhig bleiben und keine Panik ausbricht.“ Laut Bürgermeister und Einsatzleiter Johann Windbichler lobte den Zusammenhang, viele Forstarbeiter und Bauern arbeiten zusammen. Das funktioniere gut im Tal. Das Land Kärnten gab am Mittwoch bekannt, dass das Bundesheer auch im Mölltal und in Hermagor im Gailtal helfen werden.

Hochwasser Unwetter Mölltal Rangersdorf

KK/Privat

Mure in Rangersdorf im Mölltal

Mölltal schwer getroffen

Auch im Mölltal gibt es laut dem Bürgermeister von Rangersdorf Millionenschäden, es kam zu mehreren Murenabgängen. Menschen mussten ihre Häuser verlassen, auch die Stromversorgung wurde lahm gelegt. In Flattach gab es ein 100-jährliches Hochwasser, auch hier mussten Menschen vor der Möll in Sicherheit gebracht werden - mehr dazu in Unwetter: „Millionenschäden in Rangersdorf“.

Die Möll bahnte sich bei Lainach einen neuen Weg und fließt über Wiesen. Sie muss nun zurückgeleitet werden, zehn Bagger und Lkws waren am Mittwoch im Einsatz. Viele Bäume verlegten am Berg die Gräben, die Geschiebesperren sind voll und müssen ausgeräumt werden. Bei neuerlichen Niederschlägen könnte es zu Verklausungen kommen. Am Mittwoch gab es Erkundungsflüge, um die Einsatzkräfte zu Unterstützen.

Hochwasser in Rattendorf

In Rattendorf im Gailtal steht eine ganze Siedlung nach einem Dammbruch unter Wasser.

Ein gewisser Trost für die Besitzer der Häuser in Rattendorf ist, dass die Häuser von Schlamm verschont blieben. Das Wasser ist leichter aus den Häusern zu pumpen, wenn es auch große Schäden hinterlässt.

„Einen Assistenzeinsatz gibt es derzeit auch im Mölltal. Soldaten des Jägerbataillons 26 arbeiten sich von Lainach nach Winklern vor und unterstützen die Einsatzkräfte vor Ort. Zudem sind Pioniere in Hermagor und dem Lesachtal eingesetzt, um die Feuerwehr vor Ort zu unterstützen“, erklärt der Katastrophenschutzbeauftragte des Landes, Markus Hudobnik.

Dammbruch im Gailtal

Im Gailtal trat die Gail über die Ufer, es brach oberhalb von Rattendorf ein Damm ein und überflutete Häuser und Gärten. Die Bewohner von 25 Häusern mussten in Sicherheit gebracht werden. Langsam sinkt der Pegel der Gail ab, die Pumpen laufen auf Hochtouren. Immer noch sind Straßen von Muren und Bäumen blockiert. Es könnte sein, dass die Bewohner am Abend wieder in ihre Häuser zurückkehren können.

Zivilschutzalarme aufgehoben

Im Drautal waren am Dienstag 17 Ortschaften nicht erreichbar, einige waren am Mittwoch noch betroffen. Bei Rosegg brach die Mauer eines Drau-Kraftwerks und musste geflickt werden - mehr dazu in Staumauer provisorisch „geflickt“. In Lavamünd gibt es mittlerweile Entwarnung. Am Mittwoch erfolgte um 15 Uhr das einminütige Sirenensignal, mit welchem die Bevölkerung darüber informiert wurde, das keine akute Hochwassergefahr mehr besteht.

Mit dieser Entwarnung wurden auch die Evakuierungen und Straßensperren aufgehoben. Entwarnungs-Signale gab es auch für das Obere Drautal, das Obere Mölltal sowie Flattach und Obervellach. Auch in Rattendorf wurde der Zivilschutzalarm aufgehoben. Die meisten Bewohner der 25 evakuierten Haushalte sind wieder in ihre Häuser zurückgekehrt.

Lavamünd Hochwasser Drau Sonne Unwetter

ORF/Lisa Natmessnig

Es war knapp in Lavamünd, doch die Drau trat nicht über die Ufer

Die Vorbereitungen hier waren angesichts der verheerenden Überflutungen vor sechs Jahren gründlich. Der Pegel des Stausees Völkermarkt wurde abgesenkt und damit konnte der Durchfluss gezielt gesteuert werden. Zwei Häuser wurden evakuiert, der Ort wurde aber verschont. Am Mittwoch ist das Wetter freundlich, der nächste Regen wird für Donnerstag vorausgesagt, er soll aber deutlich schwächer als zuletzt sein. Die Wetterwarnung wurde aufgehoben.

Bahnstrecken wieder offen

Die gesperrte Bahnstrecke von Spittal/Drau nach Lienz wird ab Donnerstag wieder in Betrieb genommen. Auch der Personenzugverkehr zwischen Villach und Rosenbach läuft ab Donnerstag wieder. Für den Güterverkehr war die Freigabe der Karawanken-Bahnstrecke für Spätnachmittag geplant. Wer von Lienz weiter nach Innichen will, muss bis zum Wochenende Ersatzbusse nehmen.

4.500 Feuerwehrleute im Einsatz

Landesfeuerwehrkommandant Rudolf Robin sagte am Mittwoch, dass rund 4.500 Feuerwehrleute in den letzten Tagen bei 1.200 Einsätzen rund um die Uhr arbeiteten. 20 Feuerwehren sind jetzt noch dabei, beim Aufräumen zu helfen. Hydrograph Johannes Moser erklärte nach der Sitzung des Krisenstabes, dass die prognostizierten Niederschläge der nächsten Tage keine Probleme für die Pegelstände darstellen sollten. „Probleme werden aber an den Hängen auftreten, da der Boden gesättigt ist. Wir müssen mit Rutschungen rechnen“, so Moser.

Durchflussmenge der Drau konstant gehalten

Die Durchflussmenge der Drau wird entlang der Kraftwerkskette konstant bei 1.000 Kubikmeter in der Sekunde gehalten. 38 Millionen Kubikmeter Wasser werden derzeit im Gailtal zurück gehalten, um die Pegelstände Richtung Lavamünd zu stabilisieren. Damit sollte Lavamünd vorerst sicher sein, für 15 Uhr ist sogar die Aufhebung des Zivilschutzalarms vorgesehen, was bedeutet, dass die Lavamünder wieder in ihre Häuser dürfen und die Straßensperren aufgehoben werden.

Moser betonte auch, dass die Revitalisierungsmaßnahmen entlang der Drau wesentlich dazu beigetragen haben, die Schäden durch Überflutungen so gering wie möglich zu halten. Die Stauseen bleiben auch in den nächsten Tagen weiterhin gesenkt. Auf Grund des Nachlassens der Niederschläge nimmt der Wasserzufluss aus Nebenflüssen in die Drau bereits ab. Wie es derzeit aussieht, sollte der Puffer in Edling reichen, um die für Donnertag vorhergesagten weiteren Regenfälle abzufedern.

Sebastian Kurz Köstinger Besuch Unwetter Hochwasser Rosegg

Martin Sticker

Bundeskanzler Sebastian Kurz und Umweltministerin Elisabeth Köstinger in Rosegg

Die Politik sagte am Mittwoch rasche und unbürokratische Hilfe für Betroffene zu - mehr dazu in Unwetterschäden: Politik sagt rasche Hilfe zu.

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