Unwetter: Entwarnung Frage der Zeit
Laut Katastrophenschutzlandesrat Daniel Fellner (SPÖ) könne man noch immer keine gänzliche Entwarnung geben - vor allem wegen der Lage in Lavamünd, wo die Wassermassen aus ganz Kärnten abfließen - mehr dazu in Noch keine Entspannung in Lavamünd.
Oberes Mölltal und Lesachtal nicht erreichbar
Besonders hart trafen die Unwetter Oberkärnten, besonders dramatisch war die Situation im Gailtal, Drautal und im Mölltal. Starkregen und das nachkommende Wasser aus dem Lesachtal sorgten dafür, dass der Pegel der Gail nicht absank. Das Obere Mölltal ist weiter nicht erreichbar. In Rangersdorf gingen zahlreiche Muren ab, der Schaden soll laut Bürgermeister in die Millionenhöhe gehen - mehr dazu in Unwetter: „Millionenschäden in Rangersdorf“.

Richard Dabernig
Mure Rangersdorf
Auch im Lesachtal ist die Lage angespannt, das Tal ist weiter von der Außenwelt abgeschnitten - mehr dazu in „Dramatische Lage“ im Lesachtal. Am Dienstagabend waren noch 5.000 Haushalte in ganz Kärnten ohne Strom, die 200 Monteure kämpfen sich teilweise zu den Einsatzorten durch - mehr dazu in Unwetter: Noch 5.000 Haushalte ohne Strom.
Rattendorf nach Dammbruch überflutet
Nach einer erneuten Sitzung des Landeskrisenstabs wurde für Rattendorf im Gailtal Zivilschutzwarnung ausgelöst. In der Nacht brach hier ein Damm, Häuser und Gärten standen bis zu zwei Meter hoch unter Wasser. Die Bewohner von rund 25 Häusern mussten sich in der Nacht in Sicherheit bringen.

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„Wir konnten ein paar Autos nicht mehr retten“, sagte Anrainer Roland Kastner. „Auf einmal war das Wasser da.“ Ähnlich erging es Anrainer Oswin Maier: „Als ich die Sirenen hörte, rannte ich in den Keller, um ein paar Sachen in Sicherheit zu bringen. Aber da war es schon zu spät.“
„Jetzt müssen wir schauen, dass wir das weitere Wasser zurückbehalten, aber auch, dass die anderen Dämme dichtbleiben“, so Bezirkshauptmann Heinz Pansi. Von Hermagor abwärts werden jetzt alle Dämme kontrolliert. „Wir versuchen den Bereich, wo der Damm gebrochen ist und die Gail ausgetreten ist, wieder in das Flussbett zurückzuführen.“

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Überflutung Rattendorf
Der Wasserstand der Gail halte sich seit etwa zwölf Stunden konstant, was auch Gefahren berge, sagte Pansi. Denn dadurch, dass das Wasser so hoch stehe, weiche sich der Uferbereich auf.

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Langsame Entspannung
Derzeit gibt es in Rattendorf eine leichte Entspannung, aber noch keine Entwarnung. In den Nachtstunden sollte es aber besser werden, sagte Bezirkshauptmann Pansi: „Der Wasserpegel des Gailflusses geht langsam zurück, damit kann auch das Wasser der überfluteten Bereiche langsam abfließen.“ Angespannt bleibt die Lage auch noch im Unteren Gailtal, die Gail bringt weiterhin viel Wasser in die Drau.
Besonders schwer getroffen wurde auch die Kirche in Rattendorf, kniehoch stand hier das Wasser. Am Nachmittag wurde begonnen, das Wasser abzupumpen, mit dabei auch Pfarrer Andreas Tonka, der auch Feuerwehrmann ist. Der Schaden ist hoch, sagte er: „Die Messgewänder sind kaputt, auch viele Möbelteile.“

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Kirche Rattendorf
Ortschaften im Drautal abgeschnitten
Auch aus dem Bezirk Spittal wurden schwere Vermurungen und Schäden durch Hölzer gemeldet. 17 Ortschaften sind hier abgeschnitten. Nicht erreichbar sind einzelne Ortschaften in Oberdrauburg, Irschen, Dellach/Drau, Berg im Drautal und Greifenburg, außerdem Zwickenberg bei Simmerlach, Mallnitz, Lainach und Rangersdorf, Zwischenbergen und Heiligenblut ab Mörtschach. Noch unklar ist auch, wann die Straßensperren ins Drautal aufgehoben werden können. Die Zivilschutzwarnung soll am Dienstag jedenfalls weiterhin aufrecht bleiben.

Privat
Steinfeld, Brücke über die Drautalbahn
Zwei Brücken zerstört
Die Wassermassen haben im Gailtal beträchtlichen Schaden angerichtet. In Treßdorf (Gemeinde Kirchbach) wurde eine einspurige Betonbrücke zerstört. In Gundersheim wurde eine Brücke beschädigt und in Nölbling (Gemeinde Dellach) ein Steg mitgerissen. Bezirkshauptmann Pansi sagte, man werde sämtliche Brücken nach dem Hochwasser überprüfen müssen, auch um Unterspülungen ausschließen zu können.
Gailtal-Zubringer und Gailtal-Bundesstraßen wurden am Dienstag wegen des Hochwassers gesperrt, auch die Gailtalbahn ist gesperrt, weil die Infrastruktur unter Wasser steht. Einige Orte und Gehöfte sind nicht erreichbar.

BFK Spittal/Drau
Pusarnitz im Bezirk Spittal
Bundesheer hilft in Oberkärnten
Das Bundesheer wurde am Montagnachmittag von der Bezirkshauptmannschaft Spittal zur Unterstützung gerufen, 200 Soldatinnen und Soldaten stehen laut Heeresaussendung bereit. 80 Soldaten des Jägerbataillons 26 aus der Türkkaserne halfen beim Befüllen von Sandsäcken. Zurzeit werden durch die Krisenstäbe der Bezirkshauptmannschaften, des Landes Kärnten und der Landesalarm- und Warnzentrale die Ausmaße der Schäden beurteilt, um im Bedarfsfall etwaige Hilfseinsätze durch das Bundesheer zu planen.
Bisher tausend Feuerwehreinsätze
Im ganzen Land sind Hunderte Feuerwehrleute seit Tagen rund um die Uhr im Einsatz, um Dämme zu sichern, Muren zu beseitigen und Straßen freizumachen. „Seit vier Tagen sind wir unterwegs“, sagte Landesfeuerwehr Kommandant Rudolf Robin. Dass präventive Maßnahmen gesetzt wurden, wie etwa in Lavamünd, habe sich sehr bezahlt gemacht. 2.500 Feuerwehrleute waren bisher bei 1.000 Einsätzen in den Krisengebieten.

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Hochwasser in Möllbrücke
Zweimal hätten die Unwetter Kärnten voll getroffen, „vor allem die letzte Nacht war sehr schwierig“, so Robin. Auch Dienstagnacht und der Mittwoch werde den Einsatzkräften noch einmal viel abverlangen. Wichtig sei vor allem die Koordination der Einsätze: „Wir sind mit allen Bezirkshauptmannschaften und Einsatzleitern in Kontakt.“ Hotspots seien weiter das Gail-, Lesach- und das Obere Drautal und Lavamünd.
Land und Bund sagen Hilfe zu
Noch sind die Schäden, die die Unwetter in Kärnten angerichtet haben, nicht zu beziffern. Die Aufräumarbeiten werden Wochen dauern. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) bedankte sich am Dienstag bei allen Einsatzkräften. Und sagte finanzielle Hilfe zu: „Vom Land gibt es über den Katastrophenfonds Hilfe, um die Schäden zu mildern.“ Auch die Bundesregierung kündigte nach den Unwetter- und Hochwasserschäden in Teilen Österreichs schnelle und unbürokratische Hilfe an. „Es ist bundesweit erkennbar, welchem Leid Kärnten durch die Unwetter ausgesetzt wurde“, so Kaiser. Die Wirtschaftskammer hat eine Krisenstelle für in Mitleidenschaft gezogenen Betriebe eingerichtet. Sie bietet Hilfestellung mit dem Notfallfonds an.