Hochwasser: Steigende Pegelstände

Durch den anhaltend starken Regen in Kärnten sind am Sonntag die Pegel der Flüsse Drau, Gail und Möll angestiegen. Als behördlich vorgeschriebene Sicherheitsmaßnahme leerte der Verbund am Abend das Staubecken Rottau.

Bis Sonntagabend war der Durchfluss der Gail bereits an mehreren Messstellen auf das Niveau eines fünf- bis zehnjährlichen Hochwassers angestiegen. Beim Oberlauf der Möll lagen die Werte Sonntagabend beim Stand eines ein- bis fünfjährlichen Hochwassers. Vor allem entlang der Drau und der Möll wird die Hochwassergefährdung mit hoch beziehungsweise sehr hoch eingeschätzt.

Der Starkregen ließ den Pegelstand der Kärntner Flüsse steigen. Gleichzeitig verursachten in Ferlach orkanartige Sturmböen schwere Schäden. Häuser wurden abgedeckt, Muren verlegen Straßen.

Krisenstäbe stehen bereit

Laut den Experten deuten die Prognosen auf ein 30- bis 100-jährliches Hochwasser (HQ30 bis HQ100) hin. Die Staubecken wurden maximal abgesenkt: „Unklar ist aber, wie viel wir mit den Maßnahmen auffangen werden können“, sagte Landesrat Daniel Fellner (SPÖ) am Sonntag nach einer Sitzung des Koordinationsausschusses in Klagenfurt. Die einberufenen Krisenstäbe stünden bereit.

Reisach Gail Fluss Hochwasser

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Brücke über dem Gail-Fluss in Reisach

Krisenstab: Für alles gerüstet

Der Landeskrisenstab informierte kurz vor zwölf Uhr die Öffentlichkeit. Man gab sich gerüstet, auch wenn man weiterhin hofft, dass die Prognosen nicht im vollem Ausmaß zutreffen werden. Laut dem hydrografischen Dienst wird durch das Mittelmeertief „Vaia“ die Hochwassergefährdung an der Drau, Möll, Lieser und Gail mit hoch bis sehr hoch eingeschätzt.

Die Warnungen für alle Gemeinden Österreichs finden Sie frei zugänglich auf der Website der ZAMG.

Derzeit wird mit 30- bis 100-jährlichen Hochwassereignissen gerechnet. Gefährdet seien neben Lavamünd vor allem Orte entlang der Drau wie Oberdrauburg, Steinfeld und Sachsenburg, und an der Möll wie Lurnfeld und Möllbrücke - mehr dazu in Starkregen und Muren in Oberkärnten (kaernten.ORF.at; 28.10.18).

Laut Norbert Sereinig von der Wasserwirtschaft geht es um mehrere Schwerpunkte: „Wir rechnen damit, dass wir bis in den Großraum Villach entlang der Drau ein 30- bis 100-jährliches Hochwasser erleben müssen. Der zweite Schwerpunkt ist die Möll.“

Verbund leert Staubecken Rottau

Aufgrund des aktuellen Hochwassers senkte der Kraftwerksbetreiber Verbund den Stausee Rottau seit Sonntag um 17.00 Uhr bis zum freien Durchfluss. Die Wasserführung der Möll habe sich im Laufe des Tages verzehnfacht. Behörden und Fischereiberechtigte wurden über die behördlich vorgeschriebene Sicherheitsmaßnahme informiert. Erst nach Durchzug der Hochwasserwelle wird der Verbund in den kommenden Tagen mit dem Wiederaufstau beginnen.

Der Stausee Rottau an der Möll erstreckt sich über die Gemeinden Mühldorf und Kolbnitz und dient als Unterbecken für den Pumpbetrieb des Pumpspeicherkraftwerks Malta-Hauptstufe. Bei Stromüberschuss im Netz kann hier Wasser entnommen und bis zum Kölnbreinspeicher gepumpt werden, um Energie zu speichern.

Krisenstab LAWZ

LPD

Krisenstab in der Landesalarm- und Warnzentrale

Evakuierungen nicht auszuschließen

Auch Evakuierungen seien nicht auszuschließen: alleine in Möllbrücke könnten 200 Wohnobjekte betroffen sein. Auch entlang des Drauspitzes seien Evakuierungen möglich. Kärntenweit spricht das Land in puncto Evakuierungen von einer niedrigen vierstelligen Zahl. Auch hier hänge aber alles von den tatsächlichen Ereignissen ab.

Das Land habe - etwa mit der Absenkung der Pegelstände in der Drau - alle technischen und juristischen Vorkehrungen getroffen, um die Schäden so gering wie möglich zu halten. Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (SPÖ) unterstreicht, es solle keine Panik aufkommen. Auch eine Entschärfung der Situation sei weiterhin möglich, wenn es bei diesen Prognosen bleibt, sei Kärnten zur Sicherheit der Bevölkerung bestens vorbereitet.

Sandsäcke Lavamünd Hochwasser

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Lavmünd: Überflutung von Kellern wahrscheinlich

Während in Oberkärnten punktuell große Hochwasser erwartet werden, werden die größten Schäden derzeit in Lavamünd befürchtet: Schon ab einem Durchfluss von 1.450 Kubikmeter wird Lavamünd überschwemmt. „Wir hoffen, aufgrund der Senkung der Stauseebecken auf einen Wert von 1.800 Kubikmetern zu kommen. Mit überschwemmten Kellern und überfluteten Straßen muss also in jedem Fall gerechnet werden“, warnte der Wolfsberger Bezirkshauptmann Georg Fejan.

Der Verbund will weitere Prognosen abwarten. Alle Maßnahmen würden mit den Behörden abgestimmt. Bis jetzt wurden die Pegelstände bei zehn Draukraftwerken abgesenkt. Eine letzte Reserve von einem halben Meter gibt es noch. Fejan: „Wir haben aufgrund des letzten Hochwassers 2012 schon ungefähr eine Prognose, wie es aussehen könnte. Wir rechnen aus heutiger Sicht fix damit, außer die Prognose ist wirklich zu vorsichtig, dass die Drau in Lavamünd über die Ufer treten wird. Es ist so, dass in der Gemeinde Lavamünd in Kooperation mit den Blaulichtorganisationen schon Erstmaßnahmen getroffen wurden. Wir reden da von Objektschutz. Unzählige Sandsäcke in jenen Bereichen, die vermutlich als erstes geflutet werden, wurden hergerichtet. Es wird das Kunststück sein, sich nach den Prognosen zu richten und die Entscheidungen danach zu richten.“

Der Vorteil gegenüber 2012 sei die lange Vorlaufzeit. Die Polizei sichere außerdem die Kraftwerksstaubereiche ab, um Unfälle zu verhindern. Wanderer sollten das Gebiet jedenfalls meiden.

Hochwasser Lavamünd Kraftwerk Verbund

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Orkan hielt Ferlach in Atem

Zu den drohenden Überflutungen kam in der Nacht auf Sonntag ein nicht in dieser Intensität erwarteter Föhnsturm im Bereich Ferlach dazu. Versperrte Straßen, Stromausfälle sowie Probleme mit der Wasserversorgung waren die Folge - mehr dazu in Orkan hält Raum Ferlach in Atem (kaernten.ORF.at; 28.10.18).

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