Vorbereitungen auf Hochwasser laufen

Die für die nächsten Tage prognostizierten Regenfälle versetzen Behörden und Einsatzorganisationen in Alarmbereitschaft. Ein 30- bis 100-jährliches Hochwasser wird erwartet. Stauseen werden gesenkt. Ziel sei, Lavamünd vor einer neuerlichen Jahrhundertflut zu schützen.

Die Wetterprognosen für die nächsten Stunden und Tage deuten darauf hin, dass teilweise bis zu 400 Liter Regen pro Quadratmeter fallen könnten. Eine handelsübliche Badewanne hat ein durchschnittliches Fassungsvermögen von 140 Liter. Das heißt, die Regenmenge, die erwartet wird, entspricht der Füllmenge von drei Badewannen auf einen Quadratmeter gerechnet.

In Lavamünd wurden am Samstag den ganzen Tag über Sandsäcke gefüllt und Keller ausgeräumt. Vor allem im Bereich Drau-Spitz - dort, wo Drau und Lavant aufeinander treffen - ist die Angst vor Überschwemmungen groß. Am Nachmittag tagte der Landeskrisenstab mit allen Kärntner Bezirkshauptleuten und den Katastrophenschutzbeauftragten des Landes. Der Bezirk Völkermarkt ist über den Stausee Edling unmittelbar von der Hochwassergefahr betroffen, sagte der Völkermarkter Bezirkshauptmann, Gert Klösch, der Mitglied des Krisenstabes ist: „Hintergrund der heutigen ersten Sitzung zur Krisenabschätzung war es, die Absenkmöglichkeiten der Stauräume entlang der Drau auszuloten.

Ziel: Lavamünd vor neuer Jahrundhertflut schützen

Nach Rücksprache mit den zuständigen Sachverständigen aus der Hydrografie und aus der Wasserwirtschaft, sowie aus der Meteorologie sind wir übereingekommen, den Stausee Edling auf das minimal mögliche Ausmaß abzusenken. Das ist vier Meter unter dem Stauziel.“ Derzeit befinde man sich bei 1,5 Meter unter dem Stauziel. Mit der Absenkung der Stauräume bei der Annabrücke und in Ferlach soll versucht werden, die anstehende Wasserwelle, die sich von Ober- nach Unterkärnten entwickle, abzufangen.

„Entwässerung“ über Lavamünd

Kärnten wird weitestgehend über Lavamünd „entwässert“. Das heißt, dass alle Bäche und Flüsse früher oder später vereint in der Drau durch Lavamünd in Richtung Slowenien abfließen.

Oberstes Ziel sei es, Lavamünd vor einer neuerlichen Jahrhundertflut wie im Jahr 2012 zu schützen. Laut Klösch, gehe man derzeit von einem hundertjährlichen Hochwasser im Bezirk Spittal aus. Die Hochwasserwelle dürfte dann in Lavamünd mit einem etwa 30-jährlichen Hochwasserstand eintreffen.

Laut Klösch rechne man mit etwa 2.500 Kubikmeter Wasser, das sich von Oberkärnten her entwickeln werde: "In Lavamünd dürfte es einen Wert von 1.800 herunter zu kommen. Ab 1.450 geht das Wasser in Lavamünd über die vorhandenen Einrichtungen drüber. Wir versuchen, das Ganze mit 1.800 zu begrenzen, um die Schäden möglichst gering zu halten.“

Sandsäcke füllen Lavamünd Hochwasser

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Feuerwehr befüllt Sandsäcke

Verbund senkt Wasserpegel auf Niedrigst-Stand

Um eine rechtliche Basis für das Ablassen der Stauseen zu schaffen müssen einstweilige Verfügungen nach dem Wasserrechtsgesetz erlassen werden, so Klösch. Dem Verbund müsse dadurch der Auftrag gegeben werden, die Absenkungen vorzunehmen.

Zehn Verbund-Kraftwerke

Der Verbund betreibt entlang der Drau zehn Wasserkraftwerke, die mehr als die Hälfte des gesamten Jahresstrombedarfs in Kärnten produzieren.

Wie der Verbund in einer Aussendung bestätigte, wurde um 17.00 Uhr damit begonnen, den Völkermarkter Stausee um vier Meter abzusenken. Weiters müssen die Stauspiegel bei den Draukraftwerken Annabrücke, Ferlach, Feistritz und Rosegg um 2,5 Meter abgesenkt werden. Ziel dieser Maßnahme sei die Schaffung eines Sicherheitspuffers.

"Gleichzeitig wurde die Republik Slowenien verständigt, dass auch sie bei den Kraftwerken im Bereich der Drau, die Wehr öffnen, um damit auch das Wasser abzulassen, das in der Nacht dazu kommen wird“, so der Bezirkshauptmann von Völkermarkt.

Schäden im Fischbestand erwartet

Gemeinsam mit dem Bezirkshauptmann von Wolfsberg, Georg Fejan, wurde das Katastrophenszenario für Lavamünd festgelegt, so Klösch: „Es wurden das Bundesheer, die Feuerwehren und die Polizei verständigt.“ Es bestehe auch ständiger Kontakt unter allen Bezirkshauptmannschaften. Am Samstag sei es noch unmöglich abzuschätzen, ob das Katastrophenszenario verhindert werden könne: „Wir werden auf jeden Fall Schäden im Bereich des Fischbestandes haben. Das müssen wir allerdings unter Abschätzung Leib-Leben-Werte hinnehmen. Diese Abschätzung wird von uns vorgenommen - gestützt auf Einschätzungen aus der Hydrografie und aus der Meteorologie - um einen größtmöglichen Schutz für die Bevölkerung von Lavamünd zu bieten.“ Nach den derzeitigen Prognosen werde es auch im Bezirk Spittal zu Überflutungen kommen. Laut den Experten werde ein hundertjährliches Hochwasser erwartet.

Hochwasser Lavamünd Kraftwerk Verbund

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Verbund-Kraftwerk in Lavamünd

Weitere Krisensitzung am Sonntag

Katastrophenschutzreferent LR Daniel Fellner (SPÖ) berief auch für Sonntag um 10.30 Uhr in der Landesalarm- und Warnzentrale eine Sitzung des Landeskoordinationsausschusses ein. Die Bezirkshauptmannschaften Spittal, Hermagor, Villach Land, Klagenfurt Land, Völkermarkt und Wolfsberg, sowie Bundesheer, Feuerwehren, Polizei, Rotes Kreuz, Vertreter der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik sowie der Austrian Hydro Power werden mit Experten des Landes die Lage besprechen und nötige Vorkehrungen treffen.

„Durch das rasche und koordinierte Vorgehen, das wir im Landesalarmplan festgeschrieben haben, können wir im Ernstfall noch schneller reagieren und helfen“, sagte Fellner und versicherte, man werde sich auf das drohende Ereignis bestmöglich vorbereiten. Gemeinsam werde man alles daran setzen, die Schäden so gering wie möglich zu halten und die Bevölkerung vor den drohenden Überflutungen zu schützen. Die Spitze der Ereignisse werden Montag und Dienstag erwartet. Am Sonntag gehe es vor allem darum, zu eruieren, wo es zu größeren Überflutungen kommen kann, und wie wir uns darauf vorbereiten können“, so Katastrophenschutzbeauftragter Markus Hudobnik. Zusätzlich werden Krisenstäbe in den Bezirkshauptmannschaften Wolfsberg, Völkermarkt und Klagenfurt-Land tagen, um weitere Maßnahmen vorzubereiten.

Zentrale Überwachung Hochwasser

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Gefahrenzonen in Oberkärnten und Lavamünd

„Derzeit liegt die Bewertung der erwarteten Hochwassergefährdungen zwischen groß und sehr groß“, weiß auch Johannes Moser, Leiter der Hydrographie in der Abteilung 12 – Wasserwirtschaft. Besonders betroffen wären diesmal Oberkärnten, aber auch Lavamünd. „Je näher das Ereignis, desto genauer sind unsere Prognosen“, sagte Moser. Der Lagebericht wird regelmäßig auf der Website des Hochwasserwarnservice aktualisiert.

Schnee Großglockner Hochalpenstraße

Stefan Rieger

Schnee im Oktober auf der Großglockner Hochalpenstraße

Großglockner Hochalpenstraße gesperrt

Die Großglockner Hochalpenstraße wurde am Samstag für den gesamten Verkehr gesperrt. Grund für die Sicherheitssperre ist die derzeitige Wetterlage. Aufgrund der Schneemengen sei das Befahren der Straße derzeit nicht zumutbar, heißt es von der Großglockner Hochalpenstraße AG. Nach einer Begehung soll am Sonntag über die Dauer der Sicherheitssperre entschieden werden.

Mit dem Schlechtwettereinbruch gehen auch die ersten Wintersperren einher. In Kärnten ist laut dem ÖAMTC die Malta Hochalmstraße betroffen. Die Ausflugsstraße von Gmünd zur Kölnbreinsperre ist nicht mehr befahrbar. Auch für die Nockalmstraße gilt ab sofort die Wintersperre.

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