Seenforschung: Zeitreise in die Vergangenheit

Zum zweiten Mal haben Seegeologen heuer bis zu sieben Meter lange Sedimentproben aus Kärntner Seen entnommen. Tausende Jahre zurück können sie damit zurück in die Vergangenheit schauen, um Erkenntnisse für die Zukunft zu erlangen.

Mit einer zwei Tonnen schweren Forschungsplattform, die eigens aus der Schweiz angeliefert wurde, waren die Seegeologen im Herbst auf dem Millstätter- und Wörther-See unterwegs. Die Forscher der Universität Innsbruck entnehmen mit einem Bohrer bis zu sieben Meter lange Sedimentkerne aus den Seen, um damit unter anderem Hinweise auf die Häufigkeit von Erdbeben und andere Klimaereignisse zu erhalten. Die Kärntner Seen eignen sich dafür besonders gut, da die seismischen Aktivitäten hier zahlreich waren und noch immer gut sichtbar sind.

Bundeslandfenster Seegeologie Seenforschung Sedimentproben

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Forschungsplattform am Millstätter See

Die gesammelten Daten sollen bei der Erstellung von Gefahrenzonenplänen einfließen und die Vorhersagbarkeit von Erdbeben verbessern. Neben Erdbeben seien auch starke Regenfälle nachweisbar, sagt Forscher Christoph Daxer.

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An dem internationalen Forschungsprojekt nehmen Forscher aus Österreich, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz und Taiwan teil. 400.000 Euro kostet das Forschungsprojekt, erste Ergebnisse werden Ende des Jahres erwartet.

Heuer bis zu sieben Meter lange Proben

Das Forschungsprojekt läuft noch drei Jahre und ist das erste dieser Art in Österreich. In mehr als 100 Meter Tiefe blieb der Seegrund von den äußeren Einflüssen der vergangenen Jahrhunderte unberührt und ist damit für Seegeologen wie ein Archiv, ähnlich den Jahresringen eines Baumes. Je länger der Bohrkern, desto weiter geht es in der Geschichte zurück.

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Im Vorjahr wurden erstmals Proben entnommen – mehr dazu in Erdbebenforschung am Grund der Kärntner Seen. Im letzten Jahr wurden kürzere Bohrkerne entnommen, „damit kann man am Millstätter See gerade mal 700 Jahre in die Vergangenheit schauen“, sagt Forscher Christoph Daxer. Heuer wurden bis zu sieben Meter lange Bohrkerne entnommen, „damit können wir am Millstätter See ca. 5.000 Jahre Vergangenheit betrachten.“

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Auch Schwermetallbelastung wird untersucht

Umweltchemiker Remo Röthlin untersucht anhand der Sedimentproben auch die Schwermetallbelastung in den Seen. Im Millstätter See gibt es laut Röthlin eine Arsenbelastung. „Wir wissen nicht, woher sie kommt.“ Auch wenn die Belastung nicht sehr hoch ist, will der Forscher herausfinden, ob sie Auswirkungen auf das Ökosystem hat.

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Größtes Beben im Jahr 1348

Bislang wurden 250 Meter an Sedimenten gezogen, um ein Bersten der Rohre zu verhindern, werden Luftlöcher gebohrt. Die Proben werden dann im Labor mit Computertomographie und Röntgen analysiert. Die bisherigen Analysen ergaben zum Beispiel, dass das so genannte „Villacher Erdbeben“ im Jahr 1348 wohl das größte Beben in den letzten 8.000 bis 10.000 Jahren war.

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